Motorrad-Reisen und -Touren

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Tag 93 – Wäsche waschen

4. Oktober – 117 km von Marl nach Troisdorf

So wie es ausschaut, hat meine Kondition zwar in den letzten paar Monaten gelitten aber zumindest habe ich keinen Muskelkater vom Fahrrad fahren gestern.

Heute ging’s weiter motorisiert zu den Eltern nach Troisdorf. Neben dem Besuch der Familie und alten Freunden steht in Troisdorf auch mal die grosse Grundreinigung an. Einmal alles ordentlich durchwaschen, säubern, kleinere Reparaturen durchführen und wieder abfahrbereit machen. Rei in der Tube ist für mal zwischendurch schon ganz ok. Aber nach ein paar Monaten tut’s das auch nicht mehr. Da muss dann eine richtige Maschine her.

Rupert Neudeck, der Mitgründer der Organisation Cap Anamur lebte übrigens hier in Troisdorf. Das wusste ich auch schon vor dem Nachschlagen in Wikipedia. Ein Tipp für lange Abende: Mal die eigene Heimatstadt in Wikipedia nachschlagen. Erstaunlich, wie viele Leute man da wiederfindet. Bei einigen Namen, mir noch bekannt aus meiner Schulzeit, hab ich echt grosse Augen bekommen. Ach der macht jetzt das?

Irgendwann muss die Stadt auch mal den Slogan geändert haben. Früher hiess es Die Industriestadt im Grünen. Heute heisst es Eine Familien-Angelegenheit. Ich gebe zu, dass mir beide Slogans nicht sonderlich gefallen.

Tag 92 – Biken

3. Oktober – 0 km mit dem Mopped

Heute mal das motorisierte Zweirad gegen das muskelbetriebene eingetauscht und festgestellt, dass ich ganz schön lange nicht mehr Fahrrad gefahren bin. Aber sowas verlernt man ja nicht. Allerdings signalisiert mir mein Hintern auf den letzen paar Kilometern sehr deutlich, dass es jetzt genug ist.

Der Weg führte zur Halde Haniel in Bottrop, die mit 159 Metern eine der höchsten Halden des Ruhrgebiets ist und einen famosen 360° Ausblick bietet. Wenn man da oben steht, wird einem erstmal deutlich wie viel Erde und Stein da aus dem Boden geholt wurde, um eine einzige Zeche zu graben.

Am höchsten Punkt befindet sich die Kunstinstallation Totems aus über einhundert Eisenbahnschwellen. Direkt unterhalb das Amphitheater.

Tag 90 – Versumpft

1. Oktober – 125 km von Bonn nach Marl

Ein wenig meschugge muss man schon sein, um von Bonn nach Marl zu fahren, um dann mit dem Zug wieder nach Köln zu fahren. Aber die paar Kilometer machen den Kohl jetzt auch nicht mehr fett. Eigentlich muss man schon meschugge sein, um überhaupt so ne Tour zu machen. Aber so bin ich halt. Normal kann jeder.

Abends dann in Köln ordentlich versumpft. Nicht ohne noch ein nächtliches Bild vom Dom zu machen. Der macht mir ja jedesmal eine Freude, wenn ich ihn sehe. Und das obwohl ich mit Kirche sonst recht wenig am Hut habe. Fühlt sich jedesmal ein wenig wie zu Hause an. Schliesslich habe ich fast 30 Jahre lang quasi nebenan gewohnt.

Kölner Dom bei Nacht

Tag 89 – Kinotag

30. September – 0 km mit dem Mopped

Heute war fahrfrei. Den ganzen Tag lang rumgegammelt und dank schnellem Netz die Reise-IT mal auf den aktuellsten Softwarestand gebracht.

Abends ins Kino zu Star Trek Beyond. Mein Fazit: Gute Unterhaltung auf der Leinwand, etwas schwache Story. Fühlte sich hier und da an wie ’schon mal gesehen‘.

Dafür gab’s eine Extra-Einlage des Vollblut-Treckies eine Reihe vor uns. Der kannte sich in der Technik der NCC-1701 sehr gut aus und kommentierte vermeintliche Fehler lautstark. Irgendwann war’s ihm scheinbar zu viel und er verzog sich aus dem Kinosaal. Oder sein Bier war alle. Das konnte man nicht so richtig festsstellen. Danach war dafür Ruhe.

Nach dem Kino gabs noch einen wunderbaren Abendhimmel mit Fernsehturm.

Kölner Mediapark mit Fernsehturm

Tag 88 – Taron

29. September – 0 km mit dem Mopped

TaronHeute war Taron-Tag im Phantasialand in Brühl.

Taron ist der neue Multi-Launch-Coaster im Phantasialand, der in zwei Phasen per Katapult bis auf Maximalgeschwindigkeit beschleunigt wird. Das Ganze eingebettet in die Themenwelt Klugheim, die mit extrem viel Liebe zum Detail gestaltet ist. Das zieht sich durch bis in die Restaurants und sogar Toiletten. Beim Bewundern der Themenwelt bin ich auch glatt über einen Stein gestolpert und hab mir den Arm aufgeschürft. Fühlt sich ein wenig an, als wäre ich wieder 6. Zumindest habe ich schon echt lange keine Schürfwunden vom Hinfallen mehr gehabt.

Ich schätze über den Tag verteilt waren das neben den Fahrten in anderen Attraktionen bestimmt 10 – 12 Fahrten mit Taron an verschiedenen Positionen im Zug zum Ausprobieren. Meine Lieblingsstelle der zweite Launch, hinten sitzend. Man fühlt sich ein wenig wie beim Start eines Star Wars X-Wing Fighters und die Beschleunigung ist einfach unglaublich.

Die beiden Youtube Videos zeigen das ganz gut. Allerdings ist die Fahrt viel weniger ruckelig, als man das nach den Videos glauben könnte. Einfach nur entspannen und in die Kurven legen, dann geht das ganz einfach und ist ein Riesenspass. Daumen hoch und absolut eine Empfehlung.

 

 

Tag 87 – Ballungsraum

28. September – 127.3 km von Duisburg nach Bonn

Krimskramsladen in DuisburgKrimskramsladen in DuisburgDuisburg hat Geschäfte, bei denen ich mich ernsthaft frage: Wer kauft darin ein und was wird da gekauft? Ich habe selten bisher eine derart dichte Sammlung hässlicher Gegenstände gesehen die zum Verkauf standen. Geschmack ist ja nun bekanntlicherweise Geschmackssache, aber beim vorbei Gehen an den beiden Schaufenstern befällt mich grenzenloses Staunen, um nicht zu sagen: Grauen. Die Wikipedia-Erklärung dazu trifft mein Empfinden ziemlich auf den Punkt.

Zum Ruhrgebiet-Abschluss noch ins Gasometer nach Oberhausen. Da gibt’s derzeit eine Ausstellung Wunder der Natur. In den unteren beiden Etagen im Grunde genommen ’nur‘ hochaufgelöste grosse Fotografien aus der Natur. Aber was für welche.

Feuchtigkeitsverteilung auf der Erde in der Ausstellung Wunder der NaturIn Etage 3 ist im 100 Meter hohen Gasometer eine Kugel mit 20 Metern Durchmesser aufgehängt, auf die Satellitenbilder der Erde projiziert werden. Unter der Kugel kann man sich auf Sitzkissen einsinken lassen und in ansonsten völliger Dunkelheit die Schönheit der Erde bewundern. Gezeigt wird in bewegten Bildern die in intensivem blau eingefärbte Feuchtigkeitsverteilung sowie auch Echtfarbaufnahmen von Tag und Nacht.

Einfach nur beeindruckend. Genau so beeindruckend wie die Fahrt mit dem Glasaufzug an der Erde vorbei auf’s Dach des Gasometers. Die Aussicht ist nicht von schlechten Eltern. Von hier oben sieht alles ziemlich nach Spielzeugeisenbahn aus.

Auf dem Dach des GasometersDie Fahrt von Duisburg nach Bonn war ‚interessant‘ insofern, als dass ich schon sehr lange nicht mehr so viele Fahrzeuge auf so engem Raum gesehen habe. Die meisten stehend. Da bekommt der Begriff Ballungsraum gleich nochmal eine besondere Bedeutung. Dieser Verkehr war sehr geballt.

Abends zum Phantasialend zur Fantissima-Show inklusive exzellentem Dinner. Länger schon nicht so gut gegessen. Die Show war ebenso hervorragend. Erstaunlich, was Menschen mit ihren Körpern so anstellen können. Manche bräuchten sicherlich im Flugzeug keinen Sitzplatz sondern könnten sich als Gepäck verschicken, so wie die sich verknoten können. Neben beeindruckender Artistik wurde auch Gesang in Gänsehautqualität geboten. Die Kostüme und das Bühnenbild runden die ganze Sache ab.

Alles am Tag — bis auf den Stau — definitiv empfehlenswert zum Nachahmen.

Tag 86 – Stahl

27. September – 0 km mit dem Mopped

Heute wieder fahrfrei, dafür besichtigungsreich. Bei strahlendem Sonnenschein erst im Innenhafen Duisburg einstimmen und ein wenig flanieren gehen.

Danach Besichtigung des Thyssen-Krupp Stahlwerks. Das hat mich in vielerlei Hinsicht beeindruckt. Die stellen da tatsächlich rund 2’500 Stahlsorten her, produzieren auch fertige Bauteile z.B. für die Automobilindustrie und das Gelände ist gross. So richtig gross. Zum Grössenvergleich: Es ist fünf mal so gross wie Monaco, hat einen eigenen Hafen zum Endladen von Kohle und Erzen von den Schubschiff-Verbänden, die aus Rotterdam eintreffen. Das Strassennetz dort hat eine Länge die von Essen bis Köln reichen und die Gleise könnten Essen und Hamburg verbinden. 4 Hochöfen produzieren jeden Tag 30’000 Tonnen Roheisen und im Jahr werden rund 12’000’000 Tonnen Stahl produziert.

Ich hatte zwar nicht das Glück, einen Hochofen im Betrieb zu sehen, dafür die ersten beiden Stufen der Stahlherstellung. Es ist wirklich beeindruckend, einen ‚Eimer‘ mit flüssigem Metall in Aktion zu sehen wenn 200 Tonnen Roheisen wie Wasser umgegossen werden. Zum Vergleich: Der ‚Eimer‘ nebst Inhalt wiegt ca. so viel wie ein A380.

Es waren zwar endlos tolle Fotomotive zu sehen, leider aber auch Fotografierverbot. Mein Highlight wäre gewesen, ein Foto der Öffnung des Torpedofannenwagens zu machen, in den ich von oben reingucken konnte. Man konnte die noch glühende, feuerfeste Ausmauerung sehen.

Aber sei’s drum. Im Landschaftspark Nord gabs das Ganze anschliessend in stillgelegt mit nicht weniger interessanten Perspektiven und Aussichten.

 

 

Tag 85 – Duisburg

26. September – 234.4 km von Ijmuiden nach Duisburg

Ein Nachteil wenn man alleine unterwegs ist: Mehr oder minder häufig wird einem beim Nachschlag holen der Früshtückstisch geklaut, wenn man nicht irgendwas hinlegt, was ‚besetzt‘ signalisiert. Nun bin ich nicht der typisch deutsche Handtuchwerfer der signalisiert, dass der Tisch meins ist. Ich glaube ja, es reicht, wenn man wie ansonsten üblich auf 5 Uhr legt und den Tisch einigermassen sauber hinterlässt,  um zu signalisieren dass man fertig ist. Ist beides nicht der Fall, ist man eben nicht fertig. Vielleicht mein Fehler, dass das für mich so selbstverständlich ist.

Von der Fähre runter führt mich das Navi durch Amsterdam, direkt am Hauptbahnhof vorbei. Erstmal bin ich davon nicht so begeistert, aber da ich schon mitten drin bin, als ichs merke, muss ich durch. Amsterdam überrascht mich durch gekonnte Kombination von alter und neuer Architektur, tolle Grachteneinblicke und den trotz der vielen Ampeln einigermassen fliessenden Verkehr. Leider fliesst der Verkehr so gut, dass ich es nicht schaffe anzuhalten, um ein paar Fotos zu machen.

Die Niederlande ansonsten sind im Süden des Landes ordentlich besiedelt und ein Dorf folgt dem nächsten. Das ist mit entsprechendem Verkehr verbunden und es dauert eine Weile, bis ich mich jeweils an den Autoschlangen bis zum LKW vorne vorgearbeitet habe und endlich vorbei bin.

Als ich wieder nach Deutschland reinfahre, stelle ich mal wieder fast, dass die Kombination von erlaubter Geschwindigkeit, Strassenqualität, fahrbare Geschwindigkeit und Verkehrstoten pro Million Einwohner ziemlich einmalig ist. So etwas gibts sonst nicht und ich freue mich drüber, dass das Fahren auf guten Strassen bei angenehmer Geschwindigkeit Spass macht.

Tag 84 – Kleine Strassen

25. September – 192 km von Edinburgh nach Newcastle

Hier wohnt Harry PotterDie rufen Preise auf, für Übernachtungen in Edinburgh, die sind nicht von schlechten Eltern. Da ist man gerne mal mit 100 Pfund für die Übernachtung dabei. Von daher hatte ich mit einem 55 Pfund B&B richtig Glück und auch nicht viel erwartet. Aber da sieht man mal wieder. Es geht auch günstig und gut. Ausser, dass es eine halbe Stunde in die Stadt zu laufen war gabs überhaupt nichts zu meckern. Obwohl ich ja glaube, dass die Harry Potter unter der Treppe versteckt halten.

Zum FrFull Scottish in Edinburghühstück wieder Full Scottish. Mit Kaffee. Aber diesmal ohne Black Pudding. Zum Glück.

Erstmal tanken und Wasser kaufen und so die letzten Pfund, Shilling und Pence auf den Kopf hauen. Wieder geschafft. Kein Britisches Geld mehr.

Fun-Fact: Die Schottischen Banken drucken ihr eigenes Geld. Die Schotten nehmen zwar englische Pfund, aber das schottische Monopoly-Geld nimmt ausser den Schotten keiner. Das wird man auch ausserhalb Grossbritanniens bei keiner Bank los.

Da ich heute Zeit hab, lasse ich das Navi die Strecke aussuchen und stelle auf ‚kurvenreiche Strassen‘. Und bin mal wieder begeistert, was es so ausgräbt. Es schickt mich durch kleine Strassen, schöne Dörfer und Städtchen und beschert mir einen wunderbaren Abschied von der Insel.

Englische ReihenhäuserAnsonsten verabschiedet mich Grossbritannien mit allem was es hat: Sturm, Sonne und Regen. Das Wetter ist hier sehr lokal. Das wird alles mehrfach im Wechsel auf ein paar Kilometern geboten. Dann gibts noch massig Schaafe auf grünen Wiesen, tolle Kurven und Schnarcher auf Landstrassen, für die es zig Kilometer braucht, bis man an der Schlange vorbei ist.

Einmal beim Linksabbiegen wärs fast passiert. Das Vorderrad rutscht auf Geröll weg und die Maschine schmeisst mich fast ab. Aber scheinbar haben die mittlerweile fast 18’000 meine Reaktionsfähigkeit gut genug geschult, so dass ich sie wieder aufgefangen bekomme. Hinterher wundere ich mich mehr darüber als über’s Wegrutschen. Gefühlt lag ich schon auf der Strasse. Nochmal Glück gehabt.

Auch für die Abfahrt mit dem Schiff greift man in die Vollen für mich. Viele klasse Fotomotive werfen sich bei tief stehender Sonne im Rücken vor die Linse.

Die 4er Kabine für mich alleine ist auch nicht so schlecht. Zwar auf Deck 2, also 2 Decks unter den Autos und damit ganz tief im Bauch des Schiffes, aber dafür schön ruhig. Sicherheitshalber habe ich mir beim Beziehen schonmal angeguckt, wie ich da im Notfall wieder rauskomme — falls nötig.