21.06.2009
315 Kilometer vom Inari mitten in den Wald in der Nähe von Ruonajärvi (N67°7’24.00″ E24°19’45.60″)
Heute ist Mittsommer und eigentlich sollte in ganz Skandinavien die Hölle los sein. Irgendwie hab ich mir wohl die falschen Orte ausgesucht. Nix ist los. Aber macht nix 🙂
In Inari macht das Wetter erst noch den Eindruck, als wäre es warm. Also mal ohne Regenkombi versuchen. Aber war nur angetäuscht. Kaum bin ich losgefahren, friere ich jämmerlich. Also anhalten, und die sorgsam eingepackten Regensachen wieder rausdüddeln und überwerfen. So lässt sich fahren. Für die nicht Moppedfahrer: Regensachen haben den Vorteil dass sie dicht sind. Auch winddicht. Ergo schützen Sie auch vor Kälte, selbst wenn sie nur hauchdünn sind.
Das Navi sagt 14:33 Stunden für 317 Kilometer weil ich wieder „kürzeste Strecke“ eingegeben habe und verspricht mir ungepflasterte Straßen. Es fragt immer so nett: „Die Strecke enthält ungepflasterte Straßen. Ungepflasterte Straßen vermeiden?“. Worauf ich natürlich immer brav auf „Nein“ drücke :D. Das wird ein Spaß!
An der Tanke kaufe ich noch schnell eine Karte mit höherer Auflösung (hmmm. Das heißt doch bei Straßenkarten bestimmt anders, oder?) und entdecke, dass Schneemobilfahrer nicht auf Fußwegen fahren dürfen. Soso …
Unterwegs wieder was gelernt. Am Straßenrand tauchen manchmal so ‚Dinger‘ rechts und links auf. Die dienen dem Rentiertrieb. Scheinbar wird zur Zeit der Rentierzählung die Straße kurzerhand zur Viehweide. Aber irgendwie kann ich das nicht wirklich glauben. Ist allerdings das Einzige was Sinn macht wenn ich den Erläuterungen im Naturschutzgebiet Sallivaara glauben schenken darf.
Und dann kam die erste Schotterstrecke: 60 Kilometer laut Straßenschildern. Nun denn. Rein da! Und es geht doch. Wenn die gut genug ist, kann man da auch schon mal 80 fahren. Kurven sind von weit einsehbar, Schlaglöcher macht die GS weg wie nix und wenn einem eine Frau mit Kinderwagen entgegen kommt, dann natürlich runter vom Gas. Nicht lachen. Kam mir wirklich entgegen. Anfänglich sagt das Navi noch ich würde 5:24 h brauchen. Aber es kennt die finnischen Schotter-Rennstrecken wohl nicht. Am Ende brauch ich für knapp 50 km 41 Minuten. Macht nen Schnitt von 71 km/h 🙂 und die angeblichen 5:24 sind zu 0:31 Minuten zusammengeschnurpselt. Merke: TomTom Navis rechnen 10 km/h auf ungepflasterten Straßen. Das KANN stimmen, muss aber nicht – zumindest nicht in Finnland und nicht mit ner GS.
Und als ich da raus bin, zeigt sich Finnland von seiner schönsten Seite: Finnair-Wölkchen am Himmel, die Sonne lacht, es wird warm und das Auge freut sich. Bei der Rast kühle ich aber doch noch zu stark aus. Also erstmal noch mit Regenkombi weiter, die ich dann erst im Laufe des Nachmittags wieder wegpacke.
Endlich hab ich mal dran gedacht, ne Tanke zu fotografieren. Putzig. Gell? 🙂 Der Sprit hier ist übrigens nur unwesentlich teurer als bei uns.
Danach komme ich an einem Skigebiet vorbei. Auch das sieht im Sommer etwas trostlos aus, selbst wenn da jetzt Golf gespielt wird. Aber da kommt mir ein Gedanke: Snowboarden in Lappland! Da kann man bestimmt auch Schneemobil fahren. Und ganz in der Nähe ist sogar ein Flughafen. Gar nicht mal so klein: Kittilä. Macht so den Eindruck wie die größe von Hahn. Ich muss unbedingt mal schauen, was hier so hin fliegt. Das Skigebiet ist laut Karte zwar grad mal mit nem Fjell von 505 Metern gesegnet, aber 120 Kilometer nördlich des Polarkreises, na wenn da keine Schneegarantie ist, dann weiß ich es nicht. Ist halt dunkel, aber macht nix. Die haben bestimmt Flutlicht. Wär sonst doof, in einer Gegend mit Polarnacht ein Skigebiet aufzumachen.
Apropos Schneemobil: Erst dachte ich das wäre ein Verkauf, aber die Dinger hatten alle Kennzeichen. Scheint wohl doch eher ein Verleih zu sein. Soviel zum Thema „Schneemobil fahren in Lappland“ 🙂
Und dann kommt die zweite Holperstrecke, die’s jetzt mal in sich hat. Über 50 km/h geht nicht. Die Schlaglöcher sind zu heftig. Aber dann geht’s in den Wald und ein Platz mittendrin eignet sich perfekt für die Übernachtung. Also halt gemacht und Zelt aufgebaut. Wärend dessen versammeln sich 1000e von kleinen Fliegen (keine Mücken ;)) um mich rum und wollen alle mit ins Zelt rein. Aber ich kann sie abwehren und sitze jetzt bei wonnigen 20 Grad im Zelt, die Sonne knallt noch, es ist (natürlich) hell und die Fliegen sind so doof und knallen zwischen Innen- und Außenzelt immer an die Wand so dass es sich so anhört als würde es regnen.
So muss Urlaub sein!
Morgen geht’s dann weiter nach Ranua, da soll’s laut ADAC Kartenführer einen klasse Zoo mit arktischen Tieren in nahezu natürlicher Umgegung geben.