Motorrad-Reisen und -Touren

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Tag 133 – Knack

13. November – 0 km von in Barcelona

Hauptprogrammpunkte heute: Die langsam abklingende Infektion und dadurch bedingte Verlängerung der Nachtruhe sowie die Sangrada Familia von innen und oben.

Was mich ja unter anderem sehr fasziniert, wie die da in luftiger Höhe die Kräne aufgebaut haben und das hält. Wie haben die die da hoch bekommen auf die Höhe der oberen Abschlüsse der kleineren Türme?

Sagrada Familia, Barcelona, Katalonien, Spanien

Die Aussicht von oben auf die Stadt und auf die laufenden Bauarbeiten war nicht von schlechten Eltern.

Sagrada Familia, Barcelona, Katalonien, Spanien Aussicht von der Sagrada Familia, Barcelona, Katalonien, Spanien

Hoch ging’s mit dem Aufzug, runter wurde gelaufen. Im Gänsemarsch. Viel Mehr Platz gabs da auch nicht.

Sagrada Familia, Barcelona, Katalonien, Spanien

Weiter runter ging’s über eine Treppe ohne Mittelsäule. Da konnte ich von oben nach unten durchgucken. Das war, gelinde gesagt ein wenig seltsam.

Treppenabgang Sagrada Familia, Barcelona, Katalonien, SpanienDann nach Innen. Der Audioguide hat sich definitiv gelohnt. Man erfährt viel, was einem sonst sicherlich nicht auffallen würde.

Die Fenster sind einfach unglaublich und leuchten die ganze Kirche farbig aus.

Sagrada Familia, Barcelona, Katalonien, Spanien Sagrada Familia, Barcelona, Katalonien, Spanien Sagrada Familia, Barcelona, Katalonien, Spanien

Decke und Säulen können sich ebenfalls sehen lassen.

Sagrada Familia, Barcelona, Katalonien, Spanien Sagrada Familia, Barcelona, Katalonien, Spanien

Danach Tapas Essen und zurück zum Hotel, gemütlich den Abend ausklingen lasen. Zumindest war das der Plan. Zum Zimmer 614, Schlüsselkarte davor gehalten, grüne Lampe leuchtet, Türklinke drücken. Geht etwas schwer und ich drücke stärker. Dann geht sie mit einem Knack runter und bleibt in dieser Stellung stehen. Natürlich ist die Tür nicht auf.

Also runter zur Rezeption. Die Situation kurz erklärt und um Hilfe geben. Die Rezeptionistin nimmt sich die Generalkarte aber hat mit der natürlich ebensowenig Erfolg wie ich. Wir diskutieren ein wenig und einigen uns darauf, dass das Zimmer aufgemacht wird. Noch heute. Da das Hotel eine Sauna hat einigen wir uns auch darauf, dass es einen Saunabesuch gibt während sie sich um die Öffnung der Türe bemüht.

Nach dem ersten Saunagang auf die Terasse und an der Bar einen Gin-Tonic bestellt. Aufs Zimmer schreiben lassen. Bei 614 blickt der Barkeeper auf und sagt etwas von: Aaah. The blocked door mit einer Bewegung einer runterdrückenden Türklinke. Ich war etwas erstaunt, dass das schon durch’s ganze Hotel ist mit dem Malheur,  aber es stellt sich dann raus, dass die Rezeptionistin ihn wohl auch um Hilfe gebeten hatte, er aber nichts ausrichten konnte.

Da mittilerweile schone eine gute Stunde rum ist, denke ich, ich geh mal gucken. Da hab ich aber geguckt.

Türgewalt, Barcelona, Katalonien, Spanien

Mittlerweile war der Schlüsseldienst da und versuchte das Schloss aufzubekommen. Das wohl schon eine halbe Stunde lang und ziemlich erfolglos. Die Rezeptionistin war auch dabei und war sich sicher, sie bekämen die Türe auf. Ich sage so: Kein Problem, hätte grade oben auf der Terasse einen Gin & Tonic bestellt und ich wäre oben. Natürlich war ich, kam ja grade aus der Sauna, noch im Bademantel und Hotelschlappen. Die Rezeptionistin guckte mich von oben bis unten an und vergewisserte sich dann: Oben? Auf der Terrasse? Draussen? Sie hatte einen Blick drauf, aus dem sich ganz deutlich schliessen lässt, dass Spanier Mitte November bei 15 Grad im Bademantel wohl eher nicht auf der Dachterasse sitzen. Ich hab die Gedankenblase über ihrem Kopf förmlich gesehen: Die Irren Deutschen.

Wie auch immer. Der Gin & Tonic (mit Hendrick’s, ohne Tanqueray aber dafür mit Gurke), war gut. Danach also nochmal runter gucken. Und dann hab ich gleich nochmal geguckt. Die Türe war immer noch nicht auf und verwaist.

Türgewalt, Barcelona, Katalonien, Spanien

Auf dem Weg zurück zum Aufzug steigt der Schlüsseldienstler aus dem Aufzug aus. Mit zwei Gasflaschen in der Hand und einem freundlichen Hola auf den Lippen. Gedacht habe ich: Oha. Schweres Geschütz. Mein Blick war wohl aber eher in etwa so wie der von der Rezeptionistin vorher. Zu dem Zeitpunkt dachte ich noch an den Betrieb eines Schweissbrenners oder ähnlich.

Was macht man also, wenn man mitten in der Nacht im Hotel nicht ins Zimmer kommt: Also zur Bar nach unten noch was trinken.

Just in dem Moment gibt der Nachtportier grünes Licht für die offene Tür. Da war die Freude gross. Ich hatte aber zu dem Zeitpunkt noch keine Ahnung, wie richtig ich mit schweres Geschütz gelegen hatte. Der Schlüsseldienstler hatte nämlich die Gasflaschen nicht etwa dazu genutzt, um etwas aufzubrennen, sondern er hat die Türe damit aufgerammt. Das sowohl erfolgreich als auch mit entsprechenden Schäden am Türrahmen.

Türgewalt, Barcelona, Katalonien, Spanien

An der Türe war noch deutlich der Abdruck der Gasflasche zu sehen.

Türgewalt, Barcelona, Katalonien, Spanien

Soviel steht fest: In dem Hotel bricht man nicht mal so eben in ein Zimmer ein.

Bei all dem Zinnober auf dem Gang, inklusive des Aufkommens der Tür war das alles bestimmt nicht leise. Ich frage mich, was der Gast neben dem Zimmer wohl gedacht hat, der das ‚Bitte nicht stören‘ Zeichen aktiviert hatte….

Es lebt, es lebt!

Jetzt ist’s schon über 5 Jahre seit dem letzten Post. Wird Zeit für eine Fortsetzung. Nächstes Projekt: Umrundung der Ostsee auf dem Landweg und über Nordkapp und Gibraltar.

Eigentlich wollte ich ja Zürich – Gibraltar – Nordkapp – St. Petersburg – Zürich machen — mit ein paar Schlenkern ;). Aber ich habe mich kurzfristig dazu entschlossen die Route umzudrehen.

Die Südosteuropäischen Länder interessieren mich einfach weil ich noch nicht da war. Und die will ich nicht verpassen. Also wird die Route wohl grob von Zürich über Österreich, Slowenien, Kroatien, Bosnien und Herzegowina, Serbien, Rumänien, Ungarn, Slowakei, Polen, Litauen, Lettland, Estland, St. Petersburg, Finnland, Norwegen bis zum Nordkapp, Schweden, Dänemark, Deutschland, Frankreich, Spanien, Portugal, nochmal Spanien bis Gibraltar und über Frankreich zurück nach Zürich.

Wenn ich das so schreibe, frage ich mich ob da 10 Wochen wirklich reichen. Aber egal, am 8. Juni gehts los — und ich hab das Gefühl, dass ich noch einiges vorbereiten muss. *räusper*

Es gibt Reis, Baby

Knapp 1.500 km kreuz und quer durch’s Piemonte – Letzter Tag

IMG_4497_30%Freitag: Am Abend vorher hatte ich mich in die Nummer 7 eingetragen. Heimo und Marcus hatten entschlossen, sich einen freien Tag zu gönnen. Ich hatte schon so ein Gefühl, als ich gesehen habe, dass exakt 2 Leute auf der Liste standen. Das hat mich dann auch nicht betrogen und kurz vor Augen-Zu kam die Nachricht: Erstens geht’s um Viertel nach 8 (für die Freiburger: Viertel Neun ;)) los und zweitens nicht mit der 7 sondern mit der 6. Da war ich schon so im Halbschlaf dass mir das egal war. Und die 6 war ja ne Super Tour.

IMG_4710_30%Also den Wecker noch gestellt und dann selig weggeschlummert. Morgens weckt mich der Wecker zur eingestellten Stunde. Normalerweise steht der auf anderthalb Stunden vor Abfahrt damit noch genügend Zeit für Morgentoilette, Frühstück, Packen und Aufsatteln bleibt. 10 Minuten vor Abfahrt müssen alle aufgestellt sein damit pünktlich aufgebrochen werden kann. Das hat sich in der Woche gut eingespielt und ich bin ganz relaxt. Das heißt, so lange bis ich auf die Uhr gucke: 7:48 Uhr. Da hab ich wohl im Tran den Wecker ne Stunde zu spät gestellt …. Ich war noch nie so schnell abfahrbereit. Pünktlich um 8:05 stiefele ich ein ganz klitzekleines bisschen gehetzt nach draußen. Nur um dann festzustellen dass ich tatsächlich nach dem Tourguide der Erste bin. *hmpf*

Ich glaub ich hab noch gar nicht gesagt, dass die in Italien auch Glocken an den Kirchen haben. Aber mal wirklich. Die sollten sich mal bei den deutschen Glöcknern in die Schule begeben. Ich bin ja kein Kirchengänger, aber ich mag das Resultat jahrhundertelanger Glockengießer- und Glöcknertradition (nennt man die Bimmler so??). Das hört sich einfach nett an. Aber das was die Italiener da machen hat weder Melodie noch System.

So als ordentlicher Deutscher bimmelt man zur vollen Stunde viermal in einem Ton und dann in einem anderen Ton und zwar so oft wie es grade Stunden gibt. Und jede Viertelstunde 1, 2 oder dreimal ein „Dong“. Und wenn zur Kirche gerufen wird, dann hört sich das immer schön an.

Und das macht nicht etwa um 7 Uhr dreiundvierzig mal „Dong“. Also ehrlich. Erstens morgens in aller Hergottsfrühe und dann sowas. Marcus hat’s mal an einem Tag geschafft bis 43 mitzuzählen, ich bin da bei 8 schon wieder eingeschlafen und kann nicht mehr mitreden. Und das normale „Kommt-Zur-Kirche-Läuten“ hört sich an als hätte man einen Zufallsgenerator auf den Glockenstuhl losgelassen. Grau-en-voll!

IMG_4500_30%Übrigens wird im Piemont auch ganz grandios Reis angebaut. Wenn man da vorbei fährt und es nicht weiß, könnte man meinen es sind ganz normale Getreidefelder. Nur stehen normale Getreide nicht im Wasser. Und wenn man ein südliches Land mit stehendem Wasser versorgt bekommt man eine ganz hervorragende Mückenplage. Und da war verdammt viel Reisanbau … ;). Am ersten Abend dachte ich mir noch: „Och. Wie nett. Die versorgen Ihre Gäste mit Anti-Mücken-Mittel“ und wundere mich ein wenig dass das da so an der Hotelbar einfach so rumsteht. Das hat aber nur gedauert bis ich mal kurz draußen war ohne mich einzuschmieren. Da war ich ganz schnell wieder drinnen und hab das nachgeholt. Das war nicht nur nett. Das war überlebensnotwendig. Gradezu aufgefressen biste worden wenn du dich nicht einschmierst. Und wie man auf dem Bild gut sehen kann, machen auch die örtlichen Angestellten davon gerne Gebrauch — und die sollten’s wissen.

Abends dann ein extrem leckeres und wie immer genau so extrem opulentes Dinner mit lokalen Spezialitäten und Klavierbegleitung von Isabelle (Waaahnsinn, die Frau kann spielen!). Zum Abschluss ein wundervolles Feuerwerk, das eine unglaublich eindrucksvolle Woche genau so eindrucksvoll abschließt.

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Das tolle an so einer Woche ist, dass tatsächlich fast ganz Westeuropa vertreten ist. Meines Wissens haben nur Portugal, Schweden und Finnland gefehlt. Sonst war alles da. Und vielleicht demnächst auch mal ein paar Osteuropäische Staaten. Das wär klasse!

Am Samstag morgen dann Aufbruch gen Norden. Schon vor der Abfahrt bin ich nassgeschwitzt. Auch an dem Morgen ist uns das Wetter wohl gesonnen. Die italienische Autobahn nehmen wir mit Bravour und stoischer Ruhe und Gelassenheit. Nur der Stau vor der Mautstation nimmt uns ein wenig die Contenance. Es macht einfach keinen Spaß bei 30 Grad im Schatten in schwarzer Lederkombi von oben gegrillt und von Motor unter dir verbrutzelt zu werden. Ich bin doch kein Hähnchen im Bratschlauch!

Tipp: Niemals die Self-Service-Stationen Schlangen nehmen, sondern immer eine mit Bedienung. Die sind deutlich schneller!

IMG_4714_30%Aber als wir in Richtung Gotthardpass fahren, kühlt sich die Temperatur ab und es wird angenehm. Auf halbem Weg nach oben machen wir kurz Rast für Foto und Einmümmeln. Es zieht wie Hechtsuppe und es wird empfindlich kühl.

Und wir sehen die Wolken schon. Es verspricht also noch weiter frisch zu werden.

Aber womit ich so GAR nicht gerechnet hatte: Es wurde a****kalt. So kalt dass mir die Finger fast abgefallen sind und ich die Heizgriffe auf höchste Stufe stelle. Also mehr als ein paar Grad waren das sicherlich nicht. brrrrr.

Nur dumm dass es auch auf der anderen Seite nicht viel wärmer ist und uns die mit miesem Wetter empfängt. Das ändert sich auch nicht.

Aber Hauptsache wir kommen heil und ungeschoren durch die Schweiz! Ansonsten verläuft die Fahrt unspektakulär und nach knapp 3.000 km insgesamt komme ich wieder daheim an.

Damit schließt die Serie über den Italien Aufenthalt. Aber am Freitag geht’s weiter Richtung Bodensee mit Krause und Björn von den Sonnebergern. Und Außerdem hab ich noch einen Enduro-Kurs in Hechlingen gebucht. Na da gibt’s vielleicht doch noch was zu erzählen ….

 

Pool und Polenta

Knapp 1.500 km kreuz und quer durch’s Piemonte – Tag 4 + 5

Mittwoch
ist Fahrpause und Pooltag. Da ich mich nu schon ein paar Jährchen kenne, bleib ich fein unter’m Sonnenschirm damit ich mir nix verbrenne. Sieht man ja gut auf dem Bild: Selbst meine Füße waren im Schatten. Die ganze Zeit! Ehrenwort!

IMG_0016Hab ich eigentlich schon erwähnt, dass es in der ganzen Woche über knalleheiß war und komplett sonnig? Ein paar Wölkchen verdeckten manchmal den Stern und das tat dann richtig gut.

Man hört zwar immer wie gesagt wird: „Auch im Schatten wird man braun, grade am Wasser“, aber so als Physiker ist man ja eh nicht so zimperlich mit Strahlung aller Art und außerdem weiß man sowieso alles besser. Und wo keine Sonne hinkommt, kann man sich auch schließlich nicht verbrennen.

Pustekuchen. Nachmittags gegen 5 denk ich mir so: „Warum ist dein Oberschenkel so rot und wenn du draufdrückst bleiben die Finger ne Weile als Druckstelle sichtbar? Und warum ist das auch an der Seite so? Und warum hauptsächlich auf der dem Wasser zugewandten Seite?“.

Tja. Wieder was gelernt: Das ist kein Spruch. Das ist so. Und weil das so ist bin ich ins Haus – da war dann wirklich keine Sonne weit und breit. Nachdem ich mich von der Anstrengung vom „Power-Pool-Liegen“ und „Extrem-Buchumblättern“ mittels Mittagsschläfchen erholt hatte, stelle ich dann fest, dass die Sonne nicht nur an den Oberschenkel rangekommen ist. Ich hätte mich vielleicht doch besser mal eincremen sollen …

IMG_4387_30%Am darauf folgenden Donnerstag (mein Gott, ist wirklich schon die Woche fast rum?), geht’s in die Berge mit der Nummer 9. Der Hammer sag ich nur! Die Tour war als anspruchsvoll und panoramareich gekennzeichnet. Noch nie in meinem Leben hab ich solche Kehren gesehen. Ein Wunder, auf welch wenig Raum die Italiener eine Kurve unterbekommen. Ich komme mit dem Mopped kaum da rum und es bleibt mir ein Rätsel wie die das mit den Autos machen.

Und dann plötzlich, mitten in den Bergen taucht aus dem Nirgendwo plötzlich eine Basilika auf. Aber was für eine! Bei der Menge an Basiliken die da in der Gegend so rumstehn frage ich mich: Wenn die Italiener sich fragen was sie mit Steinen machen, fällt denen nichts besseres ein als eine Basilika zu bauen?

IMG_4385_30%Zu Mittagessen in ein Restaurant (vom oberen Bild aus gesehen links) mit landestypischen Speisen. Überflüssig, dass die Anzahl der Gänge sehr üppig gewählt war. Und nicht nur die. Ich hab mir lange überlegt, ob ich die dortige Polenta probieren soll, oder doch lieber das Fleisch, dass es zur Auswahl gab. Aber die Polenta sah so dermaßen absonderlich lecker aus, die musste ich probieren.

Also wer keine gebräunte Butter mag, sollte in diesem Ort die Finger von diesem Gericht lassen. Denn davon war extrem reichlich im Polenta-Brei drin. Mmmmmh. Die Folge war unweigerlich ein unmittelbar einsetzendes Futterkoma das ich in der Nähe der Moppeds im Schatten eines Baumes auskurieren musste.

Wir hatten übrigens wahnsinnig Glück: Auf der gleichen Tour einen Tag später war es dermaßen nebelig, dass man vom Restaurant (so ca. 50 Meter) aus die Basilika nicht sehen konnte.

Den Rest der Tour gibt’s dann im nächsten Post!

Aus oder An

Knapp 1.500 km kreuz und quer durch’s Piemonte – die ersten drei Tage

IMG_4288_50%Am Sonntag ging’s mit den Touren los. Für den Start suchen wir uns die Tour Nummer 5 aus, die Richtung Süden weg geht und eine gute Mischung aus Höhe, Kurven, Besichtigungen enthält. Recht eindrucksvoll, was die im Mittelalter da so an Burgen hingestellt haben.

Auf der Tour merken wir schnell: Die Italiener kennen genau zwei Geschwindigkeiten: An und aus. Viel dazwischen gibt’s nicht. Straßenschilder werden im Allgemeinen wohl auch eher als dekorative Stadmöblierungselemente wahrgenommen. Und da macht es keinen Unterschied, mit welchem Vehikel man auf der Straße unterwegs ist. Die fahren wie die ….

Montag dann die Nummer 6, die uns an einer Weinkellerei nebst Besichtigung vorbeiführt. Da mein Großvater Winzer war, spare ich mir die Besichtigung und probiere mit ein paar anderen dagebliebenen ob die örtlichen Kaffeesorten auch wirklich gut sind. Schließlich sollen die anderen, wenn sie von der anstrengenden Besichtigung zurück kommen, sicher sein, dass sie diesbezüglich kein Risiko eingehen. Das Café ist wohl auch der Treffpunkt der hiesigen Einwohner. Und da merke ich, dass ich tatsächlich in Italien bin. In welchem Land sonst treffen sich Leute im Café und reden dann alle gleichzeitig in einer Lautstärke, dass einem die Ohren abfallen. Also ich meine jeder redet und scheinbar hört keiner zu. Oder die können simultan hören und sprechen gleichzeitig. Und das bei 8 Gesprächen … Das ist echt ein Schauspiel.

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Zu Mittag geht’s dann in einen ganz kleinen versteckten Gasthof, den wir auch prompt im ersten Versuch verfehlt haben. Glücklicherweise ist das Essen vorbestellt und alle bekommen dasselbe. Wie immer eine endlos erscheinende Reihe von Vorspeisen und dann Hauptspeise, Nachgericht und Caffè. Einfach aber lecker. Und ganz viele Dinge dabei, die ich wohl als Einzelbesucher eher nicht gewählt hätte. Ich bin froh, dass wir mit landestypischen Speisen verwöhnt werden.

Leider endet der Tag mit einem Unfall eines Mitfahrers in einer 08/15 Autobahn-Auffahrt Situation. Eine komplett unspektakuläre und normale Kurve. Glücklicherweise ist nichts Schlimmeres passiert. Aber für den Spanier ist das Motorradfahren für die Woche gestorben. Und ich weiß endlich wofür ich meine Warnweste stets dabei habe ….

Am (gestrichen: nächsten Mittwoch) Dienstag entscheiden Heimo, Marcus und ich uns für die Nummer 8. Die geht zur Kathedrale von Superga.

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Heute gibt’s Lunchpaket und kein fertiges Mittagessen. Und da bin ich recht dankbar da ich nicht daran gewöhnt bin, zweimal täglich ein 5-Gänge-Menü zu verzehren und meine Kombi schon anfängt zu spannen.

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Viele Deutsche sind eigentlich Araber

190 km von Magadino nach Terrugia

Am Morgen wurde ich vom 7-Uhr-Läuten der örtlichen Kirche aus dem Schlaf gebimmelt. Scheinbar machen mir die Autos und die Moppeds, die direkt vor dem Fenster vorbei gefahren sind nix. Aber die Glocken, die wasweißichwo leise vor sich hin gebimmelt haben, die haben mich wach bekommen.

Wach. Achja. Da war noch was. Der vergangene Abend kommt mir vor wie ein Traum aber nachdem mein Hirn auch den Wachzustand erreicht hat, erinnere ich mich ganz deutlich. Kein Traum.

Ich bin wach! Und die Koffer stehen vor der Türe wo wir sie hingestellt haben. Ergo hat uns niemand über Nacht was angetan. Wir einigen uns darauf, um weiteres Konfliktpotential zu vermeiden, dass wir runter zum Frühstück gehen und gleich bezahlen.

Aber der Wirt hatte das plötzlich gar nicht mehr eilig und bat mich bis nach dem Frühstück zu warten. Ok, denke ich. Er hat sich wohl wieder beruhigt. Alles schein ganz normal, wie in jedem anderen Hotel auch. Wir bekommen unser Frühstück und außer einem etwas unbehaglichen Gefühl scheint alles immer noch normal zu sein.

Bis er anfängt einem anderen Gast etwas auf Schwyzerdütsch zu erzählen, das so laut und deutlich ist, dass wir es mitbekommen müssen. Er zetert über Deutsche und die Merkelin (immerhin, ich wüsste nicht, wie das Schweizer Pendant heißt). Und dann fällt der denkwürdige Satz: „Viele Deutsche sind eigentlich Araber“. Und weiter, dass scheinbar besonders die Stuttgarter, Deutsch-Araber/Araber-Deutschen ganz besonders viele schlimme Dinge da getan hätten wo er herkommt. Damit erklärt sich seine Antipathie wenn man seine Mazedonien-Anspielung von gestern und seine Herkunft aus dieser Ecke Europas mit einbezieht. Und mein Bart und die Glatze tun wohl den Rest dazu. Ich denke immer noch gleich springt Kurt Felix aus irgendeiner Ecke.

Trotzdem bleibt mir der Bissen im Hals stecken und ich beschließe auf abgepacktes Frühstückszubehör umzusteigen. Wer mich kennt weiß, das Marmelade zum Frühstück so GAR nicht geht. Eigentlich. Aber heute morgen habe ich mich auf Himbeer-Marmelade (abgepackt) besonnen. Das schien mir am sichersten.

Also nichts wie weg. Mit Kreditkarte bezahlt. Die wollte er als Pfand behalten bis wir den Zimmerschlüssel abgeben. Als ich ganz heftig insistiert habe und ihm stattdessen meinen Ausweis angeboten hab, bekomme ich meine Karte zurück. Wie auch immer: Moppeds waren noch da, unbeschädigt und fahrbereit. Nichts wie weg aus dem Gruselkabinett.

IMG_4257_50%Am See entlang und nach ca. 30 Kilometern das gelobte Land: Italien. Ich war nach dieser Erfahrung erstmal froh, aus der Schweiz wieder draußen zu sein. Der Fairness halber erwähne ich, dass ich mich ansonsten dort sehr wohl fühle und wir wohl einen ausgesprochen hartgesottenen Gesellen erwischt hatten.

Da wir massig Zeit hatten, ging’s erstmal an den erstbesten Strand und außerordentlich netten Menschen, die uns in der dortigen Restauration bewirtet haben. Irgendwann bin ich wohl eingenickt und merke wie ich von Glocken wach werde. Mmmh. Ein Zeichen? Wieder mal hat mich der ganze Lärm drumrum nicht gestört. Aber die Glocken ….

IMG_4255_50%Der Rest der Reise war genau so ereignislos wie langweilig. Die italienische Autobahn war genau so langweilig wie die Schweizer, nur noch leerer. Wenn mal ein Auto kam das es zu überholen galt, war das schon ein Highlight.

Und dann irgendwo mitten im nirgendwo das Hotel vom Feinsten. Alles was das Herz begehrt inkl. zweier Pools — und Glocken der naheliegenden Kirche :D.

Und das Abendessen steht dem Ensemble in nichts nach. Qualität, Quantität und Geschwindigkeit: Note 1. Erstaunlich wie diese 5 Leute es geschafft haben, uns 180 Motorradfahrer in Nullkommanix mit Essen zu versorgen. Und WAS für welches. Eins weiß ich: Ich werde mich sicherlich erstmal nicht auf die Waage trauen, wenn ich zurück bin 😉

Versteckte Kamera?

Weiter geht’s mit der nächsten größeren Tour: Eine Woche lang Italien erleben.

Heute: 508 km von Bahlingen nach Magadino am Lago Maggiore

Heute war sicherlich einer der Tage mit einem der seltsamsten Erlebnisse bisher in meinem Leben. Na, zumindest heute Abend. Dazu später mehr.

Marcus und Heimo sind gestern abend aus Stuttgart gekommen und wir haben’s uns den Abend bei Grill und Bier gut gehen lassen. Noch die lezten Vorbereitungen getroffen und dann kurz nach 9 heute morgen losgedüst, Richtung Schweiz. Der Südschwarzwald nebst der Schauinslandstrecke, die Freitags glücklicherweise nicht gesperrt ist, hat uns schonmal einen guten Auftakt beschert.

Bei Stein am Rhein über die Grenze, noch schnell eine Vignette für die Schweiz gekauft und dann Richtung Alpen. Sehr nette Zöllner übrigens und hilsbereit. Der war sogar besorgt, dass ich eine passende Stelle für die Vignette am Motorrad kenne. Ich meine wirklich besorgt, nicht so der erhobene Zeigefinger-Typ, der mir sagt wo ich sie nicht hinkleben darf.

Und dann erstmal Horror bevor die Schweizer Alpen befahren werden können: Die Schweizer Autobahnen. Ich kann mich einfach nur sehr schwer an die 120 gewöhnen. Mit dem Motorrad eine echte Herausforderung nicht vor Langeweile einzuschlafen. Gut dass es die Tunnel gibt: Sonnenvisier hoch, Sonnenvisier runter, Sonnenvisier hoch, oha, hier nur 80, Sonnenvisier wieder runter, … So ging’s dann bis zur ersten Pause.

FotoIch bin echt froh, dass die Schweizer fast überall Kreditkarten nehmen. Denn der einzige (!) Geldautomat in der niegelnagelneuen Rastanlage Affoltern war nämlich defekt. Also erstmal. Dann später nicht mehr. Und dann wieder doch….. Okok. Der Reihe nach. Zur Mittagspause sind wir in die Rastanlage und ich trau meinen Augen nicht. Picobello, Modern, Mall, Einkaufsläden, klasse Athmosphäre. Da können sich die allermeisten Rastanlagen in Deutschland eine Scheibe von abschneiden.

IMG_4245_50%Gutes, leckeres und reichliches Essen versüßt uns die Pause. Nach der Pause auf Weg zu den Moppeds dann wieder am Geldautomat vorbei, der wieder OK war. Heimo hat Geld bekommen. Bei mir dauert’s. Der Automat zählt. Es dauert. Der Automat zählt schon wieder. Ok. Liegt vielleicht daran dass ich 110 Franken wollte damit ich Kleingeld für’s Klo bekomme. Der Automat zählt. Die ganze Zählerei geht so 5-6 mal, dann die Meldung: „Der Automat ist kaputt und jetzt geht gar nix mehr“. Bluescreen. hmmm. Hat er die Transaktion genommen? Ist mein Konto belastet? Das werd ich wohl erst zu Hause wissen. Sicherheitshalber erstmal ein Beweisfoto gemacht ….

Dann die Schweizer Pässe: Susten, Grimsel, Furka, Gotthard. Klasse. Immer wieder eine Freude. Und sogar recht zeitig am Lago Maggiore angekommen um noch ein Zimmer zu bekommen.

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Eine freundliche ältere Dame empfiehlt uns das Hotel Favini mitsamt Restaurant am See als sie mitbekommt, dass wir auf der Suche nach einer Bleibe sind. Meine Mutti hat schon immer gesagt ich sollte mich von fremden Menschen nicht ansprechen lassen. Hätte ich mal besser auf sie gehört … 😉

Zimmer ist zwar an der Straße, aber OK. Kann man nicht meckern. Restaurant ist gegenüber und hat eine gute Karte mit schweizer und italienischen Gerichten. Freundliche Bedienung und gemütlich auf der Terasse. Immer noch alles voll OK. Und dann mache ich den verhängnisvollen Kapitalfehler des Abends: Ich frage nach dem WLAN-Key für’s Hotelnetz.

Merker #1: Niemals in der Schweiz nach WLAN-Keys fragen!

Die Bedienung ist so nett den Key rauszurücken (den ich genau genommen auch selbst hätte erraten können, im favinihotel). Der Chef/Mann bekommt das mit und ist besorgt dass wir, drei Kerle auf Motorrädern damit Illegales treiben könnten. Er bittet uns, das nicht zu tun weil das auf ihn zurück fiele. Etwas irritiert, aber verständnisvoll, sagen wir ihm das natürlich zu.

Kurz darauf kommt er an den Tisch und fragt uns woher wir kommen und ob wir Süssen bei Göppingen kennen. „Och“. Denke ich. Wie nett. „Der Gastwirt zeigt Interesse an seinen Gästen“. Als er dann noch sagt, seine Schwiegermutter käme daher, scheint das Eis gebrochen und der Abend verspricht unterhaltsam zu werden.

Merker #2: Sich niemals in der Schweiz als Deutscher zu erkennen geben!

Beim nächsten Mal, als er vorbei kommt, fragt er, ob wir einen Typ irgend eines deutsch klingenden Namens kennen, der im Krieg bei/mit Mazedonien gekämft hat. In dem Moment hätte ich gerne mein Gesicht gesehen! Ok. Der Abend verspricht interessant zu werden.

Nun. Er ist der Wirt und kommt oft an unserem Tisch vorbei. Beim nächsten Mal fragt er uns nach unserer Meinung zum Europäischen Krieg. WTF ….

Scheinbar haben unsere Antworten ihn nicht beruhigt und beim nächsten Mal fragt er nach unseren Ausweisen. Nach einigem Lamentieren gibt er sich mit meinem zufrieden. Offensichtlich hat mein Ausweis mit Bild in Anzug und Krawatte ihn außerordentlich erregt, zumal er jetzt Schwarz auf Weiß hat, dass ich Deutscher bin.

Als er mit dem Ausweis zurück kommt, fragt er uns aus welchen Orten wir genau kommen. Ich: „Aus Freiburg“. Heimo und Marcus:“Aus Stuttgart“. „mmmh.“ Denke ich. Ok. Der Ausweis macht wohl einen gefälschten Eindruck. Dass mein Kennzeichen aus EM ist, und Heimos aus WN macht die Sache wohl nicht glaubwürdiger.

Im vorbeigehen stellt er fest, dass mein Bart nun länger ist, als auf meinem Ausweisbild. Für mich nicht weiter ungewöhnlich. Schließlich ist der Ausweis von 2005 und in 5 Jahren kann man sein Aussehen als Mann, bedingt durch Bartwuchs schonmal verändern. OK. Ich habe mir heute den Kopf rasiert, vielleicht hat ihn das nervös gemacht.

Merker #3: Niemals nach Ausstellen des Ausweises die Haare verändern!

Bei der nächsten Runde an unserem Tisch vorbei, bittet er uns sehr eindringlich, unsere Kennzeichen auf einen Schmierzettel zu notieren. OK. Das reicht. Ich bitte also um die Rechnung — nachdem wir vorher schon vereinbart hatten wie wir möglichst schnell aus dem Restaurant rauskommen zahle ich für alle per Kreditkarte.

Da mir die Situation mittlerweile extrem suspekt vorkommt, gehe ich mit der Bedienung zum Gerät um meine PIN einzugeben und lasse meine Karte nicht aus den Augen. Prompt verlangt der freundliche Herr dass ich das Zimmer bereits im Vorfeld bezahle. Meine Frage ob das in der Schweiz so üblich ist, kontert er mit einem bestimmten „Ja“. Scheinbar ist seine Bedienung aber anderer Meinung und weigert sich die Transaktion für das Zimmer mit meiner Karte vorzunehmen. Daraufhin statiert unser Gastgeber dass wir bei der Abreise zahlen sollen. So, wie das in allen Hotels der Fall ist, in denen ich bisher übernachtet habe.

Zum Schluss beglückt uns unser Gastgeber noch mit dem laut gezeterten Statement, dass das jetzt schon das zweite Mal in 6 Jahren wäre, das mit den Deutschen. Und darauf hin beschließen wir unsere Moppeds gesondert zu sichern und die Koffer innen vor die Zimmertüre zu stellen damit wir im Falle des Falles nachts wenigstens geweckt werden.

Ich würde mich nicht wundern, wenn wir morgen früh Schäden an den Moppeds hätten … Ich lasse mich überraschen und hoffe dass die Nacht ruhig wird. Auf jeden Fall werde ich gleich noch packen damit ich schnellstmöglich abfahrbereit bin.

Irgendwie komm ich mir vor wie bei „Versteckte Kamera“. Hat das zuletzt nicht auch ein Schweizer gemacht?

Auf jeden Fall geht’s morgen nochmal zwei Stunden, dann sind wir da wo wir hin wollen!

Achja: Und dieser Blogpost ist natürlich ohne Benutzung des Hotel-WLANs enstanden!

Frikandeln, Erdnuss-Soße und Handtuchspender

226 Kilometer durch Zeeland

Heute morgen nach dem Aufstehen stand fest: Heute lass ich mich vom Wetter nicht linken. Heute nicht! Hab ich gedacht. Also die Regenkombi gleich da gelassen. Nur dumm dass die Sonne kurz nach dem Aufbruch von so blöden Schleierwolken vernebelt wurde. War dann doch was frisch zwischendurch. Mehr als 12-14 Grad waren das nicht und der Fahrtwind zieht ohne Sonne wie Hechtsuppe durch die Kombi.

Apropos Hechtsuppe. Holländer lieben Frikandeln als Snack. Heute zu Mittag gab’s ein Exemplar mit Geschmack. Und es war sogar etwas darin, das wie Fleischstückchen aussah. Gar nicht mal so übel und sogar ohne Mayo und Senf lecker. Ich könnt‘ mich dran gewöhnen.

IMG_3927_30%Die Tour war ansonsten aber auch wieder sehr gut. Unser Tour-Guide Alfons hat sich trotz der spontanen Übernahme der Tour perfekt geschlagen und uns sehr gut in den Rotterdamer Hafen und zurück geführt. Dass das Kaffee in dem wir uns aufwärmen und mehr über die Landgewinnung erfahren wollten, Samstags zu hatte, ließ sich verschmerzen. Dann halt zur nächsten Haltestelle und dort beobachtet wie ein Frittenbudenbsitzer mit einer (!) Senseo-Maschine versucht die ausgekühlten 40 Motorradfahrer die sich dort mittlerweile angesammelt hatten mit Kaffee zu versorgen. Sehr spaßige Angelegenheit. Geht ja auch nicht soo viel rein in so nen Senseo-Wassertank 😀

Und weil ja viele Holländer begeisterte Segler sind, durften wir dann auch mithelfen, die Frittenbude in den Wind zu drehen. Kein Scherz. Wirklich wahr.

IMG_3914_30%Und dann insgesamt ca. 40 Kilometer durch den Rotterdamer Hafen. Erwähnte ich dass der groß ist? SEHR groß? Und wir haben lang nicht alles gesehen.

Überhaupt. Dafür dass Holland so ein kleines Land ist, haben die ein ganz schönes Faible für große Dinger. Große Betonklötze, großer Hafen, große und lange Tore, die mal eben einen Fluss zusperren. Beeindruckend.

Am Abend gab’s dann unsere Präsentation für’s nächste Himmelfahrt. Schon beindruckend wie man mit Schwarzwälder Schnaps und Schinken gute Stimmung erzeugen kann. Wir müssen nächstes Jahr unbedingt Schnaps ausschenken!

Abendessen gabs dann in Barbequeue-Form. Wo es in jedem anderen Land dazu Barbequeue-Soße gibt, gibt es hier Erdnusssoße dazu. Die gab’s auch schon gestern zum Indonesischen. In großen (wie auch sonst!) Töpfen, die auf dem Grill warmgehalten wurden. Lecker. Mag ich ja sehr gern.

Auch wenn’s jetzt völlig aus dem Zusammenhang gerissen ist: Der Blog-Post ist eh schon zu lang und für eine gelungene Überleitung reicht es nicht mehr. Noch was, was Holländer wohl heiß und innig lieben: Elektrische Papierhandtuchspender mit Bewegungssensor. Eigentlich praktisch die Dinger. Sind wohl aber eher für Orte gedacht, die ein wenig größer sind als das holländische Durchschnitts-Klo in dem man sich kaum drehen kann. Kaum bewegt man sich: Sssssssst. Handtuch kommt raus. Hingesetzt: Sssssssst. Handtuch kommt raus. Aufstehen: Ssssssst. Handtuch kommt raus. Glücklicherweise merken die Teile dass noch nix abgerissen wurde und hören irgendwann auf. Sonst gäbe das echt eine Papier-Schweinerei…

So. Und jetzt wieder auf die Abschluss-Party. Habt noch ein schönes Wochendende und bis demnächst!

Deiche

179 Kilometer in Zeeland und 152 Bilder weiter

Börps. Satt. Das Abendessen nach indonesicher Ar war sehr lecker. Aber der Reihe nach.

Man mag es kaum glauben, aber es ist möglich innerhalb von Sekunden einzuschlafen während Luftlinie 10 Meter weiter Disco ist. Irgendwie hatte ich wohl doch das ein oder andere Bier …

Und morgens dann die Frage: Was zieh ich bloß an?? Nase aus dem Fenster sagt eindeutig: Kalt. iPhone sagt 8 Grad und bestätigt die gefühlte Temperatur. Also die Regenkombi als Windschutz übergeworfen. Trotz der zwei übereinstimmenden Sinneswahrnehmungen stellt sich dann aber in der Sonne sehr bald heraus, dass das alles Blödsinn ist. Es ist warm. Zu warm.

In der ersten Pause dann also die Regenkombi wieder aus und zusätzlich zum warmen Sweatshirt für alle Fälle in den Tankrucksack gequetscht. Überflüssig zu erwähnen dass der Tankrucksack nun übervoll ist und beides den ganzen Tag nicht mehr gebraucht wurde. Aber so ist das. Besser zu warmes Zeugs im Gepäck als es zu Hause zu lassen und sich den A**** abzufrieren.

IMG_3737_30%Es fühlt sich sehr bald auch so an als würden wir immer rechts, links, rechts, rechts, rechts, links im Kreis rumfahren. Immer um den gleichen großen Deich rum. Aber es sind tatsächlich immer andere Deiche, wie die Karte bestätigt. Überhaupt. Ganz Zeeland scheint ein einziger großer Deich zu sein. Eigentlich wäre es einfacher die Landfläche zu messen die nicht von Deichen belegt ist. Rechts am Deich entlang. Über den Deich drüber. Links am Deich entlang. Nur um dann auf dem Deich zu fahren. Die Deiche sind die Berge von West-Holland. So viel steht fest. Und die Dinger machen auch ganz gerne mal nen Knick mitten drin. Daher also die Ankündigung der „small and winding roads“.

IMG_3783_30%Mittags dann an der Stelle in der die Holländer 1953 ein paar große Betonklötze versenkt haben, um die kaputten Deiche nach der Flut zu flicken. Scheinbar haben sie auch danach noch ein paar Deiche als Reserve verbaut. Also diese Betonklötze waren groß. Sehr groß. So groß, dass in 4en davon heute ein Museum über die große Sturmflut von damals ist. So richtig wird mir die Größe erst bewusst, also ich das Modell sehe.

Es ist ein Suchspiel auf dem Foto. Um das Model des Menschen ist ein roter Kreis. Der Rest ist Betonklotz.

Und dann die Begegnung mit einer Frikandel zu Mittag. Zugegeben. Ich habe bisher noch nie ein Lebensmittel verzehrt, dass keine Konsistenz hatte. Außen war es knusprig. Innen war es gar nicht. Genau genommen hatte es auch keinen Geschmack wen man von der sehr leckeren Mayo und Senf absieht, die dazu gereicht wurden. Das machte den Verzehr einfach. Und es hat satt gemacht. Übrigens: Der Wikipedia-Artikel ins Verhältnis gesetzt mit dem, was wir zu Mittag hatten zeigt eindeutig: Der Verfasser kennt weder eine Frikandel, noch eine Berliner Currwurst. Überhaupt. Diese beiden Lebensmittel in einem Satz zu erwähnen…. tzzzzz. Unglaublich.

IMG_3829_30%Der Rest des Tages verging wie auf Deichen. Sozusagen. Am Abend dann noch einen kurzen Besuch ans Meer und morgen steht dann der Hafen von Rotterdam auf dem Programm.

Glücklicherweise hat sich der Tourführer für die Tour #4 noch kurzfristig breitschlagen lassen auf Rotterdam (#5) umzuschwenken nachdem alle Plätze für die #5 eigentlich schon dicht waren.

Fazit von heute: Schöne Tour, viel gesehen und gelernt und die Holländer haben wirklich ganz schön was geleistet, um sich gegen die Fluten zu schützen.

Freu mich auf morgen.

Plattes Land

359 km von Frechen nach Nieuw-Haamstede.

Na der Tag ging ja gut los. Frechen hat nicht nur BMler in schwarzen BMWs, Frechen hat auch Mitbürger mit Migrationshintergrund die ganz gerne mal auf Hotelparkplätzen morgens um 6 lautstark und lang anhaltend miteinander parlieren. Ich wüsste keine bessere Zeit und keinen besseren Ort um sowas zu tun. Nur dumm dass unser Fenster zum Parkplatz raus ging und offen war. 😉

Also unter die Dusche. An Schlaf war eh nicht mehr zu denken. Übrigens: Formule 1 in Frechen hat Frühstück ab 7 — auch an Feiertagen!

So gegen 8 kamen dann auch die anderen und um halb 10 ging’s los. 6 Grad, das Haar sitzt. Na, soweit man von „sitzen“ unter dem Helm sprechen kann …. :D. Also ab nach Holland. Das Schild „Niederlande“ hab ich gesehen und die Straße wurde auch gleich sehr niederländisch.

Irgendwann wundere ich mich dass so viele Belgier in den Niederlanden rumfahren und frag noch: „Sind wir in Belgien oder in den Niederlanden?“. So richtig wusste das keiner. Hat sich dann rausgestellt dass wir still und heimlich ohne es zu merken die niederländisch-belgische Grenze überquert haben. Sicher war ich erst als ich Schilder mit belgischer Webadresse am Straßenrand gesehen hab. So geht’s schon heutzutage in Europa. An den Internetadressen sollt Ihr sie erkennen!

IMG_3715_30%Ansonsten: Lange, grade, langweilige Straßen. In Belgien wie dann auch später in den Niederlanden wieder (diesmal hab ich das Schild gesehen!). Irgendwie hab ich an die ersten Tage vom Nordkapp-Urlaub denken müssen und inständig gehofft dass die Gewöhnung diesmal schneller einsetzt. Aber leider Fehlanzeige :D. Also ging’s nicht mehr anders, wir mussten uns dem Rausch der Geschwindigkeit auf niederländischen Autobahnen ergeben. Ganze 120 km/h. Mann, tat das gut!

Aber pünktlich innerhalb des gewünschten Zeitfensters kamen wir dann in Nieuw-Haamstede an. Immer wieder ein Erlebnis so viele Moppeds auf einen Haufen zu sehen! Leider gehen nicht alle auf das Bild drauf.

Für morgen hab ich mir die 180 km Tour „Zeeland und Wasser“ ausgesucht, viel Wasser (was sonst ;)), aber auch viel Infos über die Deichbauten. Und es soll über „many narrow and winding roads“ gehen. Na, ich lass mich überraschen was die Holländer sich darunter so vorstellen….