17. Juli – 259.5 km von Sisak nach Bošnjaci
Der Tag beginnt mit ohne Frühstück. Hatte einen Voucher bekommen, den ich in einem benachbarten Restaurant einlösen sollte. Um 9 hingegangen. Nachdem ich den Gutschein abgegeben habe, fragt mich der Kellner ob ich auch etwas trinken wollen würde. Die Form der Frage wundert mich schon ein wenig, aber ich sage: Ja gern, einen Kaffee mit Milch. Der kommt auch prompt. Zusammen mit der Rechnung über 8 KUN (ca. 1.15 CHF). Ich wundere mich schon ein wenig mehr. Kurz darauf kommt er wieder und sagt, dass „the kitchen is not working until in two hours“. Aaah ja. Welchen Teil von „Frühstück“ versteht er nicht? Andere Länder, andere Sitten :). Also ab weiter gen Osten.
Bei Orljavac ist die Strasse plötzlich gesperrt. Es riecht wieder nach grossräumiger Umfahrung. Aber da aus der gesperrten Strasse ein Auto rauskommt, kann es nicht so schlimm sein. Ich taste mich also langsam vor und siehe da: Es geht. Scheinbar war die Senke hinter dem Schild vor ein paar Tagen überflutet und die haben nur die Schilder noch nicht weggeräumt. Die Gegend hats überhaupt übel erwischt. Flüsse sind eindeutig zu voll und zu braun, viele Bäume umgeweht. Es scheint, „mein“ Sturm ist da auch durch.
Ansonsten ein neues Wetterphänomen: Ich hab die Sonne gesehen. Zumindest kurz. Und den ganzen Tag kein Regen. Die Seehund-Socken haben vielleicht doch geholfen.
Der Osten von Kroatien scheint die Kornkammer des Landes zu sein. Nachdem die Bebauung weniger wird, kommen Felder. Felder und nochmal Felder. Manchmal auch mit interessanten Gestalten drauf.
Das mit den Balkonen verfolgt mich. Ich schätze mal, die Hälfte der Balkone hat keine Geländer. Üblicherweise meist Häuser, die im halbfertig-Zustand sind. Aber heute auch mal sehr fertig und bewohnt aussehende Häuser. Beim Fotografieren der beiden Häuser wurde ich interessiert vom Opa im Hintergrund beobachtet. Beim Vorbeifahren hatte ich ihm schon zugewunken. Irgendwie gefällt mir das. Als Motorradfahrer fällst du richtig auf und die Leute gucken interessiert und winken auch manchmal. Also hab ich mir das winken auch angewöhnt.
Überhaupt: Habe mal wirklich die 40 in einer „gefährlichen“ Kurve ausprobiert. Das Motorrad neigt sich kaum. Nach drei Tagen in Kroatien und ganzen zwei Polizisten, die ich gesehen habe, werde ich jetzt mutiger. Die Geschwindigkeitsbegrenzungen nehme ich nicht mehr ganz so ernst. Also ignoriere ich die „gefährlichen Kurven Geschwindigkeitsbegrenzungen“ sofern ich die Kurve gut einsehen kann. Und siehe da: Wie ich sagte: 60 – 80 ist überhaupt kein Problem. Sogar im Stehen nicht. Das macht die Fahrt über endlose 50er Zonen wenigstens eingermassen interessant.
Ich habe heute nochmal kurz vor der serbischen Grenze in Kroatien haltgemacht. Nachdem ich gestern noch die weiteren Reisehinweise gelesen habe, möchte ich mir Zeit für die Grenze lassen und auch so schnell wie möglich durch Serbien durch. Vielleicht sogar auch Autobahn. Hier ein Auszug der Reisehinweise des EDA:
Minengefahr besteht noch in einigen Gebieten: Südserbien (Region Presevo, Bujanovac und Medvedja), im südlichsten Teil der Grenze zu Kroatien. Die Minenfelder sind in der Regel gekennzeichnet. Als Folge der schweren Überschwemmungen vom Mai 2014, die zahlreiche Erdrutsche ausgelöst haben, wurden vermutlich aber auch Minen hochgespült und aus ehemals markierten Zonen fortgetragen.
Das gefällt mir nicht. Denn durch Preševo bzw. Bujanovac muss ich durch, wenn ich nach Mazedonien will. Da scheint die Auobahn der sichere Weg. Mit Landminen habe ich keine Erfahrung — und möchte auch keine damit machen.
Nachtrag: Ich hätte den Post erst wie üblich nach dem Essen schreiben sollen ;). Was mir auffällt: Je weiter von den touristischen Zentren man weggkommt, desto herzlicher und natürlicher werden die Leute. Die Winkerei ist nur ein Teil davon. Sowas, zum Beispiel käme ja bei uns nie vor: Stiefel ich eben beim Abladen in voller Montur durch vom Tag übrig gebliebene feiernde Familie(n), werd ich erstmal auf nen Schnaps eingeladen und schaffe es tatsächlich mit Händen, Füssen, ein paar Brocken Deutsch und Englisch so etwas wie eine Konversation auf die Beine zu bekommen. War natürlich skeptisch und dachte schon irgendwie da war was drin im Schnaps. War aber nicht. Die wollten mich einfach nur auf nen Schnaps einladen. Später frage ich dann den Barkeeper/Kellner der den Laden heute hier wirft und mir schon beim Abladen geholfen hat nach etwas lokalem Gemixten zum Essen. Bekam ich auch. Scheinbar wohl alles was es gab. Den Teller für den kleinen Hunger links. Da hatte ich schon echt zu kämpfen. Zwischendurch ein Schwätzchen mit dem Mann und schwupps, kommt der noch mit traditionellem Käsekuchen aufs Haus um die Ecke. Sehr lecker. Aber ich hab nur die Hälfte geschafft. Ging beim besten Willen nicht mehr rein. Diese Erfahrungen sind es unter anderem, weswegen ich diese Reise mache. Loving it.