Motorrad-Reisen und -Touren

moppedfahn

Tag 22 – Teer wird vollkommen überbewertet

270.8 km von Brasov nach Sambata de Sus

Eigentlich sind das nur 88 km, wenn man direkt fahren würde. Aber der Weg ist das Ziel. Und heute war viel Weg. Und viel Umweg. Und viel Umsonstweg 😀

IMG_3205Nachts wird es hier recht frisch. Das Thermometer zeigte grad mal 12°C an. Aber das juckt das Wetter nicht. Als ich fertig gepackt habe, ist schon wieder moppelig warm. Der Tag startet dann damit, dass sich ausrüstungstechnisch beginnt, die Spreu vom Weizen zu trennen. Nächste Ausfallerscheinungen zeigen sich. Heute hats die GoPro Verlängerung erwischt, die man eigentlich braucht, um das wegen des Zusatzakkus dickere Gehäuse trotzdem passend zu machen. Egal. Passt auch ohne.

Nach Valea Dăii,Aus dem Augenwinkel beim Vorbeifahren sehe ich eine Schotterpiste von einer Parkbucht aus weggehen. Die geht bis Valea Dăii und kann nicht wiederstehen. Schöne Strasse, gut zu befahren.

Es gibt jede Menge deutsche Ortsnamen. Ist mir schon auf der Karte aufgefallen. Normalerweise übersetzen die deutschen Karten nur die grossen Städte für die es Eigennamen gibt. Aber nicht so viele kleine Dörfer.  MIr wurde glaubhaft versichert, dass es hier keine deutsche Geschichte gibt. Gut, dass ich nicht alles glaube, was man mir glaubhaft versichert. Ich habe sieben Burgen zusammengezählt und bin in Siebenbürgen gelandet. Das ist nämlich hier und war um 1200 rum ziemlich deutsch. Und da sind ganz witzige deutsche Namen dabei. Burgen gibts hier wirklich jede Menge.

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Das Navi führt mich auf die DJ 143 an Peschendorf und Kreisch vorbei. Bei Kreisch hätte ich schon aufmerksam werden sollen. Wie ich mittlerweile weiss, sind die DN in Rumänien gut ausgebaute Überlandstrassen mit recht gutem Belag. Bei den DJ hat man eher so das Überraschungspaket und weiss nicht wirklich was kommt. Kann gut gehen, muss aber nicht. In dem Fall wurde aus dem schlechten Teerbelag ein guter ungeteerter Belag, dann gings in Richtung Sandpiste, die sich im Wald hier und da in eine Schlammpiste verwandelt.

 

Als mir zwei Enduristen mit leichten Maschinen entgegenkommen gucken sie etwas komisch und fragen, wo ich denn mit der Dicken und dem Gepäck hinwolle. Ich zeige nach vorne. Sie schütteln mit dem Kopf und sagen, Sie hätten schon schieben müssen. Und haben leichte Maschinen und waren zu zweit. Ich glaube, es war eine gute Entscheidung umzukehren und, den Rest der Strasse grossräumig zu umfahren. Hat mir weh getan weil die einen Heidenspass gemacht hat. Aber alleine und mit einer 360 kg Maschine plus Gepäck, das macht keinen Sinn. Beim Wenden ist sie mir dann glatt umgefallen und wenn ich mir vorstelle, ich hätte das ganze Gewicht mehr als einmal hochwuchten müssen …

Der Umweg ging dann über DJ 106, 104D, 105AP1020989. Da weiss ich bis zum Schluss nicht, ob ich durchkomme. Aber ich kam. Und wurde mit einem Meisterstück in kreativem Parkieren belohnt. Ich gebe zu, dass ich für so etwas voller Bewunderung bin. Auch die beiden älteren Damen, die mich aufmerksam beim Fotografieren beobachtet haben, mussten mir zustimmen, dass das mal grandios parkiert ist. Wobei ich mir die Stelle angeschaut habe. Ich habe wirklich keinen blassen Dunst, nicht mal theoretisch, wie der dahin gekommen ist. Mitsamt Anhänger.

StorchennestUnd zum Abschluss nochmal einen von Meister Adebahr mitsamt Nachwuchs. Ebenfalls bewundernswert, wie die das Nest auf die Masten befestigt bekommen, so dass es hält.

Gelandet bin ich in einer kleinen Pension mit Blick direkt von Norden auf die Karpaten. Bis zu den Bergen ist recht plattes Land und dann wachsen da plötzlich bewaldete Berge hoch. Faszinierend.  Morgen dann gehts auf eine der beiden Strassen, die ich hier unbedingt fahren wollte: Die Transfagarasan. Ich freu ich jetzt schon und das Wetter soll gut werden.

 

 

 

Tag 21 – Durch die Wallachei in die Karpaten

24. Juli – 384.7 km von Jurilovka nach Brasov

Meine beiden Gastgeber (nochmal ganz, ganz grosses Lob) haben mir für die Tourplanung durch Rumänien geholfen und mir tolle Tipps gegeben. So bin ich heute ein wenig mehr gefahren, als geplant. Wie so oft auf dieser Tour: Erstens kommt es anders, und zweitens als man denkt. Wobei über 7 Stunden im Sattel schon anstrengend sind. Noch 😉

Pferdekarren mit NummernschildHP1020932eute Morgen kurz vor der Abfahrt ist mir aufgefallen, dass die Pferdekarren hier Nummernschilder haben. Sicher sinnvoll bei Geschwindigkeitsübertretungen. Muss ja alles seine Ordnung haben. Oder für den Fall, dass jemand ein auf einem 3 m hoch geschichteten Heuballenhaufen auf dem Pferdekarren sitzt, und nicht angeschnallt und mit dem Smartphone spielend das Pferd lenkt. Leider war ich zu langsam, um ein Foto davon zu machen. Aber an der Situation war aus meiner Sicht so einiges ungewöhnlich.

Und apropos Pferdekarren: Es ist ja nur konsqeuent, dass die Pferde hier oft an der Strasse im Vorgarten angeleint stehen und grasen. Ein wenig wie bei Pipi Langstrumpf. Wo sollten sie auch sonst hin? So kann man sich auch den Rasenmäher sparen. Und ich habs auch endlich geschafft, mal ein Bild von einem „Für Pferdekarren Einfahrt verboten“-Schild zu machen.

P1020895Auf dem Weg nach Brasov, hab ich auch mal eine Flussfähre benutzt. War das ein Schauspiel, einen Reisebus und ca. 30-40 PKW auf diese Fähre zu bekommen. Erstmal dauerte es gefühlte Ewigkeiten bis das Ding leer war. Dann musste man an die Fähre ranfahren, an einem Kassenhäuschen die Fahrt bezahlen, fast wie an der Mautstation. Weiter fahren durfte man aber erst, wenn man auch den Kassenbeleg in der Hand hielt. Anschliessend wurde man von einem resuluten älteren Herrn an seinen Platz gewiesen. Soweit so gut. Hätte auch gut und flüssig funktioniert, wenn das Rangieren nicht wäre. Hossa. Was haben die da veranstaltet. Nicht wenige brauchten mehr als einen Anlauf um den PKW in angemessenem knappen Abstand zum Nachbarfahrzeug zu bekommen.

P1020916Früher hiess es immer, wenn irgendwas weit weg ist, das ist ja echt in den Karpaten. Und jetzt sind die Karpaten gar nicht mehr weit weg. Ich bin mitten drin. Und sogar durch die Walachei bin ich gefahren. Laut Wiktionary ein Synonym für „abglegene, zivilisationsarme Gegend“. Stimmt. Nix los da. Plattes Land. Und zieht ganz schön. Hätte mich ein paar Mal fast vom Mopped geweht. Nicht mal Bäume oder sonstwie Schatten da, um mal ein Notiz oder Trink-Päuschen zu machen. Nur Felder, Felder und nochmal Felder. Und hier und da ein P1020919paar Pferdeäpfel auf der Strasse. Und – ich trau meinen Augen nicht: Ein paar Ölförderpumpen.

Auf dem Weg hab ich dann in der Walachei eine Strasse gefunden, da konnte ich einfach nicht dran vorbei fahren. Richtig grobe Kiesel. Toll!

Je mehr es Richtung Brasov ging, desto hügeliger wurde es. Sind quasi Vorkarparten. Und auch scheinbar war hier mehr Geld. Die Städte wirkten reicher, die Strassenränder ordentlicher, die Häuser gepflegter. Und hier und da guckt da eine Kirche raus, die einen staunen lässt.

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Eigentlich wollte ich ja der Empfehlung folgen, und erst nach Brasov zum Übernachten anhalten. Aber das wäre ja dann noch länger und ich habe beschlossen, dass Brasov für heute reicht.

Das Restaurant, in dem ich eigentlich essen wollte, war durch Hochzeit ausgebucht. Also musste ich doch durch Brasov laufen, mir etwas anderes zum Essen suchen. Und da sieht man mal wieder: Man weiss nie, wofür es gut ist. Hat sich nämlich gelohnt. Die Stadt wirkt auf den Fotos ein wenig wie Freizeitpark. Und fühlt sich sogar ein bisschen so an.

 

Tag 20 – Donaudelta

23. Juli – ca. 100 km mit dem Boot durchs Donaudelta

Heute morgen um 9:00 gings los. Abmarsch zum Hafen. Jurilovca ist ja nicht soo gross, als das man das nicht zu Fuss machen könnte. Dabei im Gepäck: Wasserflasche, frisch erworbenes Sonnenschutzmittel, Fotoapparat, Mütze. Das war auch nötig. Alles. Die Sonne brutzelte nämlich schon ganz schön.

Die Tour dauerte sage und schreibe 5 Stunden bis 14:00 Uhr und hat sich absolut gelohnt. Falls wer jemals hier in der Gegend ist: Machen!

Und weil Bilder mehr sagen als 1´000 Worte, gibt es ansonsten hier für heute tatsächlich ausschliesslich Bilder vom Bootstrip. Viel Spass beim Gucken!

Tag 19 – Endlich Rumänien

22. Juli – 343.9 km von Russe, BG nach Jurilovca, RO

Schöne blaue DonauDer Tag an der schönen Blauen Donau in Russe fing mit einem grandiosen Blick aus dem Fenster an. Gleich auf der anderen Seite ist schon Rumänien. Das hab ich mir aber noch für später aufbewahrt.  Allerdings nach dem Losfahren zu spät gemerkt, dass ich in nem Kreisverkehr falsch abgebogen bin und schwupps, vor der Grenze stand. Mittlerweile zolle ich Grenzenm nicht mehr ganz den ihnen gebührenden Respekt. Da ich ausserdem schon ein paar Tage hier unten bin, gilt dasselbe für Verkehrsregeln (also Verkehrsempfehlungen). Da ich noch nicht nach Rumänien wollte, also in der Einbahn-Warteschlangen-Spur gewendet und gegen die eigentlich vorgesehene Fahrtrichtung wieder rausgefahren.  Hat sich keiner dran gestört. Ich mich auch nicht.

Apropos Verkehrsregeln: Mir ist aufgefallen, dass es bisher nicht einmal in Serbien, Mazedonien oder Bulgarien zu einer in Deutschland so typischen „Ich fahr den Moppedfahrer über den Haufen“-Situation gekommen ist. Mag sein, dass das daran liegt, dass hier eh jeder kreativ fährt. Oder dass mich das Sonnenblumenfeldeinfach nicht mehr stört, wenn etwas Unerwartetes passiert. Weil ich rechne ja damit, dass es passiert. Auf jeden Fall interessantes Gefühl.

Bulgarien enstlässt mich mit der Fahrt durch schier endlos scheinende Sonnenblumenfelder. Gibts ja bei uns auch nicht so häufig. Sieht aber klasse aus, wenn die alle gleich Richtung Sonne ausgerichtet sind.

Um halb eins erreiche ich dann die rumänische Grenze. Und warte. Und warte. In der prallen Sonne. Zu Glück steht vor mir ein LKW, der mir Schatten spendet — und dessen Fahrer sich auch aufregt, dass das an der rumänischen Grenze immer so lange dauert. Ich hab zwar kein Wort verstanden, aber das war eindeutig. Zur Belohnung bekomme ich nach der Überquerung der Grenze gleich erstmal einen kleinen Jungen auf den Schoss gesetzt. Das ist nicht etwa Tradition hier, sondern dessen Eltern wollten unbedingt ein Foto mit ihm und mit mir auf dem Mopped haben. Ich hab natürlich gerne zugestimmt. Passiert ja auch schliesslich nicht an jeder Grenze und fand ich irgendwie knuffig.

Lost PlacesAuch heute mal wieder einen spontanen Zwischenstopp an einem „Lost Place“ eingelegt. Ich vermute, das war mal irgendwas mit Grenze und LKW-Überwachung. Rausbekommen habe ich das aber nicht.

Ansonsten bin ich überrascht, wie gut die Strassen sind. Und wie hübsch es hier ist. Viel Land. Viel Grün. Viel Landwirtschaft. Ich hatte mir ein wenig etwas anderes vorgestellt. Mehr so wie im zweiten Teil vom Video. Aber das war nur eine kurze Verbindungsstrasse von ein paar Kilometern.

Die Kamikazevögel, die mir in Bulgarien schon aufgefallen sind, gibt es hier allerdings auch. Schonmal jemand gemerkt, dass sich in DE und CH die Vögel von der Strasse fernhalten? Mir bisher noch nicht. Erst jetzt. Weil hier tun sie das nämlich nicht und fliegen kreuz und quer vor einem auf der Strasse rum und liefern sich Wettrennen mit den KFZ. Noch andere seltsame Vögel habe ich mal im Video unten zusammen geschnitten.

Ich habe übrigens aufgehört in Rumänien die Pferdefuhrwerke zu zählen. Die sind überall. Ungelogen. Ich habe irgendwann auch aufgehört, auf den Auslöser zu drücken. Da könnt ich mich ja dran halten.

Gelandet bin ich letztlich in Jurilovca in der schnuckligen Pensiunea Milică. Die war zwar ein wenig teurer als das heutige Hotel-Schnäppchen. Aber da sie privat betrieben wird erhoffte ich mir ein wenig mehr „Land & Leute“ als in einem anonymen Hotel. Und ich wurde nicht enttäuscht: Unglaublich nette Gastgeber, lokales Essen gleich vor Ort und das auch noch sehr lecker. Bin nur froh, dass ich alleine unterwegs bin, ansonsten könnte die Knoblauchfahne, glaub ich, keiner aushalten. Ich grusel mich ja schon jetzt vor mir selbst. Und weils so schön ist habe ich spontan eine Nacht verlängert und morgen früh gehts dann von hier aus per Boot ins Donau-Delta.

Und hier noch der Tag im Schnelldurchlauf per Video. Das Pferd steht übrigens an einer Tankstelle ;-). Im letzten Teil habe ich mal bei einem der typisch-sozialistischen Ortseingangs-„Tafeln“ halt gemacht. Stehen überall rum und sehen teils ziemlich verfallen aus. Gibts auch in Statue, Monument oder ähnlichen denkmal-artigen Bauwerken.

 

 

 

 

 

Tag 18 – Schlaglochalarm

21. Juli – 327.7 km von Sofia nach Russo

Kaum hat man die endlose Kopfsteinpflasterstrecke durch Sofia, die Mann und Maschine alles abfordert, hinter sich gelassen, wird sie von Baustellen abgelöst. Auch nicht besser.


Da ich mein Ersatz-Navi nach wie vor auf „Autobahn und Mautstrecken vermeiden“ eingestellt habe, führt es mich auch gradewegs auf die Strasse, die parallel zur Autobahn verläuft und gefühlt seit deren Bau in den 80ern nicht mehr gepflegt wurde. Eigentlich ist das keine Strasse. Das sind Schlaglöcher, die von Teer zusammengehalten werden. Aber so wollt ich’s ja.

Brücke und MoppedDie Autobahn unterquere ich dann auch mehr als einmal und wenn man die Grössenverhältnisse so sieht, dann ist das schon ein echt mächtiges Bauwerk. Hinweis: Auf dem Bild ist mein Mopped zu sehen.

Zu Mittag „gönne“ ich mir einen Kaufland-Besuch. Ich war neugierig, wie der Laden hier in Bulgarien wohl so aussieht. Die haben hier ab und an eine SchokoladeFiliale und da mir der lokale Käse für meinen Mittags-Snack ausgegangen ist, kam mir das grad richtig. Es ist ein ganz schön komisches Gefühl in einen Laden reinzugehen, von dem du denkst, dass du ihn kennst und dann stehst du vor einer Wand mit Produkten offensichtlich aus Tomaten und du hast nicht den absolut geringsten Dunst was das für Produkte sind weil die ja alle in kyrillisch bezeichnet sind. Aber Schokolade gabs. Die habe ich erkannt.

Apropos Produkte: Es fahren hier auch durchaus KFZ rum, denen man noch ansieht, dass sie mal ursprünglich aus Deutschland kamen. LKW mit original deutscher Firmenbeschriftung oder Busse, die mit dem Schild „Leerfahrt“ unterwegs sind.

P1020666Auf der Fahrt komme ich auch immer wieder an „Lost Places“ vorbei. Ich mag solche Plätze. Die haben so etwas vom Glanz aus vergangenen Zeiten und verströmen einen ganz maroden Charme. Wie diese Tankstelle hier, die ich irgendwo im Nirgendwo gefunden habe. Wenn so etwas hier nicht mehr gebraucht wird, macht man es scheinbar zu und lässt es verrotten.

Wo wir grade bei „unterwegs“ sind. Zwei Verkehrszeichen fallen mir auf, die es so bei uns nicht gibt: Das Normale „Warnung“ Dreieck mit einem schwarzen Punkt drin. Erst dachte ich, es handelt sich um die Warnung vor Schlaglöchern. Hätte gepasst. Aber ich habs gegoogelt: Ist die Warnung vor einem Unfallschwerpunkt. Wird mir in Litauen noch nützlich sein. Da gibts das Schild auch.

Das andere ist das Verbot der Einfahrt für Pferdefuhrwerke. Da waren sie wieder. Überflüssig zu erwähnen, dass die einzigen zwei Pferdefuhrwerke, die ich heute gesehen habe auf just genau dieser Strasse waren, in der die Einfahrt für ebensolche verboten war. Da die Schilder erst dort stehen, wenn man schon mitten in der Strasse drin ist, kann ich verstehen, dass sie ignoriert werden. Aus dem gleichen Grund habe ich noch nicht geschafft, ein Foto davon zu machen.

So ist das hier mit Verbotsschildern. Die haben gefühlt eher so einen Hinweis-Charakter. So nach dem Motto: „Also wenn es wirklich keine Umstände macht und ansonsten keine offensichtlichen Gründe gegen Überholen sprechen, wäre es trotzdem sehr nett, wenn hier nicht überholt werden würde.“. De facto: Kümmert sich keiner drum. Ich hab Überholvorgänge gesehen, da bin ich schon ein paar Fahrzeuge dahinter auf der Bremse gewesen, weil ich dachte, dass das auf keinen Fall mehr passt. Passte aber. Zur Not halt drei Autos nebeneinander. Andererseits wird man auch ganz ruhig, wenn einem plötzlich auf der eigenen Spur ein LKW entgegen kommt. Passt schon.

Weniger schön für mich: Auf derselben Strasse stehen alle paar Kilometer eindeutig zu freizügig bekleidete Damen herum, die mir das ein oder andere Körperteil bei der Vorbeifahrt entgegenstrecken. Ich fand das bRoundaboutefremdlich. Aber wie heisst es: Andere Länder, andere Sitten.

Sehr witzig fand ich auch die sehr ernst zu nehmende Warnung vor einem Kreisverkehr. Die ging schon 1´500 m davor los und die Schilder kamen alle paar hundert Meter. Ich habe nicht herausgefunden, warum davor so gewarnt wurde. So ungewöhnlich sind die Dinger selbst in Bulgarien nicht.

P1020684Gelandet bin ich dann in Russe, im 9. Stock vom Grand Hotel Riga, dass ich über http://booking.com für 34 EUR ergattert habe. Jetzt wo ich hier bin, muss ich sagen: Ein Schnöppchen. Von aussen dachte ich erst „Oooooh je. Das hat die besten Tage schon lange, lange hinter sich“. Sah so ein wenig aus wie die Tankstelle oben. Aber von innen: Oh la la. Und von oben erst. Direkt an der Donau und auf der anderen Seite ist schon Rumänien. Der Blick aus meinem Zimmer lässt keine Wünsche offen.

 

Edit: 22.7.2016, Video repariert

Tag 17 – Sofia

225.4 km von Skopje nach Sofia

Shishas im KontinentalMorgens im Hotel das Frühstück war durchaus OK. Hab schon besser gefrühstückt, aber mit Sicherheit noch nicht mit so interessantem Angeboten. Und das war keine Kaschemme sondern schon etwas gehobeneres. Das kann man sich in Mazedonien ganz gut leisten mal für eine Nacht. Andere Länder, andere Sitten.

Ich glaube ja, dass die in Mazedonien bei der Fahrausbildung einen Sonderkurs machen müssen. Wir haben Theorie und Praxis, die haben Theorie, Praxis und kreatives Fahren. Auf dem Land fährt jeder nur auf Teufel komm raus. Aber in Dorf- Mazedonische Flaggeund Stadtkernen gehts zu wie auf einem orientalischen Basar. Nur eben mit Kraftfahrzeugen: Alles geht durcheinander. Da kommt man als gesitteter, in der Schweiz wohnender Deutscher erstmal nicht mit klar. Ich hab dann flugs in der ersten Stadt nen Schnellkurs in kreativem Fahren gebucht. Und siehe da: Geht doch. Und schon regt man sich über gar nichts mehr auf. Gehupt wird übrigens nur, wenn es nicht schnell genug vorwärts geht. Bei Gefahrensituationen ist hupen überflüssig. Da könnte man sich ja auch dran halten mit Hupen.

Landestypische OmaMazedonien ist ein sehr erstaunliches Land. Innerhalb von ein paar Kilometern in Richtung Osten geht die mehr oder weniger steppenartige Landschaft in grüne Wälder Storchund Berge über.  Und ich habe jetzt auch so eine Idee, woher die Flagge kommt. Noch ein Nachtrags-Foto von gestern oben. Und Situationen wie diese gabs zu Hauf. Ich habs sogar noch geschafft, eine landestypische Oma und nen Meistar Adebar vor die Linse zu bekommen.

Im Übrigen kann ich nur positives Berichten: Überwiegend freundlich, von all den Horrorszenarien war nichts zu spüren und oft wenn ich am Strassenrand halte, um mal wieder einen spontanen Fotostop einzulegen fragen mich die vorbeikommenden Leute, egal ob mit oder ohne KFZ, ob sie mir helfen können.

 

Heute ist Tag 17 von 150. Und so langsam, nach zweieinhalb Wochen und knapp über 3´000 Kilometern fühlt sich der Alltag weit weg an. Das Hirn schaltet langsam von Arbeits- auf Entdeckermodus um. Ich bin froh, dass die Reise eigentlich erst beginnt und knapp mal 12% der verfügbaren Tage „aufgebraucht“ sind.

Bulgarische GrenzeDer Grenzübertritt nach Bulgarien war dann erstaunlich schmerzfrei. Vier Stopps: Raus aus Mazedonien, rein nach Bulgarien und einmal einen für den Zoll. Und noch einen Extra-Stop für ein Foto.

Interessanterweise wollten sie zwar meine Fahrzeugpapiere, aber nie die grüne Karte sehen. Und das obwohl sie eigentlich obligatorisch ist. Glück gehabt. Ich hoffe mal, das bleibt in Rumänien so, dann hab ich’s geschafft mich ohne bzw. mit dem abgelaufenem Ding durchzumogeln. Die Vignette ist übrigens in Bulgarien, entgegen dem was im Internet so steht, nicht für Motorräder obligatorisch. Ich hab an der Grenze gefragt.

Dass die Bulgaren scheinbar sehr stolz darauf sind, zur EU zu gehören, merkt man an jeder Ecke. Fahnen fast immer im Duo und sogar im Touristenführer bekommt das Thema einen extra Absatz gewidmet. Übrigens: Fun-Fact: Die Bulgaren haben Kyrillisch erfunden. Nicht etwa die Russen, wie ich immer dachte.

Gleich nach der Grenze steigt dann auch die Pferdefuhrwerks-Dichte. Man hält das ja irgendwie doch für ein Gerücht, das mit den Pferdefuhrwerken. Aber es gibt sie. Heute alleine ausserhalb von Sofia schon zwei gesichtet. Und nach den Spuren auf der Strasse nach zu urteilen gibts da noch jede Menge mehr.

Apropos Sofia. Ich wollte ja eigentlich einen grossen Bogen drumrum machen. Der Bogen, der da möglich war, wäre aber so klein, dass ich dann doch beschlossen habe, rein zu fahren. Und wenn schon rein, dann richtig ins Zentrum. Jetzt bin ich quasi direkt neben dem Gebäude des Minsterrats. Den dort stationierten Polizisten fiel ich natürlich mal wieder auf Fenster aufmachen verbotenund sie stoppten mich. Und sie fragten das Übliche: Wohin ich wolle, woher ich käme. Bei „Schweiz“ fing er gleich an, mir sein Wissen über Schweizer Schokolade („Milka“)  mitzuteilen. Ich hab dann nichts gesagt und freundlich genickt.

Da ich schon gleich vor dem Hotel gestoppt wurde, zeigte er mir frendlicherweise auch grade wo ich auf dem Bürgersteig parkieren soll: Direkt vor dem Häuschen des Verkehrspolizisten und in Blickweite des Mopped vor Art HotelStandes seiner Wache. Jetzt wird mein Mopped also durch die Wachpolizisten des Bulgarischen Ministerrats bewacht. Auch nicht schlecht. Dafür darf ich allerdings das Fenster nicht aufmachen.

Abends vom Hotel noch eine Empfehlung für ein Restaurant mit bulgarischer Küche geben lassen. Hat sich gelohnt. Auch mal wieder nen Roten getrunken dazu. Und ich muss sagen, dass ich bulgarische Weine bisher vollkommen unterschätzt hatte.

Hier noch ein paar Bilder von meinem Weg zum Restaurant. Gleich vor dem/den Regierungsgebäuden haben sie beim Strassenbau Ausgrabungen gemacht und ziemlich gut hergerichtet. Begehbar und zusätzlich mit Glaskuppeln überdacht. Sieht echt schick aus.

Die Dame ganz unten ist die Heilige Sofia. Die scheinbar der Stadt Ihren Namen gegeben hat, aber dann doch ir.

Glaskuppeln mit RegierungsgebäudeAusgrabungen von untenHeilige Sofia

Tag 16 – Spass an der mazedonischen Grenze

19. Juli – 312.8 km von Vranje (Врање) nach Skopje (Скопје)

Das war ganz anders geplant heute. Selbst wenn man Mautstrassen und Autobahnen vermeidet (wie ich das tu), dann sind das 130 km und hätte locker noch bis Bulgarien gereicht. Aber Serbien wollte mich nicht gehen lassen und Mazedonien wollte mich nicht haben – erstmal nicht.

Noch ein paar hundert Metern nach Start: Polizeikontrolle und ich werde rausgewunken. Na super, denke ich. Das fängt ja gut an. Ich bin mir keiner Schuld bewusst, hab fein den Tempomat aus Gewohn- und Faulheit auf 50 eingestellt, bin mit Licht gefahren und am Mopped ist alles in Ordnung. Trotzdem überkommt mich gleich das schlechte Gewissen. Was macht der Polizist? Geht einmal ums Mopped rum, nickt anerkennend und fängt ein Schwäzchen über Moppeds an. Er führe ja auch, wäre am 27.7. mit dem Mopped auf der Transfagarasan, fände mein Mopped so toll, wo ich her und hin will und was weiss ich alles. Immer mit der Übersetzunghilfe seines im Auto sitzenden und Temposünder blitzenden Kollegen, der Englisch konnte. Irgendwann frag ich, ob er irgendwelche Papier sehen wollen würde. Aber er winkt ab und wünscht mir gute Fahrt. Ich war ein wenig verdutzt. Aber nicht verdutzt genug, dass ich nicht noch nach nem Foto gefragt hätte. Und ich durfte ein Selfie mit den beiden machen. Ich weiss ja nicht, wie die serbischen Gewalten so reagieren wenn sie so Fotos im Netz fänden, daher verzichte ich drauf, das hier zu posten. Aber witzig war das Ganze schon.

Das Auswärtige Amt und das schweizer Pendent EDA machten mir mal wieder Angst mit Aussagen über militärische Sperrgebiete entlang der mazedonischen Grenze, Zäune und Krisenzustände wegen der Flüchtlingssituation, Versammlungen und Demonstrationen die weiträumig zu meiden seien. Pferdefuhrwerken auf Transitstrassen, möglichen Erdbeben und jede Menge Kriminalität. Ich studiere die Seiten jetzt schon eine Weile und nehme die Hinweise sehr ernst und bin umsichtig. Passiert ist mir von all dem allerdings noch nichts.

ReichweitenrekordIch fasse daher Vertrauen in die serbischen Strassen und hatte beschlossen, Richtung kleine Grenze durchs Gebirge nach Mazedonien zu fahren. Zwischendurch ein neuer Reichweitenrekort: 701 km und 4.4 Liter/100 km. Ging sogar noch rauf auf 709/4.3 nachdem ich schon 40 km gefahren war.

Beim Rausfahren denk ich an der serbischen Grenze noch: „Die armen Schweine. Hier ist ja wirklich nichts los.“ Beim Reinfahren-wollen nach Mazedonien bekomme ich das zu spüren und die dortigen Beamten gucken sich meine Papiere sehr gut an. Perso, Grüne Versicherungskarte, Fahrzeugpapiere. Das volle Programm. Worauf ich allerdings dann aus eigener Dämlichkeit nicht vorbereitet war und mich der eifrige Grenzbeamte sehr freundlich aufmerksam machte: Die grüne Versicherungskarte hat ein Ablaufdatum. Und das war am 1.1.2016. Shit… Ich könne eine Versicherung für Mazedonien erwerben, das ginge aber nicht an der dieser Grenze sondern nur an der Autobahngrenze. Ich müsse leider zurück. Hab ich geguckt – und ergebe mich in mein Schicksal. Die paar KM bis Vranje und dann halt auf die Autobahn, dachte ich so.

Womit ich nicht gerechnet hatte: Die Karten, die ich hatte, haben wohl schon sehr weit in die Zukunft gedacht. All die schönen Autobahnauffahrten rund um Vranje gabs nur auf dem Papier und waren noch im Bau. Komisches Konzept. Erst die Autobahn bauen, dann die Auffahrten. Letztlich musste ich fast 100 km zurück auf der Landstrasse um auf diese verf….e Autobahn zu kommen. Inklusive ein paar Ehrenrunden um Vranje weil ich einfach nicht glauben konnte, dass es Kloster in Serbienkeine befahrbare Auffahrt gibt.

SchotterspassTja. Und das Ende vom Spiel: An der Autobahngrenze wollten sie die Versicherungskarte dann nichtmal sehen und haben mich mit Perso durchgewunken. Hat mich auch nur locker 3 Stunden gekostet, der Spass. Aber war ne schöne Gebirgsstrecke mit tollen Aussichten.

Und dann endlich in Mazedonien, das mich begrüsst, wie Kroatien mich verabschiedet hat. Da ich mich schnell der Autobahn entledige fängt der Schotter ziemlich unmittelbar an. Nach deutschen oder Schweizer Vorgaben wäre das a) nicht kartografiert weil keine Strasse b) wenn es doch kartografiert wäre, dann eindeutig als nicht befahrbar gekennzeichnet und P1020508c) gesperrt. Aber hier ist das voll der Spass und das 4.99 EUR Navi fürs iPhone, was ich mir dann doch für Notfälle geholt hatte, leitet mich da sauber durch.

In meinem jugendlichen Leichtsinn parke ich gleich mitten auf dem Weg hinter einer spannenden Brücke und denk mir so: „Da kommt doch eh keiner“. Bis ich Motorengeräusch höre und schon das Mopped auf Seite schieben will. Aber der Treckerfahrer nimmt den Weg durch den Fluss. Ist ja auch sicherer. Die Brücke könnte ja einstürzen.

Trecker und Mopped

KokinoNächster Stop: Kokino eine 3800 Jahre alte Sternwarte und Tempel bzw. Ort für religiöse Rituale. Die ältesten Ausgrabungen gehen auf die Bronzezeit zurück (21. – 17. Jh. v. Chr.). Eine ganz schöne Kletterei, bis man da oben ist. Aber lohnt sich!  Auf eine bestimmte Art und Weise ein mystischer Ort. Weitere Infos gibts auch im Netz unter http://www.kokino.mk/index.php/en/.

Als ich dort wieder weg bin, ist es schon fast 5 und höchste Zeit die nächste Stadt zur Jagt nach einer Nachunterkunft anzusteuern. Also bin ich heute in Skopje gelandet und fahre nicht wie geplant bis nach Bulgarien weiter.

Insgesamt mein Eindruck vom Land: Arm. Ganz schön Arm. Durch die Fahrerrei durch die Dörfer bekomme ich doch zumindest von aussen einen Einblick. Mag sein, dass ich mich durch die Durchfahrt in Serbien schon ein wenig dran gewöhnt hatte, aber so im Vergleich mit CH oder DE, da liegen schon Welten zwischen. Ich kann gar nicht alles aufzählen, woran man sieht, dass es den Leuten hier an allem fehlt. Oder einfach nur an all dem, an das wir uns gewöhnt haben und gar nicht mehr als Luxus wahrnehmen. Hab mal wieder ein kurzes Durchfahr-Video gemacht, so könnt Ihr Euch einen eigenen Eindruck machen. Das macht Nachdenklich.

Tag 15 – Autobahn

487.1 Kilometer von Bošnjaci nach Vranje

Gestern bei der Vorbereitung habe ich gemerkt, dass es gar nicht so einfach ist, eine Routenplanung zu machen, wenn man nichtmal die Schriftzeichen versteht. In Serbien wird kyrillisch geschrieben. Glücklicherweise sind die Strassenschilder fast alle auch mit lateinischen Buchtaben. Das hilft zumindest tagsüber.

Die Nacht endet fast mit Sonnenaufgang als der Hahn des Hauses beschliesst, es sei jetzt Tag und fröhlich vor sich hin kräht. Aber ich hab Ohrstöpsel und weiss mich zu wehren. Den Wecker um sieben hab ich dann prompt drei Minuten lang nicht gehört.

Frühstück, die kleine PortionDas Frühstück anschliessend war ganz nach meinem Geschmack. Ich wurde dazu genötigt, auch die Marmelade zu probieren. Die wurde von der Gattin des Besitzers höchstselbst hergestellt. Lecker! Und das mir. Wo ein Glas Marmelade schon gerne mal zwei Jahre hält – inklusive Besucher-Verzehr. Aber ich hab mal wieder nicht alles geschafft. Was hätt ich für ein Doggy-Bag gegeben. Aber das hält sich in der Sonne nicht. Und es war abzusehen, dass es warm werden würde. Kein Regen. Ein paar dekorativ aufgehängte Wölkchen. Sonst Sonne. Sonne!

Kroatien entlässt mich erstmal mit einer 12 km langen Schotterstrecke. Ein Traum. Ich musste ein paar mal anhalten, um zu kontrollieren, dass ich wirklich auf dem richtigen Weg zur Autobahn Richtung Serbien bin. War ich aber. Es scheint so, als würden die Kroaten den Weg nach Serbien nicht ebnen wollen. Soll mir recht sein.

 

Den landestypischen Opa im Video hab ich übrigens nicht bestellt. Der war einfach da und freute sich an der Schotterstrecke genau wie ich. Warum und was der allerdings dann zum Schluss mit dem Maisfeld spricht, das konnte ich weder sprachlich noch insgesamt verstehen.

Dann also zur Autobahn. Kilometer fressen. Zum einen, weil ich den Sturm-Tag aufholen wollte und zum anderen weil die Reisehinweise Serbien mir so gar keine Lust auf das Land gemacht haben. Schade eigentlich. Denn wie ich festgestellt habe, doch ein sehr schönes Land. Mehr dazu unten und hier der Reihe nach.

SerbienAn der Grenze war weniger lustig. Aus Kroatien raus ging einfach. Und dann stand ich im Stau. Halbe Stunde in der prallen Sonne. Aber dann einfach so mit Perso durch. Ohne Schnickschnack. Einfach so. Einer der Moment, wo ich froh bin, solch ein Dokument zu besitzen. Und dann bin ich in Serbien

VollgemülltAuf einem Parkplatz, die in Serbien übrigens ausnahmslos unglaublich vollgemüllt sind, begegnet mir ein LKW mit russischem Kennzeichen. Die beiden Fahrer gehen zur Laderampe, öffnen die Tür und fangen an zu kruschteln. Ich sehe, dass der Wagen voll mit Obst ist. Schlussendlich kommen sie mit zwei Kisten Pfirsischen, laden die beiden Kisten in aller Ruhe in das „private Dinge Ladefach“ und fahren weiter. Kann sein das das hier (oder in RU) normal ist, aber ich fand das befremdlich und habe spontan beschlossen, dass ich keine russische Spedition beauftrage, wenn ich mal eine bräuchte.

Was mir auch auffällt: Geschwindigkeitsbegrenzungen sind hier wohl auch eher als Empfehlung zu verstehen. Es hält sich ausser mir scheinbar niemand dran. Nicht dass ich immer ein Engel diesbezüglich wäre, aber ich will hier einfach kein Risiko eingehen und nutze den Tempomat wo immer es geht. Die übelsten Raser sind übrigens die mit NL-Kennzeichen, danach kommen die mit CH-Kennzeichen gleich dahinter dann DE. Ich habe so das Gefühl, dass da jeweils Exil-Serben drin sitzen. Das würde sich sonst keiner trauen – glaube ich.

Serbien in schönIrgendwann wird die Besiedlung dünner und jetzt zeigt sich die Schönheit des Landes. Berge am Horizont, sanft geschwungene Hügel im Vordergrund. Teils bewaldet, teils mit Feldern. Blauer Himmel und hier und da ein Wölkchen. Einfach nur schön anzuschaun. Das tue ich auch reichlich und geniesse die Fahrt.

Und dann teilt sich die Autobahn und die vier Spuren sind von Schildern überspannt die Namen tragen wie Thessaloniki, Skopje, Sofia, Nis. Und ich merke: Ich bin ganz schön weit gefahren. Jetzt komm ich an Orte, die ich sonst nur aus den Nachrichten kenne

Und beim Schreiben merke ich, dass es früher dunkel wird. Eindeutig früher als gestern. Aber dafür gehts ja in ein paar Wochen in das Land der ewigen Sommersonne 🙂

Tag 14 – Der Tag plätschert so dahin

17. Juli – 259.5 km von Sisak nach Bošnjaci

Der Tag beginnt mit ohne Frühstück. Hatte einenFrühstücksgutschein Voucher bekommen, den ich in einem benachbarten Restaurant einlösen sollte. Um 9 hingegangen. Nachdem ich den Gutschein abgegeben habe, fragt mich der Kellner ob ich auch etwas trinken wollen würde. Die Form der Frage wundert mich schon ein wenig, aber ich sage: Ja gern, einen Kaffee mit Milch. Der kommt auch prompt. Zusammen mit der Rechnung über 8 KUN (ca. 1.15 CHF). Ich wundere mich schon ein wenig mehr. Kurz darauf kommt er wieder und sagt, dass „the kitchen is not working until in two hours“. Aaah ja. Welchen Teil von „Frühstück“ versteht er nicht? Andere Länder, andere Sitten :). Also  ab weiter gen Osten.

Bei Orljavac ist die Strasse plötzlich gesperrt. Es riecht wieder nach grossräumiger Umfahrung. Aber da aus der gesperrten Strasse ein Auto rauskommt, kann es nicht so schlimm sein. Ich taste mich also langsam vor und siehe da: Es geht. Scheinbar war die Senke hinter dem Schild vor ein paar Tagen überflutet und die haben nur die Schilder noch nicht weggeräumt. Die Gegend hats überhaupt übel erwischt. Flüsse sind eindeutig zu voll und zu braun, viele Bäume umgeweht. Es scheint, „mein“ Sturm ist da auch durch.

Ansonsten ein neues Wetterphänomen: Ich hab die Sonne gesehen. Zumindest kurz. Und den ganzen Tag kein Regen. Die Seehund-Socken haben vielleicht doch geholfen.

Madonna im GartenDer Osten von Kroatien scheint die Kornkammer des Landes zu sein. Nachdem die Bebauung weniger wird, kommen Felder. Felder und nochmal Felder. Manchmal auch mit interessanten Gestalten drauf.

Balkon ohne GeländerDas mit den Balkonen verfolgt mich. Ich schätze mal, die Hälfte der Balkone hat keine Geländer. Üblicherweise meist Häuser, die im halbfertig-Zustand sind. Aber heute auch mal sehr fertig und bewohnt Opa beäugtaussehende Häuser. Beim Fotografieren der beiden Häuser wurde ich interessiert vom Opa im Hintergrund beobachtet. Beim Vorbeifahren hatte ich ihm schon zugewunken. Irgendwie gefällt mir das. Als Motorradfahrer fällst du richtig auf und die Leute gucken interessiert und winken auch manchmal. Also hab ich mir das winken auch angewöhnt.

Überhaupt: Habe mal wirklich die 40 in einer „gefährlichen“ Kurve ausprobiert. Das Motorrad neigt sich kaum. Nach drei Tagen in Kroatien und ganzen zwei Polizisten, die ich gesehen habe, werde ich jetzt mutiger. Die Geschwindigkeitsbegrenzungen nehme ich nicht mehr ganz so ernst. Also ignoriere ich die „gefährlichen Kurven Geschwindigkeitsbegrenzungen“ sofern ich die Kurve gut einsehen kann. Und siehe da: Wie ich sagte: 60 – 80 ist überhaupt kein Problem. Sogar im Stehen nicht. Das macht die Fahrt über endlose 50er Zonen wenigstens eingermassen interessant.

Ich habe heute nochmal kurz vor der serbischen Grenze in Kroatien haltgemacht. Nachdem ich gestern noch die weiteren Reisehinweise gelesen habe, möchte ich mir Zeit für die Grenze lassen und auch so schnell wie möglich durch Serbien durch. Vielleicht sogar auch Autobahn. Hier ein Auszug der Reisehinweise des EDA:


Minengefahr besteht noch in einigen Gebieten: Südserbien (Region Presevo, Bujanovac und Medvedja), im südlichsten Teil der Grenze zu Kroatien. Die Minenfelder sind in der Regel gekennzeichnet. Als Folge der schweren Überschwemmungen vom Mai 2014, die zahlreiche Erdrutsche ausgelöst haben, wurden vermutlich aber auch Minen hochgespült und aus ehemals markierten Zonen fortgetragen.


Das gefällt mir nicht. Denn durch Preševo bzw. Bujanovac muss ich durch, wenn ich nach Mazedonien will. Da scheint die Auobahn der sichere Weg. Mit Landminen habe ich keine Erfahrung — und möchte auch keine damit machen.


Nachtrag: Ich hätte den Post erst wie üblich nach dem Essen schreiben sollen ;). Was mir auffällt: Je weiter von den touristischen Zentren man weggkommt, desto herzlicher und natürlicher werden die Leute. Die Winkerei ist nur ein Teil davon. Sowas, zum Beispiel käme ja bei uns nie vor: Stiefel ich eben beim Abladen in Teller für den kleinen Hungervoller Montur durch vom Tag übrig gebliebene feiernde Familie(n), werd ich erstmal auf nen Schnaps eingeladen und schaffe es tatsächlich mit Händen, Füssen, ein paar Brocken Deutsch und Englisch so etwas wie eine Konversation auf die Beine zu bekommen. War natürlich skeptisch und dachte schon irgendwie da war was drin im Schnaps. War aber nicht. Die wollten mich einfach nur auf nen Schnaps einladen. Später frage ich dann den Barkeeper/Kellner der den Laden heute hier wirft und mir schon beim Abladen geholfen hat nach etwas lokalem Gemixten Kuchenzum Essen. Bekam ich auch. Scheinbar wohl alles was es gab. Den Teller für den kleinen Hunger links. Da hatte ich schon echt zu kämpfen. Zwischendurch ein Schwätzchen mit dem Mann und schwupps, kommt der noch mit traditionellem Käsekuchen aufs Haus um die Ecke. Sehr lecker. Aber ich hab nur die Hälfte geschafft. Ging beim besten Willen nicht mehr rein. Diese Erfahrungen sind es unter anderem, weswegen ich diese Reise mache. Loving it.

Tag 13 – Der Regen

16. Juli – 241.8 km von Crikvenica nach Sisak

Der Ort ruht still. Kein Lüftchen weht. Tut so, als wäre nichts gewesen. Wenn man nicht weiss, was es gestern noch war, glaubt man nicht, dass der Wind irgendwas gemacht hätte. Linker Hund, dieser Wind.

Beim Zusammenpacken der letzten Habseligkeiten bemerke ich schon, wie ein Zeitgenosse südeuropäischer Herkunft im schwarzen Volvo vor meinem Fenster rückwärts ausparkt und mit laufendem Motor (Diesel) auf dem Parkplatz erstmal die Motorhaube öffnet und damit beginnt, die vom Sturm in den Schlitz zwischen Motor und Frontscheibe hereingewehten Pflanzenteile herauszupicken. Seine blonde Freundin hilft ihm dabei und zeigt ihm ab und an ihre Beute mit spitzen Fingern. Was für ein Schauspiel am frühen Morgen. Ich verlasse aber alsbald meinen Logenplatz und fahre fort mit meinen Abreisevorbereitungen. Als ich rauskomme, stehen die beiden immer noch pickend da. Ich kann mich schweren Herzens losreissen und fange an, aufzusatteln. Kurz bevor ich ca. 10 Minuten später abfahrbereit bin, verlassen die beiden dann auch den Parkplatz. Jetzt kann man sich natürlich fragen: „Was braucht man so lange für ein paar Tannennadeln?“. Aber ich frage nicht. Und wundere mich auch nicht. Stattdessen freue ich mich über die morgendliche Unterhaltung.

Pünktlich zur Abfahrt: Ein paar Regentropfen. Schneller Blick auf die Wettervorhersage zeigt: Kein Regen den ganzen Tag. Passt. Habe nämlich die Regenklamotten in die Taschen verstaut. Das war ein Fehler. Hätte ich wissen müssen: Keine Regenklamotten an, müsste Regen bedeuten.

MoppedparkplatzAls erstes geht es zu einem Supermarkt. Notfallproviant einkaufen. Mit Parkplatz in der Tiefgarage. Morgen ist Sonntag und da will ich nicht ganz ohne Essen da stehen. Nächster Stop: Tankstelle. Tanken und Karte kaufen. Die geht prompt gleich beim Falten für den Tankrucksack erstmal kaputt. An der Falttechnik muss ich noch arbeiten.

Ab in die Berge und die ursprünglichen knapp 20°C schrumpeln schnell auf 9°C zusammen. Stop #1: Fleece Jacke und warme Handschuhe anziehen.

Und dann kam der Regen. Der Himmel in die Richtung in die ich wollte, zeigt ein farbenfrohes Schauspiel in mausgrau, staubgrau, aschgrau, bleigrau, zementgrau und vielen anderen lustigen graus. Also Stop #2: Regenklamotten unterziehen. Und zwar Hose und Jacke. Bei der BMW-Kombi wird die Goretex Schicht nämlich unter die Kombi angezogen. Jetzt stellt man sich das mal vor: Mich am Strassenrand, auf einem Fuss balancierend Seehund-Socken und Goretex Schicht anlegen während ein Bein in und das andere aus der Hose ist. Ich könnte im Zirkus auftreten.

Weiter gehts danach gen Osten. Die Lieblingsgeschwindigkeit der Kroaten ist 40. Vorzugsweise vor Schulen (das verstehe ich ja noch), aber auch vor Kurven in den Bergen. Kurven mit erstklassigem Strassenbelag, die man locker mit 60 oder sogar 80 nehmen könnte. Ich hab ja immer schon gedacht, die Schweizer übertreiben es, aber hier grenzt das schon fast an Schikane. Es wundert mich nicht, dass die meisten Kroaten hier sich einen Sch….eck um die Geschwindigkeitsbeschränkungen kümmern. Die sind einfach nicht realistisch. Ich halte mich weitgehend dran weil ich potentiellen kroatischen Polizisten nicht die Gelegenheit geben will, mich aus dem Verkehr zu ziehen. Komme mir aber dabei vor wie ein Verkehrshindernis — und werde auch reihenweise überholt. Hätt‘ ich auch gemacht, wenn ich Kroate wär.

Etwas, was man in unserer Gegend so gar nicht mehr sieht: Einschusslöcher. Ist hier gar nicht so selten und erschreckt mich immer noch, wenn ich daran denke, dass hier etwas über 20 Jahren noch Krieg war. Scheinbar hats Karlovac heftig getroffen. Daher stammen auch die beiden Bilder von Häusern gleich nebeneinander.

Einschusslöcher 1Einschusslöcher 2
Je weiter ich nach Osten komme merke ich: Wo der Tourismus aufhört, ist der Zerfall der Normalzustand. Unverputzte und/oder verlassen Häuser im Rohbau oder zerfallene Gehöfte Bauruinesind an der Tagesordnung. Teils bewohnt, teils unbewohnt. Teils zerfallen. Selten so viele offensichtlich verwaiste Bauruinen am Stück gesehen. Die, die bewohnt sind haben oft zwar Balkons, aber keine Balkongeländer. So GAR nicht. Das scheint hier ein Luxusgut zu sein.

Hier noch ein Video einer Durchfahrt durch ein Dorf, wo ich’s besonders heftig fand

 

Ansonsten löst sich so langsam mein Notizbuch auf und ich bin froh, als ich endlich in Sisak ankomme. Habe ein günstiges Enduro-GästehausGästehaus gefunden und freue mich auf ein warmes Zimmer. Es scheint, als wäre die Strasse für mich gemacht, die dahin führt. Ein Enduro-Gästehaus quasi. Und es juckt mich ja schon durch diese Strasse zu fahren, auch wenn Einfahrt ausdrücklich verboten ist. Aber morgen ist Sonntag und da wird keiner arbeiten … Mal sehen 😉

Morgen gehts dann wohl bis Serbien weiter. Ich weiss aber nicht so recht, was ich von der Grundsätzlichen Einschätzung des EDA  zu Serbien halten soll:


Das Land kann als stabil bezeichnet werden.

Meiden Sie dennoch Demonstrationen und grössere Menschenansammlungen jeder Art, denn Ausschreitung sind möglich, insbesondere bei Fussballspielen.


Was da noch sonst so drin steht, betrifft erst übermorgen. Darauf gehe ich dann noch ein.