11.06.2008
Die Finnlady stellt sich dann noch als eher zickig heraus. Eigentlich wäre um 20 Uhr einchecken gewesen. Es wurde 21:00, 22:00, der Mensch vom Hafen fing an mit den Füßen zu scharren weil der zu Bier und Film wollte. Es wurde 23:00 und kurz nach Mitternacht war’s dann endlich soweit: Wir dürfen auf’s Schiff.
Und die Warterei hatte auch was Gutes: Eine Gelegenheit mit den anderen Moppedfahrern ins Gespräch zu kommen. Bei ner Runde Bier, Keksen und Schinken — was sich halt so im Reiseproviant befindet wurden die letzten Neuigkeiten ausgetauscht. Dabei hat sich rausgestellt, dass ich tatsächlich der Einzige der einigermaßen Trocken geblieben ist :D, von Dauerregen bis „auch mal Trocken“ ging die Palette. Ein gutes Ohmen für die Fahrt! Und natürlich wollten viele auch zum Nordkapp, aber auch nach St. Petersburg und Murmansk geht für zwei die Reise.
Moppedfahrer sind schon ein seltsames Völkchen 🙂
Mit meinem Zimmergenossen hab ich’s gut getroffen. Ein ganz ruhiger Geselle. Zum Glück sind wir nur zu zweit in einem Dreibettzimmerchen. Ich hätte auch zwei Betrunkene russische LKW-Fahrer kriegen können, die sich vollaufen lassen und die ganze Nacht schnarchen wie ein Sägewerk — ist ihm mal passiert.
Dann die Nacht war eher unruhig. Ich bin’s einfach nicht gewohnt, dass mein Bett schwankt, obwohl ich vollkommen nüchtern bin — Das Bier vom Warten zählt nicht, das war nach der ganzen Zeit schon längst wieder weg.
12.06.2009
0 KM heute mit dem Motorrad. Dafür 1.400 mit dem Schiff.
Ich hätte nich gedacht dass das Ding fast 50 Sachen macht. Die alte Lady ist ein flotter Dampfer!
Es gibt ein reichliches Frühstücksbuffet. Gut so, denn Hunger habe ich auf jede Menge. Nach dem Frühstück dann: Was tun? Das Schiff ist zwar groß, aber auch schnell besichtigt. Bleibt selbst nach Umstellung der Uhr auf finnische Zeit (+1) immer noch der ganze Tag. Gestern habe ich noch zu den Sonnebergern Motoradfahrern (die mit dem Schinken) gesagt, dass es auf einem finnischen Schiff mit Sicherheit eine Sauna gibt. Und natürlich gibt’s eine :D, im Preis inklusive natürlich! Also ab mit iPhone, Finnisch-Buch und Handtuch bewaffnet und ab in die Sauna, danach irgendwo auf Deck rumlümmeln und die Überfahrt genießen und die Zeit vertreiben. Soweit der Plan.
Ich komm in die Sauna, und das erste was mich aus dem Whirlpool angrinst, sind Björn und Basti, zwei von den Sonnebergern.
Und ist das nicht ein Traum? Sitzt du in der Sauna und guckst auf’s offene Mehr hinaus.
Nach der Sauna trifft man sich auf ein oder zwei Bier in der Lobby. Da die Kollegen auch an’s Nordkapp wollen und die Chemie passt beschließen wir, ein Stück gemeinsam den Weg zu fahren. Noch eine weitere Schiffsbekanntschaft hat sich zu uns gesellt: Klaus und Meeri. Er aus der Schweiz und sie aus Finnland. Besitzen ein Mökki in der Nähe von Joensuu. Na, was man hier so „in der Nähe nennt“. 60 km weiter….
Und der Hammer: Die beiden und Ihr Hund haben uns eingeladen, eine Nacht dort zu verbringen. Also kurzerhand die Reisepläne geändert und die Route angepasst.
Als der Abend dann zum Ende ging, waren aus den paar Bieren dann ein paar mehr geworden. Ich hab nicht mehr gezählt und iPhone nebst Buch verschwinden unbenutzt wieder im Gepäck. So mag ich das!
13.06.2009
Heute 566 km von Helsinki bis zum Mökki.
Der Kapitän hat die Schiffsgäste am Morgen um 5:40 (finnischer Zeit) freundlich, bestimmt und vor allen Dingen laut durch die Lautsprecheranlage geweckt.Das war nicht schön. Nach nur ein paar Stunden Schlaf und definitiv ein paar Bier zu viel hätte ich gern nochmal die Augen zu gemacht.
Aber sei’s drum. Um 7:00 Uhr war die Ankunft in Helsinki geplant und wir waren pünktlich. 7:30 Landgang. Und dann erstmal zum verabredeten Frühstück zu Maila und Sulevi. Wie üblich war’s sehr herzlich und auch reichlich. Ich freue mich immer wenn ich die beiden treffen kann. Die Kommunikation ist zwar etwas holprig da die beiden ausschließlich finnisch sprechen und ich immer noch zu wenig kann, aber für ein einfaches Gespräch über das „Woher und wohin“, reicht’s alle Male.
Dabei stellt sich raus, dass Sulevi aus Joensuu kommt und Sulevis Bruder ganz in der Nähe von Meeris und Klaus’s Mökki wohnt. Die Welt ist manchmal klein!
Danach weiter nach Joensuu, wo wir uns um 18:00 Uhr treffen wollten. Die Koordinaten von Meeris und Klaus‘ Mökki sind einprogrammiert und das Leben ist heute eine langweilige, lange, grade Straße. Das geht schon gleich gut los und das Navi meldet 288 km bis zur nächsten Abbiegung.
Und WIE langweilig. Nach der kurzen Nacht keine Freude und viele Pausen sind entsprechend notwendig. Es sind sehr viele Motorradfahrer unterwegs und man grüßt sich. Als ich an einer Gruppe von 4 pausierenden Motorradfahrern vorbeifahre und meine, finnische Kennzeichen zu sehen, wundere ich mich noch, dass einer von denen aussieht von den Sonnebergern. Aber das kann nicht sein, denn die haben ja die Südroute genommen.
Und bei meiner nächsten Pause kommense an. Sie waren’s doch! Kurzes „Hallo“ und dann geht’s gemeinsam auf langweiligen Straßen die letzten 60 km bis Joensuu weiter. Dort treffen wir uns mit Meeri und Klaus um 18:00 Uhr am Marktplatz. Gleich in der Nähe ist ein Kneipenschiff. Das besuchen wir noch noch kurz und unterhalten uns bei einem (alkoholfreien) Bier über Land und Leute.
Die Koffer, Taschen und Helme bleiben derweil an den Moppeds, nur die wichtigsten Wertsachen nehme ich mit. Um den Rest mache ich mir hier oben keine großen Sorgen — selbst in der Stadt nicht.
Danach geht’s weiter. Auf einer langweiligen, graden Straße! 😀
Aber dann. Auf der großen, graden Straße tauchen plötzlich Kurven auf. Jucheee! Dann wird die Straße schmaler. Und noch schmaler. Und ungepflastert, und mit Schotter, und dann sandig. Klaus sagte schon, dass die Zufahrt zum Haus (was hier nicht ungewöhnlich ist) aus einem Sandweg besteht. Er sagte nicht dass dieser Zustand fast zwei Kilometer geht … 😉
Und unvermeidlich: Mücken. Bisher sind wir davon verschont geblieben. Aber kaum den Helm abgesetzt, haben sie gemerkt, dass das Abendessen angerollt kam und haben sich auf uns gestürzt. Innerhalb von Minuten ein paar Stiche am Kopf. Zum Glück hatte ich noch eine Spraydose OFF dabei, das hat erstmal Linderung gebracht.
Und natürlich hier das selbstverständlichste von der Welt: Ab erstmal in die Sauna, die der Nachbar freundlicherweise schon einmal angeheizt hatte. Denn auch Meeri und Klaus sind heute seit Ende September 2008 das erste Mal wieder hier.
Nun, der nächste Supermarkt ist über 20 km weit weg. Da bekommt Nachbarschaftshilfe einen ganz anderen Stellenwert.