Tag 12 – Der Sturm
15. Juli – Ein Paar Kilometer von Selche zurück nach Crikvenica
Das war anders geplant.
In der Nacht hatte sich allerdings ein ordentlicher Stum zusammengebraut, der mich trotz Ohrenstöpseln um drei geweckt hat. Ein schneller Blick überzeugte mich davon, dass alles OK ist und bis sechs konnte ich weiter pennen. Da war aus dem ordentlichen Sturm schon ein sehr ordentlicher Sturm geworden und ich stelle fest, dass es hier sehr feinen Sand gibt, den es durch sämtliche Öffnungen und Netze ins Innenzelt weht. Alles gezuckert. Zum Glück war das meiste noch in den Taschen verpackt.
Irgendwann erinnere ich mich an die zusätzlichen Abspannleinen und denke mir, dass das wohl jetzt der richtige Moment sei, sie anzubringen. Grade im rechten Moment. Als ich so vor dem Zelt steh, macht es plötzlich mit allem was drin ist einen Satz von einem halben Meter nach hinten. Und das, obwohl es schon mit Häringen befestigt war. Danach nicht mehr. Ausserdem waren bestimmt 50 kg Material darin. War die Entscheidung mit den Abspannleinen also richtig.
Ich wollte ja meinen Sturmkocher eigentlich mal Hardcore-Testen. Aber habe dann auf das Experiment verzichtet. Hatte schon genug Experimente dieser Tage. Also Frühstück ohne Kaffee aber mit Brötchen, sehr leckerem Räucherkäse noch aus Slowenien und Joghurt mit Haferflocken. Auch nicht so schlecht.
Dann nach Optionen überlegt. Es blieben letztlich nur drei:
- Im Zelt bleiben und weggeweht werden
- Weiterfahren und weggeweht werden
- Nahe Pension suchen und hoffen, bis dorthin nicht weggeweht zu werden
Ich entscheide mich für Nummer 3 und überlege, wie ich alles sicher und vor allen Dingen schnell verstaut bekomme. Zusammenpacken und Anziehen solange ich im Zelt bin scheint der erste vernünftige Schritt. Danach die Taschen raus und das Zelt zusammenpacken. Glücklicherweise kommt der Wind in Böhen, so dass mir dazwischen ein wenig Zeit bleibt, um das Zelt vom gesicherten Zustand in eine Lage zu bringen, in der ich es sicher zusammenrollen kann.
Dabei stelle ich dann auch fest, dass sich das Zeltgestänge verbogen hat. Wie viel, das wollte ich nicht allzulange begutachten. Zumindest ist es nicht gebrochen. Wird sich rausstellen wie schlimm es wirklich ist.
Die Pension hatte ich über Booking.com gebucht. Navi bringt mich hin, weigert sich aber die Hausnummer 77 zu finden. Bietet mir nur 77A-D an. Egal. Mit so Kleinigkeiten konnte ich mich nicht beschäftigen, wollte schnell weg. Bei der Ankunft stelle ich allerdings fest, dass es neben der 77A ein grosses Nichts gibt. Das Haus, dass da stand war offensichtlich vor nicht so allzulanger Zeit abgerissen worden. „Na toll“ denke ich, „Hatte einen Haken, dass das so günstig war“. Mal geschwind angerufen und siehe da: Es klingelt. Eine freundliche Dame hebt ab und dirigiert mich in perfektem Deutsch dorthin wo ich hin sollte und wollte.
Den Rest des Nachmittags habe ich dann damit verbracht, für den Blog ein Tool zu installieren, was die gefahrene Strecke auf ner Karte einblendet. Das tuts aber noch nicht. Dafür hat sich mein Navi verabschiedet. Und zwar so richtig. Startet nicht mehr. Selbst der Garmin-Support sagte nur noch sowas von „Oh Oh“ und bat mich, damit vorbeizukommen. Scherzkekse.
BMW Assistance weist mich darauf hin, dass ich ja keine Panne habe und sie leider nichts tun können.
Jetzt bin ich mit http://www.arrigoni.ch/ im Kontakt. Schaut so aus, als könnten Sie mir ein Ersatzgerät per DHL an eine Adresse meiner Wahl schicken. Das Timing, Prodedere und vor allen Dingen die Adresse stimmen wir noch ab. Es geht halt doch nichts über guten Service. Bis dahin navigiere ich auf die gute alte Art mit Karten und schau mal wo mich das hin bringt. Es schaut auf jeden Fall so aus, als müsse ich in eine grössere Stadt. Welche das sein wird und inwieweit die Route damit anders verläuft, als geplant sehen wir noch.
Alles in Allem war das heute wohl nicht so mein Tag. Aber dafür entschädigt ein halbes Stündchen am Wasser und ein unglaublich gut gemachtes Rumpsteak auf Salat mit Rucula und Tomaten und allerlei sautiertem Gemüse. Wer mich kennt, weiss, dass ich weder für Rucula noch für Tomaten zu haben bin. So gar nicht. Gemüse führe mir, wenn überhaupt, in homöopathischen Dosen zu. Aber das war so lecker, das musste weg. 🙂