Heute war „Ausrüstungs-Wiederinstandsetz-Tag“. Reifenwechsel, Bremsen-Check, technischer Check, warme Handschuhe kaufen, Ersatzmaterial besorgen, die letzten bulgarischen Lew eintauschen, Rubel kaufen. Und Currywurst-Pommes-Mayo essen ;-). Während ich so vor mich hinmampfe, entdecke ich dieses Wahlplakat und weiss nicht so recht, was ich davon halten soll. Die Zweideutigkeit behagt mir so gar nicht. Selbst dann nicht, wenn sie sich gegen politische Gruppen richtet, die meinen Gesinnungen nicht ferner sein könnten.
Ansonsten hat Berlin durchaus ein paar viele schöne Ecken, selbst wenn man nur durchfährt. Das Reichstagsgebäude bekam auch noch einen Besuch abgestattet. Lag ja auf dem Weg. Aus mir unerfindlichen Gründen bewegt es mich, wenn ich den Bau sehe.
Danke nochmal an meine Gastgeber, die mir zwei sehr eindrückliche Tage in Thüringen geschenkt haben. Mein Fazit: Vollkommen unterschätzes Bundesland. Ein paar Punkte, die man wissen sollte
Es ist schön da
Der Thüringer Wald ist voll von klasse Moppedstrecken
Es gibt (zumindest in der Sonneberger Gegend) den Bratwurst-Freitag. Morgens um 8 schon frisch gegrillte Bratwurst vom Rost. Wo gibts das schon?
Es gibt Fleischereien. Also Läden, die sonstwo schon ausgestorben sind, in denen man Fleisch kaufen kann. Man muss nicht in den Supermarkt.
Beim Durchfahren fallen mir sehr viele sehr schön renovierte Dörfer auf. Das macht einfach Spass, das anzusehen
Ich bekomme den Eindruck, dass der Osten Deutschlands in ein paar Jahren voll die hippe Gegend wird. Genau so wie die ursprünglich eher unbeliebten Stadtteile, in denen erst keiner wohnen wollte und jetzt die Mietpreise explodieren. Kohls Spruch von den „blühenden Landschaften“ habe ich ja lange als Spinnerei abgetan. Aber heute habe ich zum ersten Mal verstanden, was er da im Kopf hatte. Hat nur viel länger gedauert als man sich da so gedacht hat.
Meine Route führt mich über Dessau. Bauhaus kann ich nicht links liegen lassen und musste mir das nochmals anschauen. Leider nur kurz weil die Zeit nicht für eine ausgiebige Besichtigung ausreicht. Aber ich freu mich jedesmal, wenn ich Bauhaus sehe. Ich mag die schlichte Eleganz, die graden Linien und die einfache Schönheit dieses Stils.
Später treffe auf dieses Schild, dessen verkehrstechnische Bedeutung mir zunächst vollkommen verschlossen bleibt. Ich verstehe die Worte, nur der Sinn bleibt mir verborgen. Ich erfahre später, dass es sich bei dem genannten Schädling um den Eichen-Prozessionsspinner handelt, dessen Brennhaare auch für Menschen nicht ungefährlich sind und Allergien/Asthma auslösen können. Welche Konsequenzen das allerdings im Strassenverkehr hat, das konnte mir bisher noch keiner erklären. Man könnte meinen, dass man besser durch diese Strasse nicht durchfahren sollte. Da ich die ganze Sache eh nicht verstanden hatte, bin ich durchgefahren. Passiert ist mir nichts.
Heute morgen nieselt’s und es soll auch so bleiben. Mir macht ja Regen nichts wenn ich unterwegs bin. Aber bei Regen losfahren wenn es Alternativen gibt, das ist nicht meins. Also schwingen wir uns ins Auto. Zugegebenermassen bin ich dann traurig darüber, weil die Strassen, die wir gefahren sind, die hätten mit dem Mopped so viel mehr Spass gemacht. Aber sei’s drum. Nasse Strassen sind auch viel weniger lustig als trockene. Und trocken und warm im Auto zu sitzen, das hat durchaus Charme.
Ziel heute: Bunkermuseum Frauenwald. Zum einen interessiert mich das Leben in einem Deutschland, dass ich nie kennen gelernt habe und zum anderen ist so ein Bunker ja auch ein „Lost Place“. Und die finde ich per se spannend. Und was soll ich sagen: Lohnte sich. Nach der 45 minütigen Führung bin ich recht froh, wieder frische Luft atmen zu können. Die Vorstellung, da drin drei Wochen mit 129 anderen auszuhalten, das ist nichts was ich ganz oben auf meiner Wunschliste hätte. Und auch heute sollen ein paar Bilder mehr als 1000 Worte erzählen.
Heute morgen zeigt das Thermometer 5°C. Erste Reaktion: Warme Unterwäsche anziehen? Den Gedanken verwerfe ich aber ganz schnell beim Frühstück draussen in der Sonne. Denn 5°C und Sonne vertragen sich prima und bald sitze ich nur noch im T-Shirt da und schwitze mir nen Wolf.
Pünktlich um 10 Uhr dann Aufbruch zur Rundtour. Erstmal Tanke, denn bei einer Reichweitenanzeige von nur noch 22 km ist an Tour nicht zu denken. Gut zu wissen: Bei 15 km Restreichweite gehen 27.8 Liter in den Tank. Macht also dann immer noch eine Reserve von knapp zwei Litern was bei sparsamer Fahrweise immer noch 40 km wären. Nach der Reserve kommt also noch ne Reserve.
Ich erwähnte es schon: deutsche Strassen sind schon ziemlich gut. Hat echt Spass gemacht, mal wieder flott zu fahren ohne ständig auf Schlaglöcher aufpassen zu müssen. Die Fahrt führt nach Mödlareuth und es gibt eine Lektion in Deutsch-Deutscher Geschichte. Wenn man die Zeit noch selbst erlebt hat, fühlt sich das immer noch komisch an, dass da, wo man heute einfach so durch fährt früher die nahezu undurchlässige „Zonengrenze“ war. Die Grenzanlagentechnik ist schon ziemlich ausgeklügelt gewesen und mit jedem geglückten Fluchtversuch wurden weitere ‚Verbesserungen‘ vorgenommen.
Ich lasse die Bilder einfach mal für sich sprechen.
Anschliessend zur Stärkung Windbeutel. Zugegebenermassen das waren die grössten Windbeutel, die ich jemals gesehen habe. Mit Sahne, Vanilleeis, Kirschen und Erdbeeren. Zusammen mit zwei heissen Schokoladen gibt das später voll das Windbeutel-Zuckerschock-Koma und ich kann die Auge fast nicht mehr auf halten. Aber lecker wars.
Es scheint mein Karma im Gebirge zu sein, dass es regnet. Kaum aufbruchbereit, setzt der leichte Regen ein, der sich im Laufe des Tages mehrfach zu einem heftigen Schauer entwickelt. Immer dann wenn ich grade wieder einigermassen trocken bin. Ich muss unbedingt ein Wörtchen mit demjenigen reden, der dafür verantwortlich ist.
Aber dafür weiss ich seit heute, dass meine wasserdichten warmen Handschuhe für 5°C und Regen nicht warm genug sind. Habe ich mir die Finger abgefroren. Da wünsche ich mir doch glatt die 14°C aus den Karpaten zurück. In Berlin muss ich unbedingt noch ein paar richtig warme Handschuhe kaufen.
Beim Aufwärmen in einer Gaststätte finde ich eine Wetterstation. Der Stein war eindeutig nass.
Kaum bin ich aus der Mittagspause raus, geht das Thermometer auf bis zu 13 °C rauf. Die Sonne scheint. Eine Wohltat. Kurz darauf wieder ein Schauer. So geht das den ganzen Nachmittag bis Sonneberg. Immerhin erreiche ich das Tagesziel in einer Trockenphase.
Erkenntnis des heutigen Tages: Die Strassen hier sind die reinsten Rennstrecken. Topfeben, guter Asphalt, schöne Kurven und trotz Regens gut und zügig befahrbar. Ich weiss gar nicht, was die Leute immer an der Regentauglichkeit des TKC 70 zu meckern haben.
Last but not least: Meinen Reisepass mit russischem Visum, die grüne Versicherungskarte und (YAY) das neue Navi sind da. Wird gleich morgen mal ausprobiert.
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Heute morgen pünktlich zum geplanten Aufbruch fängt’s an zu schiffen. Das hatte ich weder gebucht, noch war das vorausgesagt. Also entscheide ich mich kurzfristig eine Nacht zu verlängern und mal gucken was der Tag so bringt. Glücklicherweise kenne ich keine Langeweile. Also endlich mal das Zeltinnere vom feinen Sand gereinigt, den’s mir in Crikvenica, Kroatien durch alle Ritzen und Netze ins Zelt geblasen hat.
Dabei lese ich auch mal Jack Wolfksins Warnhinweise zur Vermeidung von Feuer durch Einsatz des gesunden Menschenverstandes. Sehr sympathisch, die Leute
Ansonsten kam heute mal die komplette Campingausrüstung inklusive Kocher, Tellern und Besteck zum Einsatz. Ich wundere mich immer wieder, wie das alles aufs Mopped passt. Aber passt. Und was doch nicht passt, wird passend gemacht.
Der Rest des Tages komme ich erstmalig seit Abfahrt dazu mal einen Film zu gucken oder zu lesen. Entspannung pur.
Nachtrag 5.9.2016: Ich finde grade den Registrierungsbeleg vom Campingplatz. Beim Einchecken dachte ich schon, dass Campinggenehmigung ein sehr seltsames Wort ist. Wenn man auf der zweiten Seite nach unten guckt, dann erfährt man auch warum. Die hatten wohl noch ein paar von den Formularen. Details im PDF: 2016-08-10 Campinggenehmigung
Es ist erstaunlich, was man so lernt, wenn man unterwegs ist. Oder was einem so auffällt. Nämlich das Bohemia = Böhmen = Tschechien, das war mir nicht so bewusst. Ich hatte die drei Worte unter unterschiedlichen Bedeutungen abgespeichert. Und bitte jetzt keine Kommentare von wegen Geschichts- und Kulturbanause … ;). Aber es gibt auch echte Böhmische (= Tschechische) Dörfer. Die habe ich mir heute mal beim Fahren durch das Erzgebirge zu Gemüte geführt. Teils hübsch, teils weniger hübsch. Aber die Landschaft! Eine Ecke schöner als die andere.
Da wir ja hier im Erzgebirge sind, fehlen natürlich auch Nussknacker und sonstige Holzarbeiten nicht. Es gibt ja auch Holzarbeiten von hier, die sind eindeutig nur für Erwachsene. Davon habe ich aber keine gesehen.
Es war allerdings dann ein sehr seltsames Gefühl, wieder zurück in Deutschland zu sein. Ein wenig traurig, weil die Reise durch die Länder vorbei ist, die ich bisher noch nie zu Gesicht bekommen hatte, ein wenig froh nach so vielen Kilometern wieder so nah am Ausgangspunkt und im Heimatland zu sein, ein wenig erstaunt, weil so vieles hier so geregelt aussieht, ein wenig Vorfreude auf die nächste(n) Stationen und Länder, ein wenig überrascht, dass man Menschen hier mit Hallo begrüssen kann ohne sich den Kopf darüber zu zerbrechen, was denn das grade in der Landessprache heisst.
Ganz seltsam war es dann, eine ganze Weile lang in Deutschland an der tschechichen Grenze entlangzufahren und zu wissen, dass am anderen Ufer des Baches ein Land ist, das vor noch nicht allzulanger Zeit unendlich weit weg war. Ab und an kommt eine Strasse und da könnte ich wieder rüber fahren. Mache ich aber nur einmal um meine letzten 100 CZK auszugeben. In einem Supermarkt, der – gut sichtbar von der deutschen Seite – auf Deutsch mit Supermarket, Zigaretten alles billig wirbt und sogar Gartenzwerge im Sortiment hat. Wenn ich einen Garten hätte, ich hätte mir glatt welche gekauft. Ehrlich!
Heute Abend mal wieder Camping. Auf einem deutschen Campingplatz. Das merkt man auch gleich an Schildern wie:
Kinder unter 6 Jahren dürfen nur mit Begleitung Erwachsener die Toilette benutzen !
Ab sofort ist es untersagt, Äste und Gestrüpp am bekannten Platz links neben dem Sozialgebäude abzulagern
Waschräume Bitte nur in Badeschuhen betreten
Bitte in den Duschräumen das Licht ausschalten
Bitte die Duschräume nicht In Straßenschuhen betreten !
Das Betreten des Campingplatzes ist gebührenpflichtig !
Willkommen zurück. Ich gestehe, ich vermissen schon ein wenig das osteuropäische ‚Laissez faire‘. Bin mal gespannt, wie sich das erst wieder in der Schweiz anfühlt wenn ich zurück bin. Aber das sind ja auch noch vier Monate.
Dafür wurde mir der Abend mit einem grandiosen Wolken-See-Sonne-Schauspiel versüsst.
Heute mal gemütlich angegangen. Ich soll am Mittwoch erst in Sonneberg sein. Da treff ich die Männer, die ich auf meiner Nordkapp Tour 2009 kennen gelernt hab. Da sind nur ein paar hunder km und da kann ich mich hier in der Gegend noch etwas rumtreiben.
Morgens aber erstmal noch den obligatorischen Gang zur Karlsbrücke. Auf dem Weg berittene Polizisten, die für meine Begriffe auf echt hohem Ross gessen haben. War nicht klar, ob da in dem Souvenierladen was war oder ob die das Pferd einfach nur geparkt haben, wärend der Kollege grade mal einkaufen war.
Ich meine, wenn man schonmal in Prag ist, dann darf man die Brücke nicht auslassen. War ein Erlebnis, gleich in mehrfacher Hinsicht. Seit heute ist die Brücke mein Sinnbild von „touristisch“. Voll beschreibt es nicht ganz richtig. Überfüllt wäre treffender. Und das Sonntags morgens noch bevor der Run eigentlich los geht. Immer eine Hand in der Tasche auf dem Portemonnaie, die andere an der Kamera. Es wird überall vor Taschendieben gewarnt. Insbesondere auf der Karlsbrücke. Aber hat sich gelohnt. Einmal mehr tolle Aussichten auf die Stadt. Und weils so schön war, hier die besten der Bilder von heute morgen ohne Galerie in Farbe und Breitwand.
Danach Aufbruch vom Hotel mit viel Zeit. Bin auch nicht weit gekommen. Bei einem Tankstopp mal die Gelegenheit genutzt, um mit nem Dampfstrahler über die Dicke zu gehen. Muss ja auch mal sein. Hübsch ist sie zwar noch nicht wieder, alleine schon durch die Steinschlagschäden. Aber wenigstens ist der Dreck mal runter.
Die Landschaft war dafür heute um so schöner. Einfach durch das Land gleiten und gucken. Ab und an ein geschickt eingestreuter See, dahin geworfene Hügel, nett angelegte Felder. Einfach gefällig fürs Auge und für die Seele. Dann auch mal etwas, was man sonst weniger sieht: Mohnfelder. Die sehen schon klasse aus, wenn sie erntereif sind. Wenn ich mir vorstelle, wie das aussieht wenn’s blüht… Wow!
6. August – ein paar km zu Fuss und per Boot in Prag
Heute war Stadt-Tag. Die Füsse wund gelaufen, die Stadt erkundet und meinen mir gestern geholten Hexenschuss mit Bewegung und Capsinpflastern in den Griff bekommen. So einigermassen zumindest. Treppensteigen auf den Pulverturm hilft da Wunder. Bierchen trinken im Strassencafé macht aber mehr Spass. Ansonsten ist die Stadt sehr schön anzuschaun. Das wissen die gefühlten 100’000 Touristen auch. Vor dem Glockenturm war der reinste Menschenauflauf. Ein wenig too much für ich. Aber sehen musste ich ihn wenigstens.
Abends Bootsrundfahrt auf der Moldau. Gebucht mit der Hoffnung auf etwas, das wenigstens einigermassen OK ist „Prag Dinner Cruises“. War aber eine sehr angenehme Überraschung. Abhol- und Bringservice vom und zum Hotel, 45 Minütige Stadtrundfahrt und anschliessend 3 Stunden auf der Moldau schippern. Definitiv zu empfehlen. Und wieder tolle Eindrücke von der Stadt von einer ganz anderen Seite.