Motorrad-Reisen und -Touren

Europa 2016

Tag 88 – Taron

29. September – 0 km mit dem Mopped

TaronHeute war Taron-Tag im Phantasialand in Brühl.

Taron ist der neue Multi-Launch-Coaster im Phantasialand, der in zwei Phasen per Katapult bis auf Maximalgeschwindigkeit beschleunigt wird. Das Ganze eingebettet in die Themenwelt Klugheim, die mit extrem viel Liebe zum Detail gestaltet ist. Das zieht sich durch bis in die Restaurants und sogar Toiletten. Beim Bewundern der Themenwelt bin ich auch glatt über einen Stein gestolpert und hab mir den Arm aufgeschürft. Fühlt sich ein wenig an, als wäre ich wieder 6. Zumindest habe ich schon echt lange keine Schürfwunden vom Hinfallen mehr gehabt.

Ich schätze über den Tag verteilt waren das neben den Fahrten in anderen Attraktionen bestimmt 10 – 12 Fahrten mit Taron an verschiedenen Positionen im Zug zum Ausprobieren. Meine Lieblingsstelle der zweite Launch, hinten sitzend. Man fühlt sich ein wenig wie beim Start eines Star Wars X-Wing Fighters und die Beschleunigung ist einfach unglaublich.

Die beiden Youtube Videos zeigen das ganz gut. Allerdings ist die Fahrt viel weniger ruckelig, als man das nach den Videos glauben könnte. Einfach nur entspannen und in die Kurven legen, dann geht das ganz einfach und ist ein Riesenspass. Daumen hoch und absolut eine Empfehlung.

 

 

Tag 87 – Ballungsraum

28. September – 127.3 km von Duisburg nach Bonn

Krimskramsladen in DuisburgKrimskramsladen in DuisburgDuisburg hat Geschäfte, bei denen ich mich ernsthaft frage: Wer kauft darin ein und was wird da gekauft? Ich habe selten bisher eine derart dichte Sammlung hässlicher Gegenstände gesehen die zum Verkauf standen. Geschmack ist ja nun bekanntlicherweise Geschmackssache, aber beim vorbei Gehen an den beiden Schaufenstern befällt mich grenzenloses Staunen, um nicht zu sagen: Grauen. Die Wikipedia-Erklärung dazu trifft mein Empfinden ziemlich auf den Punkt.

Zum Ruhrgebiet-Abschluss noch ins Gasometer nach Oberhausen. Da gibt’s derzeit eine Ausstellung Wunder der Natur. In den unteren beiden Etagen im Grunde genommen ’nur‘ hochaufgelöste grosse Fotografien aus der Natur. Aber was für welche.

Feuchtigkeitsverteilung auf der Erde in der Ausstellung Wunder der NaturIn Etage 3 ist im 100 Meter hohen Gasometer eine Kugel mit 20 Metern Durchmesser aufgehängt, auf die Satellitenbilder der Erde projiziert werden. Unter der Kugel kann man sich auf Sitzkissen einsinken lassen und in ansonsten völliger Dunkelheit die Schönheit der Erde bewundern. Gezeigt wird in bewegten Bildern die in intensivem blau eingefärbte Feuchtigkeitsverteilung sowie auch Echtfarbaufnahmen von Tag und Nacht.

Einfach nur beeindruckend. Genau so beeindruckend wie die Fahrt mit dem Glasaufzug an der Erde vorbei auf’s Dach des Gasometers. Die Aussicht ist nicht von schlechten Eltern. Von hier oben sieht alles ziemlich nach Spielzeugeisenbahn aus.

Auf dem Dach des GasometersDie Fahrt von Duisburg nach Bonn war ‚interessant‘ insofern, als dass ich schon sehr lange nicht mehr so viele Fahrzeuge auf so engem Raum gesehen habe. Die meisten stehend. Da bekommt der Begriff Ballungsraum gleich nochmal eine besondere Bedeutung. Dieser Verkehr war sehr geballt.

Abends zum Phantasialend zur Fantissima-Show inklusive exzellentem Dinner. Länger schon nicht so gut gegessen. Die Show war ebenso hervorragend. Erstaunlich, was Menschen mit ihren Körpern so anstellen können. Manche bräuchten sicherlich im Flugzeug keinen Sitzplatz sondern könnten sich als Gepäck verschicken, so wie die sich verknoten können. Neben beeindruckender Artistik wurde auch Gesang in Gänsehautqualität geboten. Die Kostüme und das Bühnenbild runden die ganze Sache ab.

Alles am Tag — bis auf den Stau — definitiv empfehlenswert zum Nachahmen.

Tag 86 – Stahl

27. September – 0 km mit dem Mopped

Heute wieder fahrfrei, dafür besichtigungsreich. Bei strahlendem Sonnenschein erst im Innenhafen Duisburg einstimmen und ein wenig flanieren gehen.

Danach Besichtigung des Thyssen-Krupp Stahlwerks. Das hat mich in vielerlei Hinsicht beeindruckt. Die stellen da tatsächlich rund 2’500 Stahlsorten her, produzieren auch fertige Bauteile z.B. für die Automobilindustrie und das Gelände ist gross. So richtig gross. Zum Grössenvergleich: Es ist fünf mal so gross wie Monaco, hat einen eigenen Hafen zum Endladen von Kohle und Erzen von den Schubschiff-Verbänden, die aus Rotterdam eintreffen. Das Strassennetz dort hat eine Länge die von Essen bis Köln reichen und die Gleise könnten Essen und Hamburg verbinden. 4 Hochöfen produzieren jeden Tag 30’000 Tonnen Roheisen und im Jahr werden rund 12’000’000 Tonnen Stahl produziert.

Ich hatte zwar nicht das Glück, einen Hochofen im Betrieb zu sehen, dafür die ersten beiden Stufen der Stahlherstellung. Es ist wirklich beeindruckend, einen ‚Eimer‘ mit flüssigem Metall in Aktion zu sehen wenn 200 Tonnen Roheisen wie Wasser umgegossen werden. Zum Vergleich: Der ‚Eimer‘ nebst Inhalt wiegt ca. so viel wie ein A380.

Es waren zwar endlos tolle Fotomotive zu sehen, leider aber auch Fotografierverbot. Mein Highlight wäre gewesen, ein Foto der Öffnung des Torpedofannenwagens zu machen, in den ich von oben reingucken konnte. Man konnte die noch glühende, feuerfeste Ausmauerung sehen.

Aber sei’s drum. Im Landschaftspark Nord gabs das Ganze anschliessend in stillgelegt mit nicht weniger interessanten Perspektiven und Aussichten.

 

 

Tag 85 – Duisburg

26. September – 234.4 km von Ijmuiden nach Duisburg

Ein Nachteil wenn man alleine unterwegs ist: Mehr oder minder häufig wird einem beim Nachschlag holen der Früshtückstisch geklaut, wenn man nicht irgendwas hinlegt, was ‚besetzt‘ signalisiert. Nun bin ich nicht der typisch deutsche Handtuchwerfer der signalisiert, dass der Tisch meins ist. Ich glaube ja, es reicht, wenn man wie ansonsten üblich auf 5 Uhr legt und den Tisch einigermassen sauber hinterlässt,  um zu signalisieren dass man fertig ist. Ist beides nicht der Fall, ist man eben nicht fertig. Vielleicht mein Fehler, dass das für mich so selbstverständlich ist.

Von der Fähre runter führt mich das Navi durch Amsterdam, direkt am Hauptbahnhof vorbei. Erstmal bin ich davon nicht so begeistert, aber da ich schon mitten drin bin, als ichs merke, muss ich durch. Amsterdam überrascht mich durch gekonnte Kombination von alter und neuer Architektur, tolle Grachteneinblicke und den trotz der vielen Ampeln einigermassen fliessenden Verkehr. Leider fliesst der Verkehr so gut, dass ich es nicht schaffe anzuhalten, um ein paar Fotos zu machen.

Die Niederlande ansonsten sind im Süden des Landes ordentlich besiedelt und ein Dorf folgt dem nächsten. Das ist mit entsprechendem Verkehr verbunden und es dauert eine Weile, bis ich mich jeweils an den Autoschlangen bis zum LKW vorne vorgearbeitet habe und endlich vorbei bin.

Als ich wieder nach Deutschland reinfahre, stelle ich mal wieder fast, dass die Kombination von erlaubter Geschwindigkeit, Strassenqualität, fahrbare Geschwindigkeit und Verkehrstoten pro Million Einwohner ziemlich einmalig ist. So etwas gibts sonst nicht und ich freue mich drüber, dass das Fahren auf guten Strassen bei angenehmer Geschwindigkeit Spass macht.

Tag 84 – Kleine Strassen

25. September – 192 km von Edinburgh nach Newcastle

Hier wohnt Harry PotterDie rufen Preise auf, für Übernachtungen in Edinburgh, die sind nicht von schlechten Eltern. Da ist man gerne mal mit 100 Pfund für die Übernachtung dabei. Von daher hatte ich mit einem 55 Pfund B&B richtig Glück und auch nicht viel erwartet. Aber da sieht man mal wieder. Es geht auch günstig und gut. Ausser, dass es eine halbe Stunde in die Stadt zu laufen war gabs überhaupt nichts zu meckern. Obwohl ich ja glaube, dass die Harry Potter unter der Treppe versteckt halten.

Zum FrFull Scottish in Edinburghühstück wieder Full Scottish. Mit Kaffee. Aber diesmal ohne Black Pudding. Zum Glück.

Erstmal tanken und Wasser kaufen und so die letzten Pfund, Shilling und Pence auf den Kopf hauen. Wieder geschafft. Kein Britisches Geld mehr.

Fun-Fact: Die Schottischen Banken drucken ihr eigenes Geld. Die Schotten nehmen zwar englische Pfund, aber das schottische Monopoly-Geld nimmt ausser den Schotten keiner. Das wird man auch ausserhalb Grossbritanniens bei keiner Bank los.

Da ich heute Zeit hab, lasse ich das Navi die Strecke aussuchen und stelle auf ‚kurvenreiche Strassen‘. Und bin mal wieder begeistert, was es so ausgräbt. Es schickt mich durch kleine Strassen, schöne Dörfer und Städtchen und beschert mir einen wunderbaren Abschied von der Insel.

Englische ReihenhäuserAnsonsten verabschiedet mich Grossbritannien mit allem was es hat: Sturm, Sonne und Regen. Das Wetter ist hier sehr lokal. Das wird alles mehrfach im Wechsel auf ein paar Kilometern geboten. Dann gibts noch massig Schaafe auf grünen Wiesen, tolle Kurven und Schnarcher auf Landstrassen, für die es zig Kilometer braucht, bis man an der Schlange vorbei ist.

Einmal beim Linksabbiegen wärs fast passiert. Das Vorderrad rutscht auf Geröll weg und die Maschine schmeisst mich fast ab. Aber scheinbar haben die mittlerweile fast 18’000 meine Reaktionsfähigkeit gut genug geschult, so dass ich sie wieder aufgefangen bekomme. Hinterher wundere ich mich mehr darüber als über’s Wegrutschen. Gefühlt lag ich schon auf der Strasse. Nochmal Glück gehabt.

Auch für die Abfahrt mit dem Schiff greift man in die Vollen für mich. Viele klasse Fotomotive werfen sich bei tief stehender Sonne im Rücken vor die Linse.

Die 4er Kabine für mich alleine ist auch nicht so schlecht. Zwar auf Deck 2, also 2 Decks unter den Autos und damit ganz tief im Bauch des Schiffes, aber dafür schön ruhig. Sicherheitshalber habe ich mir beim Beziehen schonmal angeguckt, wie ich da im Notfall wieder rauskomme — falls nötig.

Tag 83 – Edinburgh

24. September – 272 km von Foyers nach Edinburgh

Ich stelle mal wieder fest, dass ich viel lieber draussen in der Natur bin als in Städten. Städte sind nützlich und praktisch. Da gibts alles was man braucht. Die Seele baumeln lassen, entspannen und geniessen, das geht für mich viel besser mitten im Nirgendwo. Das hat vielleicht was mit Alter zu tun. Oder damit dass ich zunehmend draussen bin mit Mopped und Snowboard. Ist auch eigentlich egal. Et es, wie et es.

Stadthäuser in EdinburghHäuserzeile in EdinburghEdinburgh erinnert mich ein wenig an Prag. Eigentlich ganz hübsch, aber unglaublich überlaufen. Und das, obwohl das Schloss heute scheinbar geschlossen war. Vielleicht auch grade deswegen, weil irgendwo müssen die Leute ja stattdessen hin. Und es ist Samstag.

Die Architektur erinnert tatsächlich an einen Harry Potter Film. Oder Harry Potter Filme haben sich hier Anregungen geholt.

Bausünde Bank of ScotlandBausünde in EdinburghAber es gibt auch unglaubliche Bausünden, da stehe ich davor, schüttele mit dem Kopf und mache ein Foto. Als ehemals Nahezu-Kölner sind mir solche Bausünden natürlich nicht fremd. Aber Köln hatte wenigstens einen Grund, die zerstörte Stadt nach dem Krieg wieder schnellstmöglich aufzubauen. Da kam es wohl nicht so sehr auf hübsch an. Eine Traditionsstadt wie Edinburg, die vom Krieg fast nichts abbekommen hat, so zu verschandeln, das erschreckt mich. Dem Betongerüst links muss man wohl zu Gute halten, dass es vermutlich als Stütze für die Häuser und als Provisorium gedacht ist. Aber das Provisorium hält wohl schon ne Weile und ist an Hässlichkeit nicht zu überbieten. Wenn es dafür einen Preis geben würde, dieses Gerüst hätte ihn verdient.

Aber es gibt auch schöne und unverschandelte Gebäude, wie die St. Giles‘ Cathedral.

St. Giles' CathedralIch musste natürlich auch in einen Pub, mal gucken. Und eins muss man den Schotten lassen: Die haben eine Whisky Karte in einem 08/15 Pub, da würden sich viele der Kneipen in anderen Städten die Finger nach lecken. Aber ist halt auch Schottland. Da gehört der Whisky einfach dazu. Ich habe ja gehört, dass ein Hot Toddy sogar Erkältungen wegmachen soll.

Whiskykarte im Pub

 

 

Tag 81 – Single Track Roads extrem

22. September – 112.1 km von Foyers nach Inverness und zurück

Kurze Rundtour heute nach Inverness. Auf wunderbaren kleinen Strassen durch die Highlands hin und am Loch Ness zurück.

ZweispurigIch dachte ja, ich hätte hier schon schmale Strassen gesehen. Aber es ging noch schmaler. Immerhin. Es waren zwei Spuren da. Eine für jede Spur am PKW. Heute gabs dann auch nur sehr wenige Passing Places für den Gegenverkehr. Nur gut, dass ich keinen Rückwärtsgang am Mopped hab.

Unterwegs am Loch Farr vorbei. Das hat sich bei Königswetter einfach so vors Mopped geworfen. Ich stelle fest, dass ich unfassbares Glück mit dem Wetter habe. Es gibt Leute, die wohnen hier schon eine Weile und haben Loch Farr, Ullapool und Knocken Crag noch nie ein einer einzigen Woche bei schönem Wetter gesehen. Es hat im Grunde genommen noch nicht geregnet, seit ich hier bin und es fängt wohl erst am Samstag bei der Abfahrt an. Mal sehen, ob ich das auch noch wegdiskutiert bekomme.

Angler auf Loch Farr Stilleben mit Baum am Loch Farr Loch Farr

Pickled EggsSlices LemonsIn Inverness in einen grossen Supermarkt. Ich könnt ja stundenlang da drin bleiben und mir die Produkte anschauen, die man in anderen Ländern so hat. Oder nicht hat. Hier gibts so ziemlich alles in Dosen. Aber keine Sauerkirschen. Vanillezucker wohl so gar nicht. Den muss man von Deutschland importieren.

Immerhin habe ich ein paar landestypische Dinge einkaufen können und hoffe, dass ich das alles mitbekomme.

Last but not least: Endlich ein paar Fotos vom Loch Ness. Trotz Meerzugang Süsswasser. Ich habs probiert.

Und ich kann nichts dafür. Das Gras ist so grün.

Schaafe am Loch Ness Loch Ness

 

 

 

Tag 79 – Ullapool

20. September – 286.9 km von Foyers nach Knockan Crag und zurück

So langsam geht das komische Gefühl weg, das ich vor nicht einsehbaren Linkskurven habe. Ganz manchmal denke ich in der Dämmerung noch Oje, da kommt mir einer entgegen und ich bin auf der falschen Spur. Aber auch das wird weniger.

InvernessInverness macht an manchen Stellen den Eindruck eines lebendig gewordenen Miss Marple Films. Ich hätte mich nicht gewundert, wenn sie plötzlich aus einem der Häuschen rausgesprungen wäre.

Bei unseren Motorradtreffen habe ich die Engländer immer für Heizer gehalten. Aber jetzt weiss ich, dass die einfach nur normal fahren. Ist ja auch kein Wunder. Wer es gewohnt ist, auf einspurigen Strassen mit Gegenverkehr mit fast 100 km/h zu fahren, der langweilt sich bei einer gut ausgebauten Landstrasse. Ich habe übrigens gefragt: Wenn in Ortschaften die Geschwindigkeit nicht explizit runter geregelt ist,  dann gelten 60 mp/h, also 97 km/h. Ich finde das nicht ungefährlich. Nur um nochmal auf die Sache mit den Steckdosen im Badezimmer zurück zu kommen.

Die Hitzewelle hat mich heute voll erwischt. Ich schwitze mir bei über 18°C den Wolf und fange an, die Heatwaves zu begreifen, von denen die Leute hier reden, wenn es über 20°C werden. Komischwerweise fühlen sich hier 14 oder 18 Grad auch richtig warm an solange kein Wind geht.

Aber es ist genau das richtige Wetter um gefühlt zum Ende der Welt zu einem Geologiepark zu fahren um ein wenig über die Enstehungsgeschichte der Erde zu erfahren.

Ansonsten heute wieder Fototag. Gibt auch genug. Die meisten Bilder sind nicht weit voneinander entstanden. 20 – 30 km sind hier landschaftlich schon eine Weltreise. Die Farben sind übrigens wirklich so. Da war kein Photoshop im Spiel.