Unsere normalen Tage aktuell: 7:00 Uhr aufstehen, zusammenpacken, um 8:00 Uhr Frühstück, tanken und Wasser kaufen, dann los. So auch heute. Die Transalpina ruft. Das Wetter ist durchwachsen. Es regnet ein wenig. Aber zu wenig, um die Regenklamotten anzuziehen. Dafür gehört die Strasse uns. Nur ab und an begegnen uns andere Fahrzeuge.
Oben sind’s gerade noch 11.5 °C. Auch das passt. Muss man sich noch nicht einmümmeln.
Obwohl die Strasse nass ist, lässt sie sich wunderbar fahren und wir haben seeehr viel Spass.
Strada Strategica
Die Strada Strategica schliesst sich oben an die Transalpina an und geht von ihr in Richtung Osten ab – so wie wir sie gefahren sind. Sie ist eine alte Militärstrasse und scheinbar ein offenes Geheimnis. Dazu gibt es nämlich ausser Offroad-Infos nichts Offizielles was ich im Internet gefunden hätte.
Wie auch immer: Das Wetter war ungeeignet für die viel gepriesenen guten Aussichten. Dafür hatten wir das Glück, über den Wolken unterwegs zu sein. Die Wolken wabern im Tal und bescheren uns wunderbare Ausblicke, die wir geniessen.
Gleichzeitig beginnt es von oben zu giessen. Die Strasse und wir werden ordentlich nass.
Am Anfang der Strategica wird vor einer „Wiese“ gewarnt, die rutschig sein kann. Na toll. Wiese bei Regen. Mein Liebling. Und dann sehen wir die Wiese. „Wiese“, kommt mir in den Sinn, ist ja ein dehnbarer Begriff.
Bei der Strasse selbst sind wir uns einig: Die ist trocken schon ganz pfiffig zu fahren. Nass eine Herausforderung. Wir ahnen nicht, was noch auf uns zukommen sollte…
Zunächst aber freuen wir uns des Lebens, dass wir mit der Strategica einen wunderbaren Offroad-Tourabschluss am Tag 5 vom ACT Rumänien haben.
DJ105G
Wir kommen dann auf die „Kreisstrasse“ DJ105G. Etwas überraschend mittlerweile wieder ungeteert.
Zwischendurch kommen immer wieder Teer-Patches durch, die aus grauer Urzeit über geblieben sind. Ich fahre lieber daneben. Die Teer-Stücke sind mir zu holprig mit ihren scharfen Abbruchkanten.
Es wird immer holpriger und rauer, Pfützen bis so ca. 50 – 70 cm Tiefe, Auswaschungen in denen das halbe Vorderrad versinken könnte, Schlamm- und Sand-Stücke, Waldwege, Steigungen und Abfahrten in denen all das vereinigt ist. Alles nass. Mit keinem Wort war in der Tourbeschreibung erwähnt, dass da noch SO eine Überraschung kommt.
Wir sind uns einig: Das. Ist. Krass. Und haben Spass.
Am Ende des Tages macht mir mit der Dicken auch der Schlamm nix mehr.
Und gerade eben wirft mir mein Kumpel den Satz aus der Überschrift an den Kopf. Recht hat er. Angst war noch nie ein guter Ratgeber. Und ganz besonders nicht, wenn du auf 2 Rädern unterwegs bist.
Auch heute stelle ich übrigens wieder fest: Die Waldarbeiter sind voll freundlich. Alle. Machen Platz damit wir durchkommen und winken uns freundlich durch und hinterher. Für uns immer noch ungewöhnlich.
Oh. Und der geflickte Reifen hält. Bisher noch keine Luft verloren. Damit kommen wir locker bis nach Rimini, wo er eh ersetzt wird.
Heute auf den Tag genau vor 13 Jahren war ich das erste Mal mit der GS im Enduropark Hechlingen. Viel gelernt hab ich dort. Inklusive Reifen flicken.
Schon verrückt, wenn ich dran zurück denke.
Es waren gerade 2°C und ich Idiot hab mich moppelig warm angezogen. Nur um Mittags schon komplett nass geschwitzt zu sein.
Damals hab ich noch viel mit Kraft gemacht. Heute bin ich mit der Technik weiter und der der ACT Rumänien treibt mir bei teils 28°C kaum noch den Schweiss auf die Stirn 🙂.
Ich mag das, weiter zurück zu blicken. Manchmal sieht man dann erst die Unterschiede und die Entwicklung. Selbst wenn es sich zwischendurch wie Stillstand anfühlt.
Der Tag beginnt gut
Wir sind früh auf, nehmen ein fixes Frühstück und dann: Wo zum Henker ist mein Moppedschlüssel? Oha. Wohl doch nicht stecken gelassen? Nachgeschaut. Doch. Steckt. In Rumänien. Über Nacht. Mopped unversehrt. Nicht schlecht. Wieder ein Vorurteil perdu.
Und gleich auf die Piste zurück auf den Track. Der fängt schon gut an. Rund 40 km feinstes Allerlei bestehend aus Schotter, Kieseln, kleinen Steine, grossen Steine, Felsbrocken, Auswaschungen, nassem Sand, trockenem Sand, Hunden, nassem Schlamm, trockenem Schlamm, Serpentinen, Pfützen aller Grössenordnungen bis hin zu kleinen Wasserdurchfahrten.
Zwischendurch ein paar kleine Siedlungen, die aus dem Nichts im Nirgendwo auftauchen. Verdammt malerisch.
Alles was das Herz begeht und sehr abwechslungsreich. Sogar die Wölkchen hat jemand nett drapiert und dahin gehängt. Wie gemacht.
Asphalt
Und dann kam erstmal viel Asphalt. So viel Asphalt dass ich tatsächlich mit der Zeit etwas müde werde.
Nicht falsch verstehen: Die Strassen sind traumhaft. Sehr kurvig, nicht zu gross, nicht zu klein, kaum Verkehr, einwandfreier Zustand, hoch und runter. So richtig zum Spass haben. Fühlt sich nur nach den 40km Allerlei so chillig an.
Irgenwann halten wir an und sind uns einig: Jetzt könnte nochmal was passieren. Ist grad ein wenig sehr chillig.
Zufällig guck ich auf meine Reifen. Die Stollen bis zum Rand gefahren. Keine ungefahrenen Reste. Meine Fresse. Das wär vor ein paar Jahren noch der Super-Stress gewesen.
Und da war es wieder: Ich mag das, weiter zurück zu blicken. Manchmal sieht man dann erst die Unterschiede und die Entwicklung. Selbst wenn es sich zwischendurch wie Stillstand anfühlt.
An die Transalpina heran
Heute führt uns der Track an den Fuss der Transalpina, die seit 1939 Siebenbürgen mit der Walachei verbindet. Kein Scherz. Sie ist eine der bedeutenden touristischen Strassen in Rumänien und führt hoch bis über 2100m. 2016 bin ich sie schonmal gefahren und hab sie in sehr guter Erinnerung. Freu mich schon auf Morgen!
Nach gestern war heute erstmal Ausschlafen angesagt. Waren spät im Hotel, spät gegessen und dann nach dem Ausflug in den Matsch auch recht k.o. Ausschlafen hiess bis acht oder so. Halt ohne Wecker.
Nach dem Frühstück ganz gemütlich aufgesattelt und los. Erstmal zur SB-Waschanlage. Da war noch so viel Dreck und Schlammreste überall, dass es überall gestört hat. Weg damit!
Apple Pay
Die Waschanlagen gibts hier gefühlt an jeder Ecke. Hätt ich nicht gedacht. Die erste SB-Waschanlage ging nur mit „Clubkarte“, die zweite dann mit Kreditkarte bzw. natürlich auch mit Apple Pay.
Mittlerweile habe ich die Kreditkarte auf der Uhr. Kontaktlos bezahlen geht auch fast überall. Und ich find’s super bequem, einfach und unkompliziert auch Kleinbeträge zu bezahlen. Zum Glück geht das in fast allen Ländern der Welt mittlerweile. Ausser in einem grossen unbeugsamen Land in Mitteleuropa, das nicht aufhört, der modernen Technik Widerstand zu leisten – frei nach Albert Uderzo, der wunderbar die Gallier so beschrieben hat.
Ab ins Gemüse
Nach Waschen und Tanken ab zurück auf den Track und da gleich ins Gemüse. Wir müssen ja schliesslich den Tag 3 vom ACT Rumänien noch fertig fahren.
Wir fahren erst über ein paar Schotterwege, dann viel Asphalt. Teils niegelnagelneu. Ich werde den Eindruck nicht los, dass das die neuen Strassen vor nicht allzulanger Zeit noch Schotter waren.
Namentlich beschuldigt jetzt in Asphaltform aufzutreten werden die Kreisstrassen DJ107M, DJ107I und die DJ107P.
Abends erwischen wir ein recht „OK-Hotel“. Merke: In Rumänien wenn möglich bei booking.com Unterkünfte mit 9+ Bewertung buchen. 8er Bewertungen sind OK. Mehr nicht. Dafür ist hübsch anzuschauen und liegt direkt am See. Neben einem Ski- und Snowboardgebiet. Das wär ja auch mal was für den Winter.
So langsam gewöhnen wir uns an das Gefühl, etwas Verbotenes zu tun obwohl’s legal ist. Und wenn wir nicht genau wüssten, dass die Tracks, denen wir nachfahren, garantiert erlaubt sind, wären wir sicher manches mal nicht reingefahren.
Unsere Erwartung ist: Haben die Strassen eine ordentliche Strassennummer wie z.b. die DJ136 (DJ steht für Kreisstrasse), dann ist da mehr oder weniger Verkehr und mehr oder minder guter Belag.
Hier nicht. Die Strasse auf dem Foto unten ist die Kreisstrasse 163. Ich mag das Land 😍
Der Fairness halber: Es gibt auch wirklich viele Strassen mit sehr gutem Teer-Belag. Solche Situationen wie die oben gibt es aber eben auch.
Metalldings im Reifen: Nicht gut
Der Tag läuft recht unspektakulär und wir kommen gut vorwärts. Bis ich merke, dass ich hinten nur noch 1.5 bar habe. Eigentlich hätte ich mehr haben sollen.
Mich beschleicht ein Verdacht. Und 15 Minuten später hab ich nur noch 1.4. Der Verdacht erhärtet sich: Ich hab mir irgendwas in den Reifen gefahren. Anhalten, nachschauen: Et voilà. Ein Metalldings mittels dessen dem Reifen sein Leben ausgehaucht wird.
Zum Glück hab ich nicht nur das übliche und notwendige Reifenflickzeug nebst Luftpatronen dabei, sondern auch einen niegelnagelneuen Mini-Kompressor, den ich schon lange auf meiner Wunschliste hatte. Der Reifen war dann schnell geflickt und es konnte weiter gehen. Zum Glück war’s trocken und die Temperatur angenehm. Die Aktion hat uns nur in der Zeit ein wenig zurück geworfen. Alles noch im Rahmen.
Schlamm
Die Strassen sind weiter gut fahrbar und machen mega Spass. Der Track führt uns kurz vor Ende noch über sowas wie Felder und getrockneten Schlamm. Wir freuen uns wie bolle, dass das Zeug trocken gut fahrbar ist. Anspruchsvoll aber keine Magic. Und dann tut sich ein Panorama auf, alleine für das hat sich der Tag schon gelohnt.
Wir geniessen den Ausblick und der Track schickt uns geradeaus ins Feld. Kurz danach mal wieder eine Schafherde. Der Schäfer erzählt uns was auf rumänisch und versucht uns mit Händen und Füssen was zu erzählen. Er symbolisiert drehende Reifen und sagt immer wieder „mole, mole“. Wir nicken freundlich und ahnen so in etwa was er meint. Wir sind ja gerade eben erst durch den getrockneten Schlamm durch.
Nur das der auf dieser Seite des Berges nicht getrocknet ist. Ich gehe 100 Meter und das Ekelzeug setzt sich nur beim Gehen schon so an den Stiefeln ab, dass ich schwere Plateauschuhe bekomme.
Wir entscheiden uns trotzdem, weiter zu fahren. Ist nur 1 km bis zur Strasse zurück.
Ganz. Doofe. Idee.
Der Schlamm setzt sich in alles rein, dass er sogar die Vorderräder blockiert. Und wenn das Vorderrad blockiert und das Hinterrad weiter schiebt passiert nichts Gutes. Es dauert nicht lange, und wir liegen.
Tja. Und für den einen Kilometer brauchen wir dann über anderthalb Stunden. Als wir fertig sind, sind wir nicht nur fertig, sondern es ist auch schon dunkel.
Wenn man drin steckt, ist es nicht lustig. Hinterher wenn’s geschafft ist, ist es ein grossartiges Gefühl.
Wir steuern also das Hotel an und versuchen vorher irgendwie unsere Stiefel soweit sauber zu bekommen dass wir im Hotel keine Dreckspur hinter uns herziehen, essen einen Happen und fallen ins Bett.
BTW: Rumänisch „mole“ heisst auf deutsch „Maulwurf“. Jetzt weiss ich das auch 😂
Kommste um die Ecke gebogen, siehst ein paar Holzhütten und dahinter eine von den rausgeputzten Kirchen in weiss und gold.
Auf eine sehr skurile Art ein krasser Gegensatz.
Holztransport
Wir fahren ausschliesslich legale Wege. Das vorausgeschickt fühlt es sich trotzdem verboten an manche Wege zu benutzen. Und wenn ein Holz-Trupp mit dem Holztransporter in ’seinem‘ Wald arbeitet und uns dabei den Weg versperrt ist das dann halt unser Problem.
Da war auch mit den Moppeds kein Vorbeikommen.
Wir stellen uns also in gebührendem Abstand dahinter und warten. Soll ja auch nicht wie gedrängelt aussehen. Erwartet hätte ich mindestens ein Kopfschütteln und einen entsetzten Blick, was wir denn hier zu suchen hätten.
Aber tatsächlich passiert: Der Mann gestikuliert uns, wir sollten was warten, lädt den aktuellen Baumstamm noch zu Ende auf, fährt die Stützen ein und steigt ins Fahrerhaus. Jetzt fährt er den LKW ein wenig vor, um uns Platz zu machen. Nur um uns dann beim Vorbeifahren auf deutsch noch „Gute Fahrt“ zu wünschen. Wir gucken irritiert, winken freundlich und ziehen von dannen.
Mein Kumpel und ich sind uns einig: Das wäre bei uns NIE so passiert. Never. Ever.
Überhaupt sind die Leute hier ausgesprochen freundlich und herzlich insgesamt. Nicht immer und nicht nur, aber auffällig oft. Ich mag’s.
Schafe, Schäfer und Hunde
Und da waren sie wieder. Die rumänischen Hunde.
Von den Hunden gibts zwei Sorgen: Die phlegmatischen und die hysterischen. Erstere kümmern sich nicht um dich, die zweite Sorte erschrickt dich zu Tode. Wenn du Pech hast, läuft sie laut bellend hinter oder neben oder vor dir her. Je nachdem wie schnell du grad bist. Und denen ist es auch vollkommen egal, ob sie dir vor die Räder laufen oder nicht.
Die hysterischen gibts dann noch in „Strassenhund“ und „Hütehund“. Hütehunde hüten hier auch Kühe – wie wir festgestellt haben. Hütehunde bellen und beissen alles weg, was dem Behüteten in die Quere kommen könnte. Und laufen dir garantiert hinterher.
Und dann ist denen das ganz egal, ob die Schäfer ihre Herde ganz gemächlich aus dem Weg treiben, damit du vorbei kannst. Sobald du dich auch nur ansatzweise in die Nähe der Herde bewegst, legen die Hunde los.
Vorzugsweise passiert das in eher technisch anspruchsvollen Wegpassagen. Da sind dann alle Fahrkünste gefragt um sich nicht selbst den Hunden zum Frass vorzuwerfen. Bei der Aktion mit der Herde oben gab’s hinter der Kurve sehr groben Schotter mit grossen Steinen in ausgefahrenen Spuren.
Da hätt’s mich fast zerlegt. Eine herzhafte Rettung in den Graben neben dem Weg und dann wieder zurück bei nächster Gelegenheit hat mich gerettet. Puh. Das war knapp. Hatte echt keinen Bock als Hundefrass zu enden.
Dann kam der Regen – aber richtig
Es hat den ganzen Tag schon geregnet. Nachmittags gings dann richtig los. Aber sowas von. So, dass wir uns zwischendurch unterstellen mussten.
Um 15:46 bekomm ich auf’s Handy eine Warnung vor heftigen Gewittern. Ohne App. Einfach so weil ich grad hier bin. Find ich ziemlich cool, dass sowas geht. Angeblich auch bei uns. Aber da brauchste die lokalen Warn-Apps, dachte ich. Zumindest hab ich noch nie eine Warnung vor Gefahren auf diese Art bekommen.
Abends landen wir dann im „Hunter VIP„. Bisher das Übernachtungs- Highlight der Tour. Super schönes Zimmer, wahnsinnig gemütlich eingerichtetes Haus, voll leckeres Essen und tolles, freundliches Personal mit denen wir uns sogar Abends noch über das Motorrad Fahren unterhalten konnten.
Überhaupt schlägt uns als Motorradfahrer hier wahnsinnig viel Freundlichkeit entgegen. Bin immer wieder überrascht.
Nach gut 80 km schöner Strassen aus dem Nichts: Hinter einem Industriegebiet ruppige Schotter-Wege in Richtung Ukrainische Grenze. Natürlich noch auf Rumänischem Gebiet. Und dann: Strasse gesperrt. Strafe von 1’000-2’000 EUR wenn man weiterfährt. Autsch.
Also knapp 55 km zurück und einen Ersatzweg finden, um wieder auf den eigentlichen Track zu kommen. Dann war’s aber schon so spät, dass wir uns entschlossen haben, eine Abkürzung zu nehmen, um zum Zielpunkt Vatra Dornei zu kommen. Die entschädigt uns mit wunderbaren Kurven und tollen Strassen.
Regen
Es geht über den Prisloppass an dem wir kurz halt machen. Eigentlich nur, um Kloster zu gucken. Die stehen hier an jeder Ecke und die sind fast ausnahmslos wunderschön herausgeputzt. Eine Augenweide.
Und dann geht die Welt unter. Meine Fresse. Wir sitzen in so etwas wie in einer Campinghütte und bleiben trocken. Zum Glück. Wären wir auf der Strasse gewesen, wär’s durch alle wasserdichten Schichten durchgegangen – wenn wir die so schnell überhaupt aus dem Gepäck raus und in die Klamotten reinbekommen hätten.
Und kurz danach, als wäre nichts gewesen, schönster Sonnenschein und weiter gehts nach Vatra Dornei wo wir uns spontan eine Unterkunft gesucht hatten. Zeit dafür war ja 🙂
681.7 km von Bruck an der Leitha, Österreich nach Ocna Șugatag, Rumänien
Heute war krass. War dann doch länger, als ich dachte. Zum Schluss dann noch 170 km über Land. Und ich wunder mich, warum ich für 170 km 3 Stunden brauchen soll. Aber da war dann halt keine Autobahn mehr. Dafür viele Orte. Und sogar eine kurze, aber dafür sehr schöne Serpentinenstrecke.
Auch wenn ich hier in Rumänien aufpassen muss wie ein Luchs. „Erwarte hinter jeder Kurve alles“. „Alles“ schliesst eindeutig ein: Gänse, Hühner, Hunde, Kühe, Pferde, inklusive derer Hinterlassenschaften, Schlaglöcher, Pferdekarren und was weiss ich was …
Nicht auf der Autobahn in Österreich tanken
Am Morgen war ich aber erstmal ein wenig irritiert. Denn die ÖAMTC App hat mich mit gleich drei Tankstellen für billigen Sprit in die Irre geführt. Also hab ich mich dann selbst auf die Suche begeben.
Fest steht: Auf österreichischen Autobahnen tanke ICH nicht. Aus Prinzip. Ich find’s ja generell unverschämt, was die da für einen Aufschlag nehmen. Aber in AT da haut’s mir den Nucki raus. Auf dem Land: 1.709. Auf der Autobahn: 2.149. Das sind satte 44 Cent Aufschlag. Pro Liter. Geht gar nicht.
Es geht dann auch recht schnell auf die Autobahn nach Ungarn. Vignette hatte ich mir schon gestern online besorgt. Ging einfach. Mal sehen, ob’s funktioniert hat. Seh ich ja nur dann, wenn keine Knolle kommt 😉
In Ungarn auf der Autobahn
Insgesamt find ich Autobahn zwar todlangweilig, aber ein paar Dinge fallen mir in Ungarn auf. Es geht sehr gesittet und partnerschaftlich zu:
Die Leute fahren rechts. Auch die LKW. Elefantenrennen hab ich fast keine gesehen. Und wenn, dann nur von Ausländern (also nicht-Ungarn)
Fährt jemand links und es kommt jemand von hinten, dann wird in den allermeisten Fällen rechtzeitig Platz gemacht. Und zwar egal ob der schnellere das Tempolimit von 130 km/h nun überschreitet oder nicht (Just in case: Ich hab mich natürlich dran gehalten)
Auf Baustellen wird gebaut. Hab mich in Deutschland letztens über die Autobahn-Baustellen gewundert, in denen keine Menschen zu sehen sind. In Ungarn ist das anders. Es gab Baustellen. Da waren Menschen zu sehn. Und die haben was gemacht. Ich tippe jetzt mal drauf, dass die auch gebaut haben. Beweisen kann ich’s natürlich nicht.
Die Parkplatz-Klos stinken nicht. Zumindest nicht so, wie ich das sonst so kenne. Keine Ahnung was die hier tun, aber es funktioniert. Könnte man sich vielleicht mal abgucken.
Rumänien
Und dann kommt die rumänische Grenze und es ist schnell vorbei mit der Autobahn. Ein wenig beängstigend ist, wie dicht die Route an der ukrainischen Grenze vorbeiführt. Fühlt sich komisch an. Ok, ich wusste das vorher und die „WARNUNG: Die Route beginnt in der Nähe der Grenze zur Ukraine, also achte bitte auf den „Grenzverkehr“ und mögliche Kontrollpunkte, überquere die Grenze nicht illegal und fahre nicht abseits der Wege und Straßen (Schotter oder Asphalt).“ vom ACT Rumänien war mir bekannt. Aber lesen und erfahren, das sind zwei Dinge.
Lichthupe vom entgegenkommenden Verkehr scheint übrigens international für „Achtung, das steht ein mobiler Blitzer in deiner Richtung“ zu sein. Sehr sympathisch.
Und Storchennester gibts hier zu hauf. Ist zum Glück immer noch so wie damals. Scheint ein Nord-Ost-Ding zu sein.
Damit der nicht fehlt, mein üblicher Rant über’s deutsche Mobilfunknetz in Form eines Lobes: 2023 Rumänien. Mobilfunknetz einwandfrei. Flächendeckend. In der Pampa auch. Deutschland, Ruhrgebiet, zwischen Marl und Haltern: Kein Netz. <Ironie>Ok. Muss man verstehen. Im Ruhrgebiet wohnt ja auch keiner.</Ironie>
Ankommen
Komme dann pünktlich zum Abendessen an. Suppe, Kartoffelpü und gebratenes Huhn. Sehr lecker. Und ich freu mich, dass sie gleich ein Kännchen Wein für zwei Personen hingestellt haben. Ein wenig wenig. Aber nun ja. Geschenkter Gaul und so.
Ich giesse uns also etwas zum Anstossen ein und verschlucke mich erstmal. Wenn du Wein erwartest, aber Horincă zwischen 52% und 62% Volt bekommst. Womit dann auch klar wäre, warum der die Farbe von in der Karaffe „ein wenig wie Wein“ nach „glasklar“ im Glas gewechselt hat. Das war unerwartet.
Und jetzt ins Bett. Morgen früh gehts gleich weiter auf den ACT. Endlich!
Fast 800 km Autobahn mit dem Mopped. Heftig. Aber tatsächlich hat mir das geholfen, nach ein paar anstrengenden Wochen runter zu kommen. Fast wie Meditation.
Wie jedes Jahr bisher gehts auf zum Transitalia Marathon. Ok. Rumänien liegt von Zürich nach Rimini nicht gerade auf dem Weg. Aber dafür der ACT Rumänien als Ziel. Ich hab meinen Kumpel lang genug genervt, dass wir den mal machen. 😉
Und was liegt näher als den ACT mit dem TM zu verbinden. Also nicht streckenmässig. Vom Fahren – abseits der Touren ist das ziemlich blödsinnig. Aber das macht nix. Mancher Blödsinn muss um der lieben Seele Friedens willen einfach sein.
Und dafür muss ich halt erstmal nach Rumänien. Morgen nochmal 600km und da treffen wir uns dann. Freu mich schon!
Uii. Schon wieder ein Jahr seit dem letzten Post 😩
Dieses Jahr bin ich wirklich noch nicht viel gefahren. Einmal nach Hechlingen zum Trial-Enduro-Kombitraining und das war’s.
Entweder war das Wetter nicht vorhanden oder ich hatte keine Zeit. Letzten Donnerstag schien mir beides gewogen zu sein. Also los!
Ausgesucht hatte ich mir ein paar kleinere Alpenpässchen, gleich hier um die Ecke. Einmal um den See rum, quasi.
Und das Higlight sollte endlich der Chatzenstrick. Nicht wegen des Passes als solcher. Aber der Name… Wobei ich ja jetzt grade bei Wikipedia nachlese und die Sache gleich schon weniger lustig ist. Aber dennoch.
Und wie so oft: Unerwartet kommt oft. Zum Einen gab’s tatsächlich ein paar ungeteerte Wege zu befahren. Und ich habe hier in CH immer das Gefühl, dass das aus irgendwelchen Gründen verboten ist, darauf zu fahren. Aber solange es sich nicht um einen Wald handelt und keine Schilder da stehen: Im Zweifel für den Schotterweg.
Und zum anderen war wohl „Journée des routes barrées“ oder „Tag der Strassensperrungen“. Vermutlich wegen des ganzen nicht vorhandenen Wetters haben sich viele Strassen auch gleich aus Trauer mit verabschiedet. Und die anderen können scheinbar halt nur im Sommer bearbeitet werden. Dumm nur dass „Strassensperre“ in den Bergen gleich heisst „grossräumig umfahren“.
Bei den Italienern in den Bergen kenn ich das ja schon, dass Bauarbeiter vollkommen tiefenentspannt sind, wenn sich Enduristen durch ihre Baustelle langsam und vorsichtig durchfahren. Aber ich war hier dann doch überrascht. Denn an einer Strassensperre kam gerade einer der Bauarbeiter raus und legte sich zu Mittag in die Sonne, während ich die Ersatzroute rausfinden wollte. Den mal einfach gefragt, ob man da mit dem Töff durch käme. Er: „Jaaaaa, jaaaaa. Miiit dem Töff schon ….“. Schönen Tag gewünscht, aufgesattelt und vorsichtig durch. Ging auch. Und gesagt hat keiner was. Der Mann hatte einen italienischen Akzent. Vielleicht deswegen.
Ansonsten muss ich mal wieder sagen: Echt hübsch hier. Kommste um die Ecke und plötzlich „Bam“ macht sich da ein Panorama auf.
Irgendwann kam ich auch über die Tüfelsbrugg am Etzel vorbei. Die ich erstmal „nur“ ganz eindrucksvoll finde. Da ich dann oft noch nachlese, bin ich jetzt mehr als einmal überrascht. Denn
20. Juli 2020 – 440.4 km Zürich – Klausen – Susten – Grimsel – Nufenen-Tremola – Gotthard – Zürich
Am Wochenende war’s warm und schön. Deswegen hab ich mich gerade nicht getraut mich auf den Töff zu schwingen weil sicher andere auch noch auf die Idee gekommen waren, der Hitze in die Berge zu entfliehen.
Daher hab ich mich spontan für Montag entschieden, da sollte nicht viel los sein.
Die Strecke war mit etwa 500 km geplant und nachdem ich dieses Jahr noch nicht so wirklich viel gefahren bin, ahnte ich schon, dass das etwas anstrengend werden könnte. Glücklicherweise bin ich ansonsten mit Joggen, Kieser und Schwimmen ganz gut in Schuss, so dass ich mir das schon zutrauen konnte. Zugegebenermassen hab ich vor dem ersten und nach dem letzten Pass ein wenig Autobahn eingebaut, sonst wär’s nicht zu machen gewesen, die Landschaft auch noch zu geniessen.
Erste Station soll der Klausenpass sein. In der Anfahrt kommt es mir manchmal so vor, als führe ich durch eine Spielzeugeisenbahn-Landschaft. Zumindest kommt mir der Gedanke wenn ich die Schienen sehe, die sich durch eine fast schon kitschig schöne Landschaft ziehen.
Den Pass bin ich vor X Jahren das letzte Mal gefahren und hatte ihn war als ganz OK aber auch nicht als „den Brüller“ im Kopf. Aber diesmal fand ich ihn ausgesprochen gut zu fahren. Guter Mix aus allem nebst ein paar langweiligen Stücken. Aber insgesamt durchaus sehr schön fahrbar. Und die ein oder andere Kehre war ja auch dabei.
Hinter dem Klausenpass
Danach Fehlentscheid bzw. Fehlprogrammierung. Als das Navi, was ich noch auf „schnellste Strecke“ stehen hatte, mich auf die Autobahn lotst, ist es schon zu spät. Die nächste Ausfahrt wird vom Urlaubsverkehr durch den Gotthard-Strassentunnel verstopft und ich stehe im Stau. Bei 30°C im Schatten – nur ohne Schatten. Zum Glück hatte ich meinen Trinkrucksack mit 3 Litern Inhalt dabei.
Das hatte ich mir anders vorgestellt. Zumal ich neben der Autobahn eine wunderbare Strasse sehe auf der nix los ist. Aber rüberhüpfen geht nicht. Zumindest sehe ich an der Route, dass diese Strasse für den Rückweg vorgesehen ist.
An der Ausfahrt zum Susten stockt es weil Polizei jeden Einzelnen prüft und scheinbar alle wieder auf die Autobahn zurück schickt, die nur den Stau umfahren wollen. Glücklicherweise sehe ich nicht so aus als würde ich den Stau nur umfahren wollen und ich werde nichtmal angehalten. Endlich wieder freie Fahrt. Und in der Tat: Ich hatte auch im weiteren Verlauf des Tages die Pässe fast für mich alleine. Hier und da ein Wohnmobil oder ein Langschaftsgeniesser aber das war’s.
Kürzlich sagte mir mal jemand, dass der Susten noch einer der lanschaftlich schönsten Pässe ist. Als ich ihn fahre erinnere ich mich wieder an den Spruch und er stimmt. Wunderbare Landschaft und ich werde auch zum Landschaftsgeniesser ?.
Die Passhöhe hat es auch in sich.
Susten Passhöhe
Kurz hinter dem Pass musste ich nochmal anhalten. Der Steingletscher, der unter sich in den Steinsee macht war einfach zu hübsch anzuschauen.
Steingletscher mit Steinsee
Allerdings bekommt man Depressionen, wenn man sich das Bild von derselben Stelle aus 2003 auf Wikipedia anschaut. Das ist heftig. Wir reden hier nicht von zig Jahren. Gerade mal 17 Jahre zwischen den Bildern und der Rückzug ist deutlich zu sehen.
Weiter zum Grimsel, der sich auch nicht lumpen lässt. So langsam komme ich wieder ins Kurvenfahren rein und fahre von Kurve zu Kurve entspannter. Erst am Stausee vorbei dessen Staumauer schon von unten mächtig imposant ist. Die Aussicht von oben ist allerdings noch imposanter.
Grimsel Stausee am Grimsel Hospiz
An der Stelle an der das Foto entstanden ist, erfahre ich dann etwas über die aktuelle Baustelle dort. Da bauen die Schweizer „einfach mal so“ ne neue Staumauer vor die alte, die nach knapp 90 Jahren nun mal langsam am Ende ist. Hab einen wunderbaren Bericht im SRF gefunden, der das ganze Bauprojekt noch imposanter macht.
Oben am Pass angekommen gibt’s – wie kann’s auch anders sein – wieder mal nen See auf der Passhöhe. Wird ja gerne genommen. So ein See oben. In dem Fall der Totesee oder Totensee, der zum einen ein Stausee ist und zum anderen so heisst, weil dort scheinbar früher mal Soldaten reingetrieben worden sind, sagt Wikipedia. Und auch hier auf fast 2’220 Meter ist schön kühl und auszuhalten.
Weiter zum Nufenen. Auch wunderbar zu fahren. Zahlt sich aus, dass ich den Montag genommen habe. Toll leer. Und oben auf knapp 2’500 m ist’s mit nur 16°C sogar fast ein wenig frisch. Gerade richtig. Hier gibt es sogar noch den ein oder anderen Schneehaufen, der sich bis in den Juli hinein gerettet hat. Verständlich wenn man bedenkt, dass es im Flachland ja nicht jeden Tag 30°C sind.
So hoch bekommt man wirklich ein wenig das Gefühl, auf alles runter zu gucken. Wobei 2’500 m ja nicht wirklich hoch ist. Aber trotzdem.
Auf der anderen Seite gehts ins Tessin, wie man unschwer erkennen kann.
Nufenen Passhöhe Sicht nach WestenNufenen Passhöhe Sicht nach Osten
Dann weiter zur letzten Station, über die Tremola, der alten Kopfsteinpflasterstrasse, die über 24 Kehren von Airolo hoch zum Pass geht und ihren Namen mit Stolz und zu recht trägt. Aber deswegen fahr ich sie ja. Mag’s ja wenn der Untergrund was zu bieten hat. Die Strasse hat sogar eine eigene Website.
Tremola – Alte Gotthard Passstrasse
Ich bin ja mit meiner GS schon relativ gut gefedert und im Stehen macht einem so eine Strasse schon dreimal nichts. Immer wieder frage ich mich, wieso man sich so eine Strasse mit dem Velo antut. Und ich rede nicht von gut gefederten Mountain-Bikes. Ich rede von Renn-Velos mit 0.0 Federung. Davon habe ich mehr als eines gesehen und zwar rauf sowohl als runter. Autsch! Also mal ne ordentliche Dosis Respekt dafür.
Die Aussicht oben ist auch recht akzeptabel. Und hat der Pass hat natürlich den obligatorischem See, den „Lago della Piazza“.
Alte St. Gotthard Passhöhe
Auf der anderen Seite gehts über die neue Gotthard-Strasse wieder runter da der Rest der Tremola wegen Bauarbeiten gesperrt ist. Und dann eben nicht direkt auf die Autobahn sondern noch ein Stück auf der Strasse, auf die ich auf dem Hinweg schon ein Auge geworfen hat. Die lohnt sich und ist ein wunderbarer Abschluss. Trotzdem nehme ich dann die nächste Autobahnauffahrt da das Sitzen nach 7 Stunden reiner Fahrtzeit doch so langsam mühselig wird.
Auf dem Rückweg wieder was gelernt: In Uri ist der Sprit verhältnismässig teuer. Teils 17 Rappen teurer pro Liter als ich das am Vormittag im Kanton Glarus gesehen habe. Da musste ich aber noch nicht tanken. Zum Glück reichts bis Zürich wo ich an der Tankstelle Binz, in der Binzstrasse 1, 8045 Zürich noch günstiger als in Glarus tanke. Die Tanke ist mein Geheimtipp.
Um acht bin ich kaputt aber glücklich nach 440 km, 8 Stunden Fahrtzeit, 5 Pässen und jeder Menge toller Erlebnissen wieder daheim.