Knapp 1.500 km kreuz und quer durch’s Piemonte – Letzter Tag
Freitag: Am Abend vorher hatte ich mich in die Nummer 7 eingetragen. Heimo und Marcus hatten entschlossen, sich einen freien Tag zu gönnen. Ich hatte schon so ein Gefühl, als ich gesehen habe, dass exakt 2 Leute auf der Liste standen. Das hat mich dann auch nicht betrogen und kurz vor Augen-Zu kam die Nachricht: Erstens geht’s um Viertel nach 8 (für die Freiburger: Viertel Neun ;)) los und zweitens nicht mit der 7 sondern mit der 6. Da war ich schon so im Halbschlaf dass mir das egal war. Und die 6 war ja ne Super Tour.
Also den Wecker noch gestellt und dann selig weggeschlummert. Morgens weckt mich der Wecker zur eingestellten Stunde. Normalerweise steht der auf anderthalb Stunden vor Abfahrt damit noch genügend Zeit für Morgentoilette, Frühstück, Packen und Aufsatteln bleibt. 10 Minuten vor Abfahrt müssen alle aufgestellt sein damit pünktlich aufgebrochen werden kann. Das hat sich in der Woche gut eingespielt und ich bin ganz relaxt. Das heißt, so lange bis ich auf die Uhr gucke: 7:48 Uhr. Da hab ich wohl im Tran den Wecker ne Stunde zu spät gestellt …. Ich war noch nie so schnell abfahrbereit. Pünktlich um 8:05 stiefele ich ein ganz klitzekleines bisschen gehetzt nach draußen. Nur um dann festzustellen dass ich tatsächlich nach dem Tourguide der Erste bin. *hmpf*
Ich glaub ich hab noch gar nicht gesagt, dass die in Italien auch Glocken an den Kirchen haben. Aber mal wirklich. Die sollten sich mal bei den deutschen Glöcknern in die Schule begeben. Ich bin ja kein Kirchengänger, aber ich mag das Resultat jahrhundertelanger Glockengießer- und Glöcknertradition (nennt man die Bimmler so??). Das hört sich einfach nett an. Aber das was die Italiener da machen hat weder Melodie noch System.
So als ordentlicher Deutscher bimmelt man zur vollen Stunde viermal in einem Ton und dann in einem anderen Ton und zwar so oft wie es grade Stunden gibt. Und jede Viertelstunde 1, 2 oder dreimal ein „Dong“. Und wenn zur Kirche gerufen wird, dann hört sich das immer schön an.
Und das macht nicht etwa um 7 Uhr dreiundvierzig mal „Dong“. Also ehrlich. Erstens morgens in aller Hergottsfrühe und dann sowas. Marcus hat’s mal an einem Tag geschafft bis 43 mitzuzählen, ich bin da bei 8 schon wieder eingeschlafen und kann nicht mehr mitreden. Und das normale „Kommt-Zur-Kirche-Läuten“ hört sich an als hätte man einen Zufallsgenerator auf den Glockenstuhl losgelassen. Grau-en-voll!
Übrigens wird im Piemont auch ganz grandios Reis angebaut. Wenn man da vorbei fährt und es nicht weiß, könnte man meinen es sind ganz normale Getreidefelder. Nur stehen normale Getreide nicht im Wasser. Und wenn man ein südliches Land mit stehendem Wasser versorgt bekommt man eine ganz hervorragende Mückenplage. Und da war verdammt viel Reisanbau … ;). Am ersten Abend dachte ich mir noch: „Och. Wie nett. Die versorgen Ihre Gäste mit Anti-Mücken-Mittel“ und wundere mich ein wenig dass das da so an der Hotelbar einfach so rumsteht. Das hat aber nur gedauert bis ich mal kurz draußen war ohne mich einzuschmieren. Da war ich ganz schnell wieder drinnen und hab das nachgeholt. Das war nicht nur nett. Das war überlebensnotwendig. Gradezu aufgefressen biste worden wenn du dich nicht einschmierst. Und wie man auf dem Bild gut sehen kann, machen auch die örtlichen Angestellten davon gerne Gebrauch — und die sollten’s wissen.
Abends dann ein extrem leckeres und wie immer genau so extrem opulentes Dinner mit lokalen Spezialitäten und Klavierbegleitung von Isabelle (Waaahnsinn, die Frau kann spielen!). Zum Abschluss ein wundervolles Feuerwerk, das eine unglaublich eindrucksvolle Woche genau so eindrucksvoll abschließt.
Das tolle an so einer Woche ist, dass tatsächlich fast ganz Westeuropa vertreten ist. Meines Wissens haben nur Portugal, Schweden und Finnland gefehlt. Sonst war alles da. Und vielleicht demnächst auch mal ein paar Osteuropäische Staaten. Das wär klasse!
Am Samstag morgen dann Aufbruch gen Norden. Schon vor der Abfahrt bin ich nassgeschwitzt. Auch an dem Morgen ist uns das Wetter wohl gesonnen. Die italienische Autobahn nehmen wir mit Bravour und stoischer Ruhe und Gelassenheit. Nur der Stau vor der Mautstation nimmt uns ein wenig die Contenance. Es macht einfach keinen Spaß bei 30 Grad im Schatten in schwarzer Lederkombi von oben gegrillt und von Motor unter dir verbrutzelt zu werden. Ich bin doch kein Hähnchen im Bratschlauch!
Tipp: Niemals die Self-Service-Stationen Schlangen nehmen, sondern immer eine mit Bedienung. Die sind deutlich schneller!
Aber als wir in Richtung Gotthardpass fahren, kühlt sich die Temperatur ab und es wird angenehm. Auf halbem Weg nach oben machen wir kurz Rast für Foto und Einmümmeln. Es zieht wie Hechtsuppe und es wird empfindlich kühl.
Und wir sehen die Wolken schon. Es verspricht also noch weiter frisch zu werden.
Aber womit ich so GAR nicht gerechnet hatte: Es wurde a****kalt. So kalt dass mir die Finger fast abgefallen sind und ich die Heizgriffe auf höchste Stufe stelle. Also mehr als ein paar Grad waren das sicherlich nicht. brrrrr.
Nur dumm dass es auch auf der anderen Seite nicht viel wärmer ist und uns die mit miesem Wetter empfängt. Das ändert sich auch nicht.
Aber Hauptsache wir kommen heil und ungeschoren durch die Schweiz! Ansonsten verläuft die Fahrt unspektakulär und nach knapp 3.000 km insgesamt komme ich wieder daheim an.
Damit schließt die Serie über den Italien Aufenthalt. Aber am Freitag geht’s weiter Richtung Bodensee mit Krause und Björn von den Sonnebergern. Und Außerdem hab ich noch einen Enduro-Kurs in Hechlingen gebucht. Na da gibt’s vielleicht doch noch was zu erzählen ….