17.06.2009
420 Kilometer von Marakoski nach Karasjok
Heute Nacht hatte ich das Schlaftuch mal ausprobiert. Klasse Einrichtung in einem Land in der dir die Sonne nachts um zwei schon in die Augen brunzt und hab prima geschlafen. Danke für die Idee, Jost!
Heute morgen dann erstmal bei der erstbesten Tanke frühstücken. Die seltenen Tankstellen hier im Norden entwickeln sich zu einem Treffpunkt für alles Mögliche. Wo sonst bekommt man Schneemobil-Handschuhe oder -klamottten an der Tanke?
Apropos Schneemobil: Davon gibt’s hier oben reichlich. Und jetzt im Sommer sieht das schon recht seltsam aus, dass eine Schneemobil-Trasse direkt aus einem See kommt, auf die Straße zuführt, mit speziellen STOP-Schildern die Mobile aufhalten soll, nur damit sie auf der anderen Seite der Straße in den nächsten See wieder verschwinden können.
Und dann hab ich’s geschafft. Dank speziell antrainierter Technik, wie man Fotos im Fahren schießen kann, hab ich Rentiere geschossen. An der Nummer des Fotos sieht man schon, dass das ein, oder andere Bild zusammen gekommen ist. 😉
Wir haben uns dazu entschlossen, eher die Straßen mit den hohen Nummern zu nehmen. Ab zweistellig aufwärts, damit die Strecke nicht ganz so grade und langweilig wird. Entspricht in Deutschland den kleinen Bundesstraßen. Nur das die bei uns komplett geteert sind. So wollten wir dem Navi auch nicht glauben, als es sagte, wir würden über zweieinhalb Stunden für knapp über 50 km brauchen. Björn: „Jaja, das hat es gestern auch gesagt, dass da ungepflasterte Straßen kämen…“.
Nur dass die heute auch tatsächlich kam. Wohlgemerkt: Niveau „Bundesstraße“ und dann plötzlich ohne Teerbelag aber mit Schotter. Aber in Finnland macht das nix. Nach der Erfahrung der Straße zu Meeri und Klaus ging’s da auch mit 70 Sachen drüber und die zweieinhalb Stunden schnurpseln zu knapp einer Stunde zusammen — inklusive Video-Dreh.
Und dann die norwegische Grenze zwischen Kivilompolo (FIN) und Siebe (N). Nur noch ein paar hundert Kilometer bis zum Nordkapp. Aber vorher noch ein paar Hürden nehnmen. Die Strafen für’s zu schnell Fahren in Norwegen sind ganz schön gesalzen: 70 Tacken für 5 km/h zu schnell, 200 EUR für 10 km/h zu schnell und 950 EUR für 30 zu schnell. Ganz schön wirksam! So haben wir uns dann auch an die Begrenzung gehalten. Die Bäume wurden kürzer, die Straßen grader, dann kam sowas wie Steppe und weit und breit nix was höher ist als ein paar Meter. So stell ich mir die Route 66 vor: Lang, grade, langweilig.
Zum Einschlafen langweilig. Wie das die Verkehrssicherheit steigern soll ist mir ein Rätsel. Zum Glück ging’s dann wieder auf kleinere Straßen — auf denen wir von Einheimischen mit 120 km/h und mehr überholt wurden. Aha. Hier gilt – eigentlich – überall 80. Bekommen die Sondertarife? Egal. Es wurde auf jeden Fall interessanter; auch von der Streckenführung her.
Noch eine Nacht Pause, in der wir durch glückliches Missverständnis zu einem Paradies gelangt sind. Eigentlich wollten wir auf einen Campingplatz, aber Björn ist zu früh eingebogen und wollte wissen ob’s das ist. Ich hab nur B&B gesehen und fand’s gut. Also Daumen nach oben auf den fragenden Blick durch den Helm.
Was für ein Glück, sowas hab ich noch nicht gesehen. Kleine Hütten, die bis ins Detail mit natürlichen Materialien gebaut sind: Holz, Stein, Felle, Schiefer, geschmiedetes Metall, Rentier- uns Elchgeweihe für alles Mögliche vom Türgriff bis zum Eierbecher. Ich komme mir vor, wie bei Fred Feuerstein zu Besuch. Für 550 NOK inkl. Frühstück nicht grade ein Schnäppchen, aber jede Krone wert! Wer hier mal rein zufällig in der Gegend ist: Auf jeden Fall hingehen und eine Nacht verbringen! Sven Engholm, der Besitzer, war übrigens ein berühmter Hundeschlitten-Fahrer und die 52 Huskies leben gleich nebenan.
Hier treffen wir auch auf einen Italiener, der mit einer Vespa (!) von Italien hoch zum Kapp gefahren ist und grade von oben zurück kommt. Wahnsinn. So ein Irrer! :D. Von ihm erhalten wir noch ein paar nützliche Informationen.
Morgen dann Nordkapp. Freu mich schon!