Motorrad-Reisen und -Touren

Allgemein

Transitalia Marathon Tag 3

255.5 km von Chianciano Terme nach Follonica

Toscana

Ich gebe ja zu, die Toscana hat’s mir angetan. Seit ich vor einem gefühlten Jahrhundert das erste Mal dort war, liebe ich diese Optik: Sanft geschwungene grüne Hügel, ab und an eine Zypresse und die Häuser auf den Hügeln, von denen man eine grossartige Aussicht auf die Umgebung hat.

Fahren

Es ist wunderbar warm, aber nicht zu warm. Die Wege machen Spass. Es gibt einige knackige Stellen mit Auf- und Abfahrten. Oben und unten treffen wir uns und kriegen das Grinsen nicht mehr aus dem Gesicht. Der Tag plätschert auf diese Weise so dahin.

Mittag

Mittags werden wir durch Sovicille gelotst wo für 12 EUR ein einfaches aber sättigendes Menü gibt: Wasser, Brot, Schinken, Salami, Käse, Kuchen.

Unsere Moppeds stehen mitten auf dem Marktplatz vor historischen Fassaden.

Follonica

Die Maschine von meinem Kumpel meldet sich mit der Öldrucklampe. Er hat zwar Öl dabei, aber das reicht nicht. Wir gehen auf Nummer sicher und versuchen 10W50 aufzutreiben. Vergeblich. Zwei Werkstätten angefahren und leider nichts zu bekommen. Muss halt 10W40 gehen. Zu viel, wie sich noch rausstellen sollte.

Follonica begrüsst und mit einem wunderbaren Sonnenuntergang. Das heisst auch: Es ist schon spät und wir müssen uns sputen, um zum Abendessen zu kommen. „Sputen“ wurde für diesen Transitalia Marathon zum geflügelten Wort. Wir sputen uns so vor uns hin. Ständig.

Früh

Beim abendlichen Briefing verstehen wir wie üblich nur die Hälfte. Aber „Start um 6 Uhr“ und fast 400 km am kommenden Tag. Das reicht, um den Abend früh enden zu lassen.  Wir einigen uns darauf, dass wir erst um halb 6 aufstehen uns mit dem Packen sputen und dann zur Not die Etappe abkürzen. 

Die letzten Tage waren anstrengend und ansonsten wäre die Alternative gewesen, mit 4-5 Stunden Schlaf auszukommen. Für mich keine Option.

Reminder an mich: Mails lesen löst Rätsel. Hatte mich schon gewundert, wie man mit dem üblichen Zeitplan 400km an einem Tag schafft ….

Transitalia Marathon Tag 2

297.7 km von Città di Castello nach Chianciano Terme

Paul

In unserer Unterkunft haben wir Paul kennen gelernt. Der war mir vorher schon aufgefallen, weil er ne Webcam an nem Stick so auf seiner GS befestigt hat, dass sie aussieht, als würde er auf einem Pferd reiten und eine Lanze vor sich her schieben. Irgendwie lustig. Wenn man sich Paul so anschaut, ist er — seine Kombi — mit Technik und Kameras ziemlich vollgestopft. Sieht erstmal komisch aus. Aber macht Sinn. Er sammelt das Material für seinen Youtoube Kanal.

Da wir uns gut verstehen, wird aus unserem Duo für die nächsten Tage ein Trio und Paul schliesst sich uns an.

Ein Tag, so schön wie heute

So insgesamt war der Tag wieder einmal klasse. Atemberaubende Aussichten versüssen uns die kurzen Pausen.

Und ich stelle fest, dass ich so langsam am Kies Spass bekomme, der überall reichlich als „Strassen“-Belag aufgebracht ist. Speed is your Friend. Muss man sich halt einfach nicht dran stören, dass beim Beschleunigen das Hinterrad durchdreht und die Maschine schlingert.

Ein drehende Rad ist schliesslich stabil. Reine Physik.

Tanklaster

Wir sind wie üblich auf kleinen, ungepflasterten Wegen unterwegs, die mal mehr, mal weniger gut gepflegt sind. Sie sind meist einspurig und je nach Pflegezustand mit grossen oder kleinen Steinen, Schlaglöchern, Pfützen, Felsen, Auswaschungen und ähnlichem Zeug garniert.

Auf einer der weniger gut gepflegten Strecken müssen wir sehr plötzlich abbremsen, weil uns ein Tanklaster entgegenkommt. Dass da überhaupt was kommt, ist schon ungewöhnlich. Typischerweise sind das 4×4 Fiat Pandas aus der Ursuppe.

Aber ein Tanklaster. TANK-LASTER! 😱. Das kommt eher so weniger häufig vor. Und natürlich bremst der nicht ein bisschen ab. Warum auch? Es kann halt nur einen geben auf der Spur. Zum Glück sind wir wendig und kommen dran vorbei.

Am Ende des Tages hat die GS dann wieder eine schöne und artgerechte Patina erhalten. So wie das gehört.

Und ich freu mir ein Loch in den Bauch weil es am ganzen Tag nicht einen „OH F***CK“ Moment gegeben hat und ich mich trotz zügiger Fahrweise stets sicher gefühlt habe.

Abends dann bekommen wir im Hotel wieder den Sonderparkplatz, abgesperrt und moppedfreundlich 😍

Plan trifft Realität

520.1 km von Balatonfenyves nach Cessalto

Plan vs. Realität

Heute wollten wir uns im Optimalfall eigentlich bis Rimini durchschlagen. 800 km am Stück sind eine Herausforderung, aber machbar.

Es war auch klar: Nicht auf Biegen und Brechen. Nach 200 km war dann auch mein Sitzfleisch schon deutlich angealtert und wollte gerne wieder von der Maschine runter. 

Über Land kannste 8 Stunden sitzen. Da bewegst du dich auch. Aber auf der Autobahn haste halt so gar keine Bewegung auf dem Mopped. Und bequem ist anders. Obwohl der Sattel von der Dicken ja schon gut gepolstert ist.

Also haben wir südlich von Ljubljana einen Quick-Stopp beim KTM Händler eingelegt. Die KTM 990 Adventure meines Kumpels wollte gerne neue Kühlflüssigkeit haben.

Unseren täglichen Regen gib uns heute

Grad richtig. Kaum angekommen fängt es an aus Kübeln zu giessen. Wir also in die Regenklamotten. Weil abzusehen war, dass wir bei diesem Regen den Rest des Tages verbringen werden. Zumindest sagte das das Regenradar.

Wieder was gelernt: 40% Regewahrscheinlichkeit in Rumänien heisst: „Hochdruckreiniger“, 95% Regenwahrscheinlichkeit in Slowenien heisst: 27°C und trocken. Ich war versucht, schnell wieder aus den Klamotten rauszukommen. Aber das Regenradar hielt sich standhaft. Wir uns auch. Braten im eigenen Saft.

So haben wir dann heute gute 520km geschafft. Immerhin. Nur noch knapp 300 morgen. Und das ist ganz gechillt.

Eine Bleibe für die Nacht suchen

Unser übliches Ritual so gegen 15:00 Uhr: Bleibe suchen für die Nacht.

Im Laufe der Zeit bekamen wir einige Routine. Spannend, welche Fragen – in dieser Reihenfolge – wichtig sind:

  1. Können wir es heute noch erreichen?
  2. Und hat es dann auch noch auf zum Check-In?
  3. Hat es eine Bewertung auf booking.com, die OK ist (Rumänien: 9+, sonst 8+)?
  4. Gibt es ein Restaurant darin oder ist eines zumindest fussläufig zu erreichen?
  5. Falls es ein Restaurant hat, hat das Restaurant heute auch auf?
  6. Gibt es Frühstück? Und was kostet es?
  7. Ist der Preis OK?
  8. Hat das Zimmer zwei Einzelbetten?

So heute auch. Und voll das Kleinod gefunden: Le Vigne Morosina. Das drumrum lässt schon gutes vermuten

Die Zimmer sind angenehm eingerichtet.

Und kaum haben wir uns aus den Klamotten rausgeschält, schüttet es, was das Zeug hält. Ich denke mir noch: „Besser vorbereitet sein, als getroffen zu werden“ … Irgendwie muss man sich das ja schön reden 😉

Wir freuen uns auf’s Abendessen. Das haut uns dann auch um. Echt. Gut.

Morgen gehts dann nach Rimini und erstmal Reifen wechseln beim Marathon. Termin ist schon gemacht.

Bin ich über Schengen froh

695.2 km von Sălişte nach Balatonfenyves

Kilometer machen

Heute ging’s wieder drum, möglichst nah an Rimini ranzukommen. Dort startet am Samstag der Transitalia Marathon. Mein sechster. Und von jedem hab ich das Teilnehmerbändchen am Arm behalten. Erst, weil ich einfach wissen wollte, wie lange die Dinger halten. Tja. Scheinbar mindestens mal 5 Jahre 😄.

Grenze

Die rumänische Autobahn ist eine der entspanntesten, die ich kenne. Das war easy zu fahren und ging ganz gut vorwärts.

Bis zu dem Zeitpunkt wo wir wegen Bauarbeiten runter mussten. Meine Fr…e. Den Verkehr einer Autobahn auf eine Landstrasse zu bekommen, das ist zumindest mal interessant. Eine Baustelle, die diese zweispurige Landstrasse dann einspurig macht, macht die Lage nicht besser. Also stehen wir im Stau.

Irgendwann läufts wieder.

6 km vor der ungarischen Grenze bedauere ich die LKW-Fahrer, die sich aufgereiht haben, um über die Grenze zu kommen. Nur um dann 1.5 km vor der Grenze selbst im Stau zu stehen.

Zum Glück können wir uns an einen rumänischen Motorradfahrer anhängen, der sich vorsichtig und langsam durch die Mitte schlängelt. Wie üblich interessierte das die Rumänen nicht und sie machen bereitwillig Platz.

Als wir an der Polizei vorbei fahren bekomme ich spontan ein noch schlechteres Gewissen als ich eh schon habe. Allerdings interessiert die sich so gar nicht für uns. Das was ich damals über die rumänische Polizei geschrieben hab, gilt immer noch.

Insgesamt hat uns die Aktion eine halbe Stunde gekostet. Das ist ok. Hätte viel, viel schlimmer werden können. Alleine für die 3 Autos, die direkt vor uns kontrolliert wurden, gingen locker 10 Minuten drauf. Da mag ich mir gar nicht ausrechnen, wie lange wir gebraucht hätten, wenn wir in der Schlange geblieben wären.

Zumal Motorradfahrer so gut wie nie wirklich kontrolliert werden. Pass/Ausweis zeigen. That’s it. Die Autos wurden da schon intensiver unter die Lupe genommen.

Balaton

Wir hatten uns so plusminus den Balaton See als Zwischenstation ausgedacht. Und das hat sich voll gelohnt. Nach dem Duschen bekommen wir gerade noch den Sonnenuntergang mit. Ein Träumchen.

Mal sehen, wie weit wir morgen kommen. Bis Rimini sind’s noch 800 km. Ein Höllenritt durch Slowenien und Nord-Italien. Allerdings hätten wir dann am Samstag einen Tag „off road“ und das tut auch mal gut.

Mal sehen …

Transfăgărășan, Bären, Vidaru

331.3 km vom Cisnădie nach Sălişte

Transfăgărășan

Heute stand die Transfăgărășan als Abschluss des ACT Rumänien auf dem Programm. Da es trocken ist und wir gestern doch ein wenig Zeit für die Extra-Überraschung gebraucht haben, hatten wir uns die Transfăgărășan für heute aufgehoben.

Und das war gut so.

100 km Kurve an Kurve und absolut atemberaubende Ausblicke. Das hat sich wirklich gelohnt.

Der Gipfel

Oben war dann allerdings ziemlich touristischer Betrieb. Dabei war schon ausserhalb der Saison. Will nicht wissen, wie’s am Gipfel auf 2100m in der Hauptsaison zu geht. Hübsch ist trotzdem. Auf dem Foto mal einen Moment ohne Menschen abgepasst 🙂

Bären

Wir haben uns entschieden, auf der anderen Seite wieder runter zu fahren, statt zurück. Die grosse Runde also. Auch das hat sich gelohnt.

Die Strasse war auf der Südseite nicht ganz so gut wie auf der Nordseite. Viele Schlaglöcher, Bodenwellen und sonstige Überraschungen.

Und wir haben tatsächlich auch eine Bärenfamilie auf der Strasse angetroffen. Auf dem Motorrad haben wir mal besser grossen Abstand gehalten. Drollig anzusehen waren sie trotzdem.

Vidaru Talsperre

Und dann kamen wir an der Talsperre von Vidaru vorbei. Sehr imposant schon von der Wasserseite.

Die andere Seite allerdings nicht weniger. 166 Meter gings auf der anderen Seite runter. Heftig tief.

Morgen gehts dann über die Autobahn Richtung Rimini. So plusminus werden wir wohl am Balaton übernachten. Mal sehen, wie weit wir kommen.

Wenn du Angst hast, wird alles nur viel, viel schlimmer

190.5 km von Şugag nach Cisnădie

Transalpina

Unsere normalen Tage aktuell: 7:00 Uhr aufstehen, zusammenpacken, um 8:00 Uhr Frühstück, tanken und Wasser kaufen, dann los. So auch heute. Die Transalpina ruft. Das Wetter ist durchwachsen. Es regnet ein wenig. Aber zu wenig, um die Regenklamotten anzuziehen. Dafür gehört die Strasse uns. Nur ab und an begegnen uns andere Fahrzeuge.

Oben sind’s gerade noch 11.5 °C. Auch das passt. Muss man sich noch nicht einmümmeln.

Obwohl die Strasse nass ist, lässt sie sich wunderbar fahren und wir haben seeehr viel Spass.

Strada Strategica

Die Strada Strategica schliesst sich oben an die Transalpina an und geht von ihr in Richtung Osten ab – so wie wir sie gefahren sind. Sie ist eine alte Militärstrasse und scheinbar ein offenes Geheimnis. Dazu gibt es nämlich ausser Offroad-Infos nichts Offizielles was ich im Internet gefunden hätte.

Wie auch immer: Das Wetter war ungeeignet für die viel gepriesenen guten Aussichten. Dafür hatten wir das Glück, über den Wolken unterwegs zu sein. Die Wolken wabern im Tal und bescheren uns wunderbare Ausblicke, die wir geniessen.

Gleichzeitig beginnt es von oben zu giessen. Die Strasse und wir werden ordentlich nass.

Am Anfang der Strategica wird vor einer „Wiese“ gewarnt, die rutschig sein kann. Na toll. Wiese bei Regen. Mein Liebling. Und dann sehen wir die Wiese. „Wiese“, kommt mir in den Sinn, ist ja ein dehnbarer Begriff.

Bei der Strasse selbst sind wir uns einig: Die ist trocken schon ganz pfiffig zu fahren. Nass eine Herausforderung. Wir ahnen nicht, was noch auf uns zukommen sollte…

Zunächst aber freuen wir uns des Lebens, dass wir mit der Strategica einen wunderbaren Offroad-Tourabschluss am Tag 5 vom ACT Rumänien haben.

DJ105G

Wir kommen dann auf die „Kreisstrasse“ DJ105G. Etwas überraschend mittlerweile wieder ungeteert.

Zwischendurch kommen immer wieder Teer-Patches durch, die aus grauer Urzeit über geblieben sind. Ich fahre lieber daneben. Die Teer-Stücke sind mir zu holprig mit ihren scharfen Abbruchkanten.

Es wird immer holpriger und rauer, Pfützen bis so ca. 50 – 70 cm Tiefe, Auswaschungen in denen das halbe Vorderrad versinken könnte, Schlamm- und Sand-Stücke, Waldwege, Steigungen und Abfahrten in denen all das vereinigt ist. Alles nass. Mit keinem Wort war in der Tourbeschreibung erwähnt, dass da noch SO eine Überraschung kommt.

Wir sind uns einig: Das. Ist. Krass. Und haben Spass.

Am Ende des Tages macht mir mit der Dicken auch der Schlamm nix mehr.

Und gerade eben wirft mir mein Kumpel den Satz aus der Überschrift an den Kopf. Recht hat er. Angst war noch nie ein guter Ratgeber. Und ganz besonders nicht, wenn du auf 2 Rädern unterwegs bist.

Auch heute stelle ich übrigens wieder fest: Die Waldarbeiter sind voll freundlich. Alle. Machen Platz damit wir durchkommen und winken uns freundlich durch und hinterher. Für uns immer noch ungewöhnlich.

Oh. Und der geflickte Reifen hält. Bisher noch keine Luft verloren. Damit kommen wir locker bis nach Rimini, wo er eh ersetzt wird.

Gut gestartet und zur Transalpina

256.9 km von Beliş nach Şugag

Heute vor 13 Jahren – Das erste Mal

Heute auf den Tag genau vor 13 Jahren war ich das erste Mal mit der GS im Enduropark Hechlingen. Viel gelernt hab ich dort. Inklusive Reifen flicken.

Schon verrückt, wenn ich dran zurück denke.

Es waren gerade 2°C und ich Idiot hab mich moppelig warm angezogen. Nur um Mittags schon komplett nass geschwitzt zu sein.

Damals hab ich noch viel mit Kraft gemacht. Heute bin ich mit der Technik weiter und der der ACT Rumänien treibt mir bei teils 28°C kaum noch den Schweiss auf die Stirn 🙂.

Ich mag das, weiter zurück zu blicken. Manchmal sieht man dann erst die Unterschiede und die Entwicklung. Selbst wenn es sich zwischendurch wie Stillstand anfühlt.

Der Tag beginnt gut

Wir sind früh auf, nehmen ein fixes Frühstück und dann: Wo zum Henker ist mein Moppedschlüssel? Oha. Wohl doch nicht stecken gelassen? Nachgeschaut. Doch. Steckt. In Rumänien. Über Nacht. Mopped unversehrt. Nicht schlecht. Wieder ein Vorurteil perdu.

Und gleich auf die Piste zurück auf den Track. Der fängt schon gut an. Rund 40 km feinstes Allerlei bestehend aus Schotter, Kieseln, kleinen Steine, grossen Steine, Felsbrocken, Auswaschungen, nassem Sand, trockenem Sand, Hunden, nassem Schlamm, trockenem Schlamm, Serpentinen, Pfützen aller Grössenordnungen bis hin zu kleinen Wasserdurchfahrten.

Zwischendurch ein paar kleine Siedlungen, die aus dem Nichts im Nirgendwo auftauchen. Verdammt malerisch.

Alles was das Herz begeht und sehr abwechslungsreich. Sogar die Wölkchen hat jemand nett drapiert und dahin gehängt. Wie gemacht.

Asphalt

Und dann kam erstmal viel Asphalt. So viel Asphalt dass ich tatsächlich mit der Zeit etwas müde werde.

Nicht falsch verstehen: Die Strassen sind traumhaft. Sehr kurvig, nicht zu gross, nicht zu klein, kaum Verkehr, einwandfreier Zustand, hoch und runter. So richtig zum Spass haben. Fühlt sich nur nach den 40km Allerlei so chillig an.

Irgenwann halten wir an und sind uns einig: Jetzt könnte nochmal was passieren. Ist grad ein wenig sehr chillig.

Zufällig guck ich auf meine Reifen. Die Stollen bis zum Rand gefahren. Keine ungefahrenen Reste. Meine Fresse. Das wär vor ein paar Jahren noch der Super-Stress gewesen.

Und da war es wieder: Ich mag das, weiter zurück zu blicken. Manchmal sieht man dann erst die Unterschiede und die Entwicklung. Selbst wenn es sich zwischendurch wie Stillstand anfühlt.

An die Transalpina heran

Heute führt uns der Track an den Fuss der Transalpina, die seit 1939 Siebenbürgen mit der Walachei verbindet. Kein Scherz. Sie ist eine der bedeutenden touristischen Strassen in Rumänien und führt hoch bis über 2100m. 2016 bin ich sie schonmal gefahren und hab sie in sehr guter Erinnerung. Freu mich schon auf Morgen!

Ausschlafen, Apple Pay

184.3 km von Alba Iulia nach Beliş

Ausschlafen

Nach gestern war heute erstmal Ausschlafen angesagt. Waren spät im Hotel, spät gegessen und dann nach dem Ausflug in den Matsch auch recht k.o. Ausschlafen hiess bis acht oder so. Halt ohne Wecker.

Nach dem Frühstück ganz gemütlich aufgesattelt und los. Erstmal zur SB-Waschanlage. Da war noch so viel Dreck und Schlammreste überall, dass es überall gestört hat. Weg damit!

Apple Pay

Die Waschanlagen gibts hier gefühlt an jeder Ecke. Hätt ich nicht gedacht. Die erste SB-Waschanlage ging nur mit „Clubkarte“, die zweite dann mit Kreditkarte bzw. natürlich auch mit Apple Pay.

Mittlerweile habe ich die Kreditkarte auf der Uhr. Kontaktlos bezahlen geht auch fast überall. Und ich find’s super bequem, einfach und unkompliziert auch Kleinbeträge zu bezahlen. Zum Glück geht das in fast allen Ländern der Welt mittlerweile. Ausser in einem grossen unbeugsamen Land in Mitteleuropa, das nicht aufhört, der modernen Technik Widerstand zu leisten – frei nach Albert Uderzo, der wunderbar die Gallier so beschrieben hat.

Ab ins Gemüse

Nach Waschen und Tanken ab zurück auf den Track und da gleich ins Gemüse. Wir müssen ja schliesslich den Tag 3 vom ACT Rumänien noch fertig fahren.

Wir fahren erst über ein paar Schotterwege, dann viel Asphalt. Teils niegelnagelneu. Ich werde den Eindruck nicht los, dass das die neuen Strassen vor nicht allzulanger Zeit noch Schotter waren.

Namentlich beschuldigt jetzt in Asphaltform aufzutreten werden die Kreisstrassen DJ107M, DJ107I und die DJ107P.

Abends erwischen wir ein recht „OK-Hotel“. Merke: In Rumänien wenn möglich bei booking.com Unterkünfte mit 9+ Bewertung buchen. 8er Bewertungen sind OK. Mehr nicht. Dafür ist hübsch anzuschauen und liegt direkt am See. Neben einem Ski- und Snowboardgebiet. Das wär ja auch mal was für den Winter.

Einfach weil ich’s kann 😇

Erst Hui, dann Pfui

289.7 km von Reghin nach Alba Iulia

Gefühlt verboten

So langsam gewöhnen wir uns an das Gefühl, etwas Verbotenes zu tun obwohl’s legal ist. Und wenn wir nicht genau wüssten, dass die Tracks, denen wir nachfahren, garantiert erlaubt sind, wären wir sicher manches mal nicht reingefahren.

Unsere Erwartung ist: Haben die Strassen eine ordentliche Strassennummer wie z.b. die DJ136 (DJ steht für Kreisstrasse), dann ist da mehr oder weniger Verkehr und mehr oder minder guter Belag.

Hier nicht. Die Strasse auf dem Foto unten ist die Kreisstrasse 163. Ich mag das Land 😍

Der Fairness halber: Es gibt auch wirklich viele Strassen mit sehr gutem Teer-Belag. Solche Situationen wie die oben gibt es aber eben auch.

Metalldings im Reifen: Nicht gut

Der Tag läuft recht unspektakulär und wir kommen gut vorwärts. Bis ich merke, dass ich hinten nur noch 1.5 bar habe. Eigentlich hätte ich mehr haben sollen.

Mich beschleicht ein Verdacht. Und 15 Minuten später hab ich nur noch 1.4. Der Verdacht erhärtet sich: Ich hab mir irgendwas in den Reifen gefahren. Anhalten, nachschauen: Et voilà. Ein Metalldings mittels dessen dem Reifen sein Leben ausgehaucht wird.

Zum Glück hab ich nicht nur das übliche und notwendige Reifenflickzeug nebst Luftpatronen dabei, sondern auch einen niegelnagelneuen Mini-Kompressor, den ich schon lange auf meiner Wunschliste hatte. Der Reifen war dann schnell geflickt und es konnte weiter gehen. Zum Glück war’s trocken und die Temperatur angenehm. Die Aktion hat uns nur in der Zeit ein wenig zurück geworfen. Alles noch im Rahmen.

Schlamm

Die Strassen sind weiter gut fahrbar und machen mega Spass. Der Track führt uns kurz vor Ende noch über sowas wie Felder und getrockneten Schlamm. Wir freuen uns wie bolle, dass das Zeug trocken gut fahrbar ist. Anspruchsvoll aber keine Magic. Und dann tut sich ein Panorama auf, alleine für das hat sich der Tag schon gelohnt.

Wir geniessen den Ausblick und der Track schickt uns geradeaus ins Feld. Kurz danach mal wieder eine Schafherde. Der Schäfer erzählt uns was auf rumänisch und versucht uns mit Händen und Füssen was zu erzählen. Er symbolisiert drehende Reifen und sagt immer wieder „mole, mole“. Wir nicken freundlich und ahnen so in etwa was er meint. Wir sind ja gerade eben erst durch den getrockneten Schlamm durch.

Nur das der auf dieser Seite des Berges nicht getrocknet ist. Ich gehe 100 Meter und das Ekelzeug setzt sich nur beim Gehen schon so an den Stiefeln ab, dass ich schwere Plateauschuhe bekomme.

Wir entscheiden uns trotzdem, weiter zu fahren. Ist nur 1 km bis zur Strasse zurück.

Ganz. Doofe. Idee.

Der Schlamm setzt sich in alles rein, dass er sogar die Vorderräder blockiert. Und wenn das Vorderrad blockiert und das Hinterrad weiter schiebt passiert nichts Gutes. Es dauert nicht lange, und wir liegen.

Tja. Und für den einen Kilometer brauchen wir dann über anderthalb Stunden. Als wir fertig sind, sind wir nicht nur fertig, sondern es ist auch schon dunkel.

Wenn man drin steckt, ist es nicht lustig. Hinterher wenn’s geschafft ist, ist es ein grossartiges Gefühl.

Wir steuern also das Hotel an und versuchen vorher irgendwie unsere Stiefel soweit sauber zu bekommen dass wir im Hotel keine Dreckspur hinter uns herziehen, essen einen Happen und fallen ins Bett.

BTW: Rumänisch „mole“ heisst auf deutsch „Maulwurf“. Jetzt weiss ich das auch 😂

Rumänische Hunde: Wegfahren oder gefressen werden

227.3 km von Vatra Dornei nach Reghin

Kirche muss sein

Kommste um die Ecke gebogen, siehst ein paar Holzhütten und dahinter eine von den rausgeputzten Kirchen in weiss und gold.

Auf eine sehr skurile Art ein krasser Gegensatz.

Holztransport

Wir fahren ausschliesslich legale Wege. Das vorausgeschickt fühlt es sich trotzdem verboten an manche Wege zu benutzen. Und wenn ein Holz-Trupp mit dem Holztransporter in ’seinem‘ Wald arbeitet und uns dabei den Weg versperrt ist das dann halt unser Problem.

Da war auch mit den Moppeds kein Vorbeikommen.

Wir stellen uns also in gebührendem Abstand dahinter und warten. Soll ja auch nicht wie gedrängelt aussehen. Erwartet hätte ich mindestens ein Kopfschütteln und einen entsetzten Blick, was wir denn hier zu suchen hätten.

Aber tatsächlich passiert: Der Mann gestikuliert uns, wir sollten was warten, lädt den aktuellen Baumstamm noch zu Ende auf, fährt die Stützen ein und steigt ins Fahrerhaus. Jetzt fährt er den LKW ein wenig vor, um uns Platz zu machen. Nur um uns dann beim Vorbeifahren auf deutsch noch „Gute Fahrt“ zu wünschen. Wir gucken irritiert, winken freundlich und ziehen von dannen.

Mein Kumpel und ich sind uns einig: Das wäre bei uns NIE so passiert. Never. Ever.

Überhaupt sind die Leute hier ausgesprochen freundlich und herzlich insgesamt. Nicht immer und nicht nur, aber auffällig oft. Ich mag’s.

Schafe, Schäfer und Hunde

Und da waren sie wieder. Die rumänischen Hunde.

Von den Hunden gibts zwei Sorgen: Die phlegmatischen und die hysterischen. Erstere kümmern sich nicht um dich, die zweite Sorte erschrickt dich zu Tode. Wenn du Pech hast, läuft sie laut bellend hinter oder neben oder vor dir her. Je nachdem wie schnell du grad bist. Und denen ist es auch vollkommen egal, ob sie dir vor die Räder laufen oder nicht.

Die hysterischen gibts dann noch in „Strassenhund“ und „Hütehund“. Hütehunde hüten hier auch Kühe – wie wir festgestellt haben. Hütehunde bellen und beissen alles weg, was dem Behüteten in die Quere kommen könnte. Und laufen dir garantiert hinterher.

Und dann ist denen das ganz egal, ob die Schäfer ihre Herde ganz gemächlich aus dem Weg treiben, damit du vorbei kannst. Sobald du dich auch nur ansatzweise in die Nähe der Herde bewegst, legen die Hunde los.

Vorzugsweise passiert das in eher technisch anspruchsvollen Wegpassagen. Da sind dann alle Fahrkünste gefragt um sich nicht selbst den Hunden zum Frass vorzuwerfen. Bei der Aktion mit der Herde oben gab’s hinter der Kurve sehr groben Schotter mit grossen Steinen in ausgefahrenen Spuren.

Da hätt’s mich fast zerlegt. Eine herzhafte Rettung in den Graben neben dem Weg und dann wieder zurück bei nächster Gelegenheit hat mich gerettet. Puh. Das war knapp. Hatte echt keinen Bock als Hundefrass zu enden.

Dann kam der Regen – aber richtig

Es hat den ganzen Tag schon geregnet. Nachmittags gings dann richtig los. Aber sowas von. So, dass wir uns zwischendurch unterstellen mussten.

Um 15:46 bekomm ich auf’s Handy eine Warnung vor heftigen Gewittern. Ohne App. Einfach so weil ich grad hier bin. Find ich ziemlich cool, dass sowas geht. Angeblich auch bei uns. Aber da brauchste die lokalen Warn-Apps, dachte ich. Zumindest hab ich noch nie eine Warnung vor Gefahren auf diese Art bekommen.

Abends landen wir dann im „Hunter VIP„. Bisher das Übernachtungs- Highlight der Tour. Super schönes Zimmer, wahnsinnig gemütlich eingerichtetes Haus, voll leckeres Essen und tolles, freundliches Personal mit denen wir uns sogar Abends noch über das Motorrad Fahren unterhalten konnten.

Überhaupt schlägt uns als Motorradfahrer hier wahnsinnig viel Freundlichkeit entgegen. Bin immer wieder überrascht.