Motorrad-Reisen und -Touren

moppedfahn

Tag 63 – Lyngenalpen

4. September – 225.2 km von Sørkjosen nach Tromsø

Polarlichter gabs immer noch keine die letzte Nacht. Ich habe so das Gefühl das wird auch nichts mehr. Und das obwohl ich heute zumindest teilweise auf der offiziellen Northern Lights Route unterwegs gewesen bin. Wäre ein Grund, um mal wieder herzukommen. Liegt ja eh alles auf dem Weg.

Heute morgen ist der Regen waagerecht und ich kann ich mich bei 9°C nicht so recht motivieren, aufzubrechen. Aber wat mutt, dat mutt.

Weniger lustig fand ich, das die Fernbedienung der GoPro jetzt auch den Geist aufgegeben hat. Geht nicht mehr an. Mal sehen welche Vorschläge GoPro macht, wie das zu lösen sei. Insgesamt scheint das GoPro-Material nicht für den Dauereinsatz in jeglichen Witterungsumständen gemacht zu sein. Verwunderlich eigentlich.

Bei der Fahrt entdecke ich allerdings schneebedeckte Berge und bekomme plötzlich wirklich Lust, mich aufs Snowboard zu schwingen. Freue mich schon auf die kommende Saison. Beim Nachlesen über die Northern Lights Route erfahre ich, dass die Berge, die ich da gesehen habe, die Lyngenalpen sind. Das wundert mich jetzt nicht, dass ich den ganzen Tag über schneebedeckte Berge und Gletscher gesehen habe. Bin ja einmal drumrum gefahren. Deswegen sind  auch die 90 km Luftlinie auch schnell mal auf mehr als das Doppelte angewachsen.

Lyngenalpen Ostseite bei DjupikLyngenalpen Ostseite bei OlderdalenBeim oberen Bild ist mir dann auch noch so richtig dämlich das Mopped umgekippt. Ich den Seitenständer raus, um abzusteigen. Bis ich merke, dass der Seitenständer sich nicht rausgeständert hat war’s schon zu spät und die Schräglage war nicht mehr aufzuhalten. Passiert ist zum Glück nix, ausser dass das Mopped doof auf der Seite gelegen hat. Jetzt kann man natürlich sagen: Mach halt mit dem Seitenständer das Mopped aus. Könnte man. Aber dann passierts irgendwann dass kein Gang drin ist und sie deswegen auf der Seite liegt. Irgendwas passiert halt immer mal. C’est la vie.

Trotz Regens hats hier und da dann doch ein paar schöne Augen- und Ausblicke gegeben. Wenn man nicht weiss, dass es saukalt war, sieht das glatt zum Reinspringen aus.

Lyngenalpen Ostseite bei Skibotn

Tag 62 – Fjorde

3. September – 177.6 km von Alta nach Sørkjosen

Polarlichter hat es letzte Nacht nicht gegegben. Und das, obwohl ich mir den Wecker jede Stunde bis um zwei gestellt hatte. Die beiden Australier sagten, sie hätten um drei mal geguckt, aber da war auch nichts. Damit hätten wir wohl die ganze Nacht abgedeckt gehabt und ich habe zumindest nichts verpasst.

322 km 'geradeaus'Da die Etappe heute eher kürzer ausfällt, lasse ich mir Zeit mit dem Aufbruch. Hetzt mich ja keiner. Ausserdem gefällt mir der Ort sehr.

Nachdem ich dann aus Alta raus bin, erschrecke ich erstmal: Nach 322 km rechts abbiegen. An der Ostseite GS auf Tauchfahrtvon Schweden heisst das tatächlich: So lange geradeaus. Aber hier gibts ja zum Glück Fjorde und da ist das alles andere als geradeaus.

Putzig fand ich auch, dass mich mein Navi teils auf Tauchfahrt wähnt. Dabei wars heute gar nicht nass. Nicht ein bisschen.

Als mir in der Nähe von Alta dann ein Langlaufskifahrer auf Sommer-Rollen-Trainingsski auf der Strasse entgegenkommt und das Auto dahinter brav wartet bis ich vorbei bin merke ich, dass ich darüber ganz überrascht bin, dass ich darüber nicht überrascht bin. Ich finde das mittlerweile ganz normal, dass solche Sportler auf der Strasse unterweg sind und sich keiner grossartig drüber wundert oder aufregt.

Das Wetter ist ganz OK. Zwischen 6°C und 12°C, aber meist sonnig.  Der Herbst ist hier ‚unten‘ noch nicht angekommen, die Bäume sind alle noch grün. Und überhaupt: Es gibt wieder Bäume! Nicht nur so Krüppel-Busch-Dinger.

Die Sonne hat auch dazu beigetragen, dass ich mehr als einen Fotostopp gemacht habe. Und das nicht umsonst.

Tag 61 – Herbst

2. September – 235.5 km von Skarsvåg nach Alta

Am Morgen Nieselregen und 8°C. Das hatte ich nicht gebucht. Aber zumindest erwartet. So ist das halt hier oben. Die meiste Zeit ists bewölkt und es regnet. Und Wind gibts meistens auch noch gratis dazu.

Bei der Rückfahrt durch den Tunnel kommt mir der Tunnel dann auch gar nicht mehr kalt vor. Immerhin 9°C hats da drin, das ist ja schon fast warm, verglichen mit den Aussentemperaturen.

Ich habe mir mal den Spass gemacht, und meine 2009 angefertige Einkaufsliste mit heutigen Preisen zu vergleichen. Berücksichtigt sind nur die Produkte, die ich heute wieder finden konnte und es gilt immer noch: Das ist natürlich alles andere als repräsentativ.

BezeichnungNOK 2009EUR 2009NOK 2016EUR 2016EUR 2016 zu 2009
Liter Super bleifrei13,691,5515,811,70+9,87%
Dose Carlsberg 0.5l26,502,9928,903,11+4,11%
Flasche Cola 0.5l13,901,5714,951,61+2,57%
Tafel Haselnussschokolade, 200g26,002,9339,904,30+46,69%
Tüte kleine Möhren, verzehrfertig 200g21,002,3729,903,22+35,90%
Krabben-Schmierkäse17,902,0228,903,11+54,11%
Butter16,901,9129,883,22+68,51%
 135,8915,34188,2420,28+32,18%

Mich fasziniert das Wasser dieser Fjorde. Glasklar und grünlich-türkis. Das gemischt mit den Schieferfelsenformationen, aus denen die Gebirge hier herum bestehen, macht das schon einen besonderen Eindruck.

Schieferfelsen am PorsangerfjordSchieferfelsen am PorsangerfjordFür den Abend habe ich mir ein Zimmer auf einer Huskyfarm gesucht. Bei Trasti & Triene. Die Entscheidung fiel nicht zuletzt durch die Website obwohl ich auch überlegt hatte, ob ich nicht ins Stadtzentrum gehen soll. Hab mich aber dann für die Huskyfarm entschieden, weil’s näher dran ist am echten Norwegen.

Komme grade vom Essen und mir fällt nur eins ein: Wow! Ich sag’s mal so: Ich mag eigentlich keinen Blumenkohl und kein Wurzelgemüse(püree). Eins hab ich aber gelernt: In ner guten Küche schmeckt alles, auch das was man sonst nicht mag. Und ich hab zweimal Nachschlag nehmen müssen, weils so lecker war. Inklusive Blumenkohl und Gemüsepürree. Und dabei noch nett mit zwei Australiern Tisch-Small-Talk gehabt. Grosse Empfehlung für das Haus und die Zimmer sind für norwegische Verhältnisse sogar bezahlbar.

Und wenn ich Glück habe, gibts sogar heute Polarlichter. Zumindest gabs gestern welche, sagte der Koch. Da war ich aber noch am Nordkapp eingenebelt.

Herbst in KvalsundAuf dem Weg hierher wurde es dann aber noch empfindlich kühl. 4°C und Nieselregen nebst Wind. Auf Englisch heisst das so schön: crisp. Beim herbstlichen Fototermin mit Wald treffe ich zwei Radfahrer aus Sachsen und wir kommen ins Gespräch. Die beiden haben noch ne Ecke vor sich. Ich bewundere die Leute, die sich hier durch die Kälte mit Muskelkraft und dem Zelt durchschlagen. Das nenn ich Sportsgeist. Ich für meinen Teil war froh, als ich dann ne heisse Dusche nehmen konnte.

Am Montag ist mein Inspektionstermin in Tromsø. Ich habe so das Gefühl, dass das die nördlichste BMW Werkstatt der Welt ist. Zumindest hab ich keine gefunden, die weiter nördlich also auch früher auf meiner Route wäre.

[Edit 2016-09-02 Einkaufsliste ergänzt]

Tag 60 – Nordkapp

01. September – 179.6 km von Skaidi zum Nordkapp

Der Regen hat nicht aufgehört. Wird mal schwächer, mal stärker. Ist aber immer Grössenordnung ‚Katzen und Hunde‘. Also lasse ich mir ein wenig Zeit, denn ob ich im Regen jetzt früher oder später los komme, macht auch nichts.  Und so weit ist es heute ja nicht.

Bei der Abfahrt halte ich ein Schwätzchen mit einem der wohl in der Gegend von Skaidi wohnt. Der sagt doch tatsächlich, dass es in dieser Gegend immer nur in dieser Grössenordnung regnen würde. So richtig, hätten Sie eigentlich nie Regen. Aaah ja …

Gegen Norden lässt der Regen dann nach. Der Bewuchs auch. Erstaunlicherweise nimmt auch der Wind gar nicht zu – erstmal. Dafür ergeben sich märchenhafte Ausblicke auf eine herbstliche Fjordlandschaft

Herbstlicher Fjord mit NebelAuf dem Weg komme ich an dem gleichen Stück Fjord vorbei, an dem ich 2009 schon vorbeigekommen bin. Der Fjord gefällt mir eindeutig besser bei schönem Wetter, so wie auf der auf Hinfahrt 2009. Aber dafür gibts seit dem viel mehr von diesen Steinmännchen und extra eine Rentier-Herde haben sie auch für mich dahin gestellt. Fand ich ja nett.

Und dann kommt so langsam die Sonne raus und vertreibt den Regen und die Wolken.

Sonne vertreibt den RegenIch merke, dass ich wieder nicht so recht vorwärts komme, weil sich ein Postkartenmotiv nach dem anderen vor das Mopped wirft.

PorsangerfjordDann ab in den Nordkapptunnel. Als ich 2009 dort war, war er noch mautpflichtig. Aber da die vorgesehene Summe durch die Maut eingspielt wurde, Nordkapptunnel südliche Einfahrtwurde er 2012 mautfrei gestellt. Zwei Jahre früher als geplant. Das könnte sich so manch anderes Land auch mal einfallen lassen. Fun-Facts dazu: Der Tunnel ist über 6 km lang, liegt an der tiefsten Stelle 212 Meter unter dem Meeresspiegel und hat eine Steigung/Gefälle von bis zu 10%. Das merkt man beim Durchfahren schon sehr deutlich an den Ohren. Und es ist saukalt da drin.

Auf der anderen Seite ist noch weniger Bewuchs, noch mehr Postkarte, noch mehr Sonne und immer noch kein Wind.

Noch Tanken, Geld holen, einchecken und ab nach oben. Das Wetter zieht schon wieder zu. Gegen 17:00 Uhr bin ich dann am Nordkapp. Erste Etappe vollendet und dritter Startpunkt erreicht. Der erste war Zürich, der zweite das Donaudelta und jetzt geht die Reise ja erst richtig los. Toll, wenn man während einer Reise mehrmals losfahren kann. Nächstes Etappenziel: Gibraltar. Liegt ja auf dem Weg…

Oben erfahre ich, dass ich wohl die einzigen zwei Stunden der Woche abgepasst habe, die einigermassen warm und sonnig sind. Mit 14°C ist es im Vergleich zu 2009 tatsächlich muckelig warm. Damals waren es 4°C.

Abends gibts dann nochmal Rentier. Als Art Geschnetzeltes mit Kartoffelpüree, Preisselbeeren und Gemüse. Ich gestehe ja, dass ich gefallen daran finde.

Hier bin ich übrigens in einer Hütte auf dem nördlichsten Campingplatz der Welt. Ich tendiere dazu, diesen Superlativ mal zu glauben.

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Tag 59 – Norwegen

31. August – 326.4 km von Ivalo nach Skaidi

Heute morgen habe ich bemerkt, dass ich seit Längerem mal wieder das Mopped abgestellt habe, ohne das Bremsscheibenschloss zu benutzen. Bei so wenigen Leuten, wie es hier gibt, schien mir das wohl überflüssig. Ist Ofen am Rastplatzerwartungsgemäss auch nichts passiert. Bei der Abfahrt entdecke ich aber an der Tankstelle/Rastplatz noch einen Ofen, den ich da so nicht erwartet hätte. Aber macht Sinn, wenn hier bald der Winter einbricht.

Messer im finnischen SupermarktDann erstmal so schnell wie möglich Vorräte auffüllen und wie jedes Mal in finnischen Supermärkten: Es ist fast unmöglich, Lebensmittel in Packungsgrössen zu finden, die ich aufessen kann, bevor sie schlecht werden. Die Packungsgrössen hier sind tendentiell eher gross.  Auch das, was sich ansonsten im freien Verkauf befindet, macht auf mich erstmal einen befremdlichen Eindruck. Habs geprüft. Sind echte Messer. Und die sind scharf.  Immerhin hängen sie so hoch, dass Kinder nicht rankommen und auch in Kassennähe.

Nach dem Supermarkt komme ich nicht weit, als sich mal wieder eine Fototapete vor mir auftut.

Ivalojoki IvalojokiJe weiter ich nach Norden komme, desto herbstlicher wird es. Mitunter wird der Bewuchs auch schon sehr mickrig. Als ich mal wieder von der Teerstrasse abbiege und im Wald lande komme ich mir fast so vor, wie plötzlich auf einem anderen Planeten gelandet.

Spärliches Gewächs

Und dann gehts Ruck-Zug schon nach Norwegen rein und ich verlasse fürs Erste Lappland. Bin bestimmt nicht das letzte Mal da gewesen.

In Norwegen erscheinen die ersten Berge am Horizont. Die Landschaft wird weniger flach und noch herbstlicher. Das erste Hinweisschild zum Nordkapp taucht auf.

Wegweiser NordkappDer Wind frischt deutlich auf und letztlich sinkt die Temperatur auf nur noch 10°C. Ich bin dankbar, dass ich mir für heute ein Hotel gegönnt habe. Mit Sauna. Denn passend zur Ankunft im Hotel fängt es an zu regnen. Ich hoffe mal, dass das morgen auf hört.

 

Tag 58 – Meditatives Fahren

30. August – 292.7 km von Rovaniemi nach Ivalo

Ich bin gerne in Lappland. Fühle mich wohl hier und kann auch nicht so recht erklären warum.

Morgens gehts weiter Richtung Norden. Witzigerweise wieder Richtung Inari. Aber kurz vor Inari bekomme ich für günstiges Geld ein Aitta und steuere daher Ivalo an.

Wolken im SeeKurz hinter Rovaniemi entdecke ich einen Baumlehrpfad an einem See — wo sonst — und werfe einmal einen Blick hinein. Sehr schön gemacht. Auf Baumlehrpfad - Arboretumpuistoeinem Steeg wird man durch das sumpfige Gelände an verschiedenen Baumarten vorbei geführt. Schilder informieren auf Finnisch und Englisch über die Gewächse. Was mir gefällt: Nicht nur trockenes Wissenschafts-Gelaber, sondern auch darüber, wie die Pflanzen traditionell und heutzutage genutzt wreden gibt es. Man bekommt dadurch einen ganz anderen Bezug zu den Gewächsen, die uns tagtäglich begegnen.

 

Birkenbeschrieb

 

Birken im Lappländischen HerbstBaumgrenze in LapplandApropos Birke: Die Bäume weiter im Norden werden merklich kleiner und zierlicher. Böse Zungen würden sagen mickriger. Und als ich über einen Hügel von 350 m Höhe über Meeresspiegel fahre habe ich entweder genau zufällig ein ehemals gerodetes Gebiet gefunden oder das ist tatsächlich schon die halbe Baumgrenze. Ich tippe eher auf letzteres, nachdem ich Wikipedia befragt habe.

Die Birken hier oben haben sich auch eindeutig schon entschieden, dass der Herbst angefangen hat.

Es scheint auch so, als würde sich Lappland für den Winter vorbereiten. Überall stehen schon die Pfähle rechts und links der Strasse, die bei Schneefall die Strassenränder markieren. Kann natürlich auch sein, dass die noch gar nicht weggeräumt wurden. So lange geht der Sommer hier ja auch nicht.

Es scheint auch so, als wird das Land entschleunigend auf mich. Plötzlich sind mir die erlaubten 100 km/h einfach zu schnell und ich reduziere auf 80. Da kann man besser gucken. Und plötzlich komme ich in den Modus, den ich vom letzten Mal schon kannte: Eine Art meditatives Fahren. Fast ohne jeglichen Verkehr über mehr oder minder gerade Strassen einfach nur fahren und gucken. Belohnt wird das dann auch glatt durch ein paar Rentier-Sichtungen.

Rentier-BulleRentiere mit Jungen

Fast vor Tagesziel komme ich an einer offensichtlich im Winter stark frequentierten Schneemobil-Route vorbei und ich frage mich allen Ernstes, ob man da im Sommer mit dem Mopped durch darf. Die Trassen sehen spannend zu fahren aus und wenn man mit dem Schneemobil im Winter durch darf, warum dann also nicht im Sommer mit dem Mopped? Sachdienliche Hinweise werden gerne entgegen genommen!

Schneemobilverkehrsschilder im Wald[Edit: 2016-09-02 Die Elche sind Rentiere]

Tag 57 – Nördlicher Polarkreis

29. August – 231.1 km von Kuusamo nach Rovaniemi

Gestern hatte ich mal fast alles aus den Moppedkoffern ausgeräumt, um mal durchtrocknen zu lassen. Dementsprechend dauerte das Einräumen heute etwas länger. Aber dafür hoffe ich, dass jetzt wasserdicht verpackt ist, was wasserdicht sein muss. Der rechte Koffer läuft immer noch voll. Das hab ich auch mit Tape nicht in den Griff bekommen. Nur gut, dass ich noch nicht wirklich viel Regen hatte.

Entgegen aller Befürchtungen bzw. Erfahrungen hält sich das mit den Mücken auch sehr in Grenzen. Ich hab das schon schlimmer erlebt. Mein in Ungarn gekauftes Mückenmittelchen habe ich bisher nur zweimal gebraucht. Und es hilft.

IMG_4135Eine Besonderheit hier in Finnland, die mich sehr verwundert hat als ich das erste Mal hier war, sind die Geschirr-Abtrocken-Gewohnheiten. Geschirr wird nämlich nicht abgetrocknet, sondern fein säuberlich zum Abtropfen in den Küchenschrank gestellt. Das Wasser wird normalerweise unten aufgefangen, in Richung Spüle befördert und kann dort abtropfen. Erstmal gewöhnungsbedürftig. Aber für jemanden wie mich, der lieber spült als abtrocknet, ein Segen. Und sehr praktisch. Muss man sich nur erstmal dran gewöhnen. Und wenn man genau überlegt, gibt es eigentlich keinen Grund, das nicht so zu machen.

P1050136Damit ich nicht in Stress komme und den Werkstatttermin am 5.9. einhalte, müsste ich so am 1.9. am Nordkapp sein. Die optimale Route dahin führt scheinbar von Kuusamo auf jeden Fall über Rovaniemi. Eigentlich wollte ich mir den Weihnachtsmann-Rummel ersparen, aber nachdem ich schonmal durch muss, kann ich auch nochmal einen Blick reinwerfen. Es hat sich seit damals nicht viel geändert. Nur ein wenig mehr dazu gebaut wurde. Das Ding wächst und wächst. Glücklicherweise war ich heute fast alleine da mit ein paar Japanern und ein paar deutschen Reisebussen. Rovniemi wurde als Heimat des Weihnachtsmannes promoted, weil es direkt am Polarkreis liegt. Und das sehr erfolgreich. Es kommen jedes Jahr zig-Tausende von Briefen an den Weihnachtsmann an. Und es reicht vollkommen wenn man als Adresse draufschreibt: Weihnachtsmann, Lappland, Finnland. Kommt an.

IMG_4259Unterwegs gabs dann Rentiere en masse. Das ist nicht wie bei uns, wo man mit ein wenig ‚Glück‘ mal ein Tierchen auf der Fahrbahn sieht, wenn das Schild Wildwechsel kommt. Hier meinen die das so. Ich hatte heute unzählige Begegnungen mit Rentieren auf der Strasse.  Ich find das ja immer noch putzig, wie die so die Beine wegschmeissen beim Rennen.

Zur ‚Strafe‘ habe ich dafür heute Abend traditionell Lappländisches Ren mit Kartoffelpü und Preiselberen gegessen.

Das Wetter hat auch mitgespielt. Bis 16°C und sonnig mit Wolkenformationen, da bleibt einem die Luft weg. Einige davon kann man im Video ganz gut sehen.

 

Tag 56 – Rentiere

28. August – 277.5 km von Vuokatti nach Kuusamo

Als ich heute morgen aus dem Fenster gucke, bin ich guter Dinge. Die Sonne scheint. Es hängen ein paar Wölkchen dekorativ herum und der See, der gestern noch ganz trist aussah, hat deutlich an Charme gewonnen. Aber ich lasse mir Zeit heute. Erstens weil das Häuschen echt schnuckelig ist, zweitens weil ich Urlaub habe und drittens: Es ist Sonntag!

382223Als ich dann die Nase um 11 das erste Mal zur Türe rausstrecke und ganz normal in kurzer Hose raus bin, denke ich mir so: Hui. Das ist aber frisch. Mein gefühltes Frisch deckt sich mit dem gemessenem Frisch am Thermometer, an dem ich vorbeikomme: 8°C. Also erstmal warm anziehen. Es ist noch keine Zeit für Regenkombi, aber für lange Unterwäsche alle Male.

Meine Entscheidung für die kommende Nacht geht dann schnell nochmal in Richtung Mökki statt Zelt. Zumal in die Gegend in die ich will, heute morgen 0°C waren. Das ist ein sehr guter Grund für Mökki. Als das Navi dann irgendwas von „im Kreisverkehr in 221 km geradeaus“ erzählt , weiss ich, dass ich nun auch in der Gegend der langen Strassen angekommen bin. Ausser ein paar Pausen an diversen Seen passiert auch erstmal nicht viel.

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Aber dann entdecke ich wieder Verkehrsschilder mitten im Wald oder die aufgehobenen 40 direkt vor dem See. Winter-Schneemobil-Land hat angefangen.

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Nicht nur das. Auch Rentier-Land hat angefangen. Und kaum kommt das Schild, tauchen die auch schon gleich an allen möglichen und unmöglichen P1050082Stellen auf. Vorzugsweise da, wo sie nicht sein sollen. Einmal seh ich sie von vorne auf der gegenüberliegenden Fahrbahn antraben und rechts ist gleich eine Parkbucht. Meine Chance, ein paar schöne Fotos zu bekommen. Aber ich bin zu langsam mit den dicken Handschuhen oder die Rentiere sind zu schnell. Bevor ich noch irgendwas kameraartiges rausbekomme, sind sie schon an mir vorbei. Mist, denke ich aber sehe im Rückspiegel, dass sie sich das Spiel mit mir ganz gemütlich von der Fahrbahn aus anschauen. Ich also weiter Kamera rauspuhlen. Das müssen sie gemerkt haben und traben rechts in die Senke neben ‚ihrer‘ Fahrbahn. Das kann’s doch jetzt nicht sein und ich gucke, ob sie wieder rauskommen. Wie als wollten sie mir sagen: ‚Du bekommst uns doch nicht“ stellen sie sich jetzt wieder auf die Strasse und eins fängt an in aller Öffentlichkeit und unbeeindruckt vom Ort des Geschehens zu urinieren. Sieht lustig aus, wie es breitbeinig da steht. Und dann ab in den Wald. Und da hatte ich die Kamera endlich soweit.

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Das Mökki von heute ist mitten im Wald, direkt am See, hat Steg und Boot und natürlich eine Sauna. Und da gehts jetzt rein.

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[Edit 2016-08-28 Fehlende Bilder ergänzt und Rechtschreibkorrekturen]

Tag 55 – Nichts los in Finnland

27. August – 271.2 km von N62°48’37.4″ O030°34’43.1″ nach Vuokatti

Heute morgen alles wieder einpacken und aufs Mopped und dreimal kontrolliert, dass wirklich keine Reste mehr da sind und ich alles mitgenommen habe, was mich mitgebracht habe. Das gilt auch und insbesondere für meinen Müll. Ich wünschte, so etwas wie das Jedermannsrecht würde es bei uns auch geben.

P1050020Und dann: Strasse gesperrt. Noch 1.5 km und dann ist Ende. Und das gilt ausdrücklich auch für Moppeds. Wobei ich mich frage: Bei der niedrigen  PKW-Frequenz sowieso, dürfte die Anzahl der Moppeds gegen 0 gehen, die ausser mir da durch wollen. Das Navi will mich erstmal ganz zurück und auf die Teerstrasse schicken. Ich entdecke aber eine nicht geteerte Alternative und ignoriere das „Bitte wenden“ Gemeckere. Und siehe da: Irgendwann entdeckt Ilse auch die von mir gewählte Strecke.

Aber dann. Teer. Geradeaus. Ohne Verkehr. Langweilig. Stundenlang sehe ich kein andereres Fahrzeug. Aber dafür gibt’s Wind.  Wenn der Wind nicht gewesen wäre, ich wäre sicherlich auf der Stelle eingeschlafen. Aber die Böhen haben mir immer mal wieder eine Schreck-10tel-Sekunde beschert um auf der Strasse zu bleiben. Da war ich wieder wach.

Lebensmittel brauchte ich noch. Erster Supermarkt laut Navi: 20 km. Also hin. Leider „out of business“. Google spuckt mir bei der Suche nach Supermarkt ausschliesslich Lidls aus. Ich denke, kann ja wohl nicht. Aber besser ein Lidl der am Samstag noch auf hat als ein Nicht-Lidl, der zu hat. Entfernung: 50 km. Die Entfernungen hier sind definitiv anders als wir das so gewohnt sind. Glücklicherweise gibt es gleich neben dem Lidl auch noch einheimische Supermärkte, die ich bevorzuge.

Beim Einkaufen merke ich, dass es auch in anderen Ländern ein Fehler ist, mit leerem Magen einzukaufen. Aber da konnte ich heute mal nichts für. Die Vorräte waren einfach alle. Hätte ja schlecht meine Wäsche essen können. Ich kaufe also auch einiges von dem, wo mein Magen ganz laut ruft „Kauf das. Ich will das“. Aber sei’s drum :). Das Eis, den Joghurt und den Pulla verzehre ich an Ort und Stelle. Hab ja gar keinen Platz und das würde auch nicht halten. ?

P1050027Es gibt nicht nur Elch-Schilder, sondern hier fangen auch die Rentier-Schilder an. Gibts bei uns eigentlich auch verschiedene Schilder für verschiedenes gehörnte Viehzeug?

Schöne Bilder sind übrigens scheinbar eine Domäne der nicht geteerten Strassen. Heute morgen war’s Wetter zu schlecht für schöne Bilder und heute Nachmittag gabs nichts. Das machte die Fahrerei nochmal extra anstrengend. Nicht mal was zum Gucken.

Dafür gönne ich mir heute ein Ferienhäuschen mit Sauna, Kamin und Kochgelegenheit. Jetzt knistert das Holz im Kamin, die Sauna hat Ihren Dienst schon verrichtet ich bin satt und sogar das Internet ist 1a.

Tag 54 – Schöne Bilder

26. August – 179.7 km von Parikkala nach N62°48’37.4″ O030°34’43.1″

Der erste komplette Tag in Finnland. Ich lasse mir Zeit mit dem Aufbruch. Und dann präsentiert sich das Land gleich von seiner besten Seite.

Die ersten Elch-Schilder tauchen auf. Aber Elche oder Rentiere noch keine.

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Und Seen, Seen, Seen. Ich komme nicht so recht weiter, weil ich alle paar Kilometer anhalte, um Fotos zu machen.

Irgendwann mittendrin schaffe ich es, Kontakt zu einer Motorradwerkstatt in Tromsø passend auf dem Weg für den 40’000 km Service zu bekommen. Norwegen war wegen der Preise nicht so meine erste Wahl, aber die nördlichste Werkstatt in Finnland hätte erst zu spät einen Termin gehabt. Also muss es die erste in Norwegen sein.

Heute dann auch den 10’000sten km gefahren für die Tour. Eigentlich wollte ich ja ein Foto vom Tageskilometerzähler machen, aber das Ding springt frech auf 0 zurück, statt auf 10’000. Gut zu wissen. Oben auf einem der Bilder sieht man den Stand noch bei 9’975.

P1040933Abends steuere ich auf einen Campingplatz in Kivilahti zu. Aber stattdessen wird mir plötzlich unterwegs der perfekte Platz für die Nacht mitten im Nirgendwo vor die Reifen geworfen. Am See, mit Grilli-Kioski, Zeltplatz und sogar Plumpsklo. Bin mir erst nicht ganz sicher, ob das nicht Privatgelände ist, aber Schild im Grilli-Kioski sagt eindeutig: ‚Allgemeingut. Benimm dich entsprechend.‘ P1040935

Ich habe noch eingedosten Fleischkäse aus Ravensburg, ein paar Spaghetti und Knoblauch und Olivenöl. Das gibt ne schöne Spaghetti aglio e olio mit Fleischbeilage. Der Rest des Fleischkäse reicht fürs Frühstück noch und damit sind dann meine Vorräte fürs Erste aufgebraucht.

Das Schöne hier oben im Norden ist: Sonnenuntergänge dauern richtig lange. Die Sonne lässt sich Zeit beim Eintauchen in den See. Aber dafür beschert sie mir ein paar sehr schöne Momente und Bilder.

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