225.4 km von Skopje nach Sofia
Morgens im Hotel das Frühstück war durchaus OK. Hab schon besser gefrühstückt, aber mit Sicherheit noch nicht mit so interessantem Angeboten. Und das war keine Kaschemme sondern schon etwas gehobeneres. Das kann man sich in Mazedonien ganz gut leisten mal für eine Nacht. Andere Länder, andere Sitten.
Ich glaube ja, dass die in Mazedonien bei der Fahrausbildung einen Sonderkurs machen müssen. Wir haben Theorie und Praxis, die haben Theorie, Praxis und kreatives Fahren. Auf dem Land fährt jeder nur auf Teufel komm raus. Aber in Dorf- und Stadtkernen gehts zu wie auf einem orientalischen Basar. Nur eben mit Kraftfahrzeugen: Alles geht durcheinander. Da kommt man als gesitteter, in der Schweiz wohnender Deutscher erstmal nicht mit klar. Ich hab dann flugs in der ersten Stadt nen Schnellkurs in kreativem Fahren gebucht. Und siehe da: Geht doch. Und schon regt man sich über gar nichts mehr auf. Gehupt wird übrigens nur, wenn es nicht schnell genug vorwärts geht. Bei Gefahrensituationen ist hupen überflüssig. Da könnte man sich ja auch dran halten mit Hupen.
Mazedonien ist ein sehr erstaunliches Land. Innerhalb von ein paar Kilometern in Richtung Osten geht die mehr oder weniger steppenartige Landschaft in grüne Wälder und Berge über. Und ich habe jetzt auch so eine Idee, woher die Flagge kommt. Noch ein Nachtrags-Foto von gestern oben. Und Situationen wie diese gabs zu Hauf. Ich habs sogar noch geschafft, eine landestypische Oma und nen Meistar Adebar vor die Linse zu bekommen.
Im Übrigen kann ich nur positives Berichten: Überwiegend freundlich, von all den Horrorszenarien war nichts zu spüren und oft wenn ich am Strassenrand halte, um mal wieder einen spontanen Fotostop einzulegen fragen mich die vorbeikommenden Leute, egal ob mit oder ohne KFZ, ob sie mir helfen können.
Heute ist Tag 17 von 150. Und so langsam, nach zweieinhalb Wochen und knapp über 3´000 Kilometern fühlt sich der Alltag weit weg an. Das Hirn schaltet langsam von Arbeits- auf Entdeckermodus um. Ich bin froh, dass die Reise eigentlich erst beginnt und knapp mal 12% der verfügbaren Tage „aufgebraucht“ sind.
Der Grenzübertritt nach Bulgarien war dann erstaunlich schmerzfrei. Vier Stopps: Raus aus Mazedonien, rein nach Bulgarien und einmal einen für den Zoll. Und noch einen Extra-Stop für ein Foto.
Interessanterweise wollten sie zwar meine Fahrzeugpapiere, aber nie die grüne Karte sehen. Und das obwohl sie eigentlich obligatorisch ist. Glück gehabt. Ich hoffe mal, das bleibt in Rumänien so, dann hab ich’s geschafft mich ohne bzw. mit dem abgelaufenem Ding durchzumogeln. Die Vignette ist übrigens in Bulgarien, entgegen dem was im Internet so steht, nicht für Motorräder obligatorisch. Ich hab an der Grenze gefragt.
Dass die Bulgaren scheinbar sehr stolz darauf sind, zur EU zu gehören, merkt man an jeder Ecke. Fahnen fast immer im Duo und sogar im Touristenführer bekommt das Thema einen extra Absatz gewidmet. Übrigens: Fun-Fact: Die Bulgaren haben Kyrillisch erfunden. Nicht etwa die Russen, wie ich immer dachte.
Gleich nach der Grenze steigt dann auch die Pferdefuhrwerks-Dichte. Man hält das ja irgendwie doch für ein Gerücht, das mit den Pferdefuhrwerken. Aber es gibt sie. Heute alleine ausserhalb von Sofia schon zwei gesichtet. Und nach den Spuren auf der Strasse nach zu urteilen gibts da noch jede Menge mehr.
Apropos Sofia. Ich wollte ja eigentlich einen grossen Bogen drumrum machen. Der Bogen, der da möglich war, wäre aber so klein, dass ich dann doch beschlossen habe, rein zu fahren. Und wenn schon rein, dann richtig ins Zentrum. Jetzt bin ich quasi direkt neben dem Gebäude des Minsterrats. Den dort stationierten Polizisten fiel ich natürlich mal wieder auf und sie stoppten mich. Und sie fragten das Übliche: Wohin ich wolle, woher ich käme. Bei „Schweiz“ fing er gleich an, mir sein Wissen über Schweizer Schokolade („Milka“) mitzuteilen. Ich hab dann nichts gesagt und freundlich genickt.
Da ich schon gleich vor dem Hotel gestoppt wurde, zeigte er mir frendlicherweise auch grade wo ich auf dem Bürgersteig parkieren soll: Direkt vor dem Häuschen des Verkehrspolizisten und in Blickweite des Standes seiner Wache. Jetzt wird mein Mopped also durch die Wachpolizisten des Bulgarischen Ministerrats bewacht. Auch nicht schlecht. Dafür darf ich allerdings das Fenster nicht aufmachen.
Abends vom Hotel noch eine Empfehlung für ein Restaurant mit bulgarischer Küche geben lassen. Hat sich gelohnt. Auch mal wieder nen Roten getrunken dazu. Und ich muss sagen, dass ich bulgarische Weine bisher vollkommen unterschätzt hatte.
Hier noch ein paar Bilder von meinem Weg zum Restaurant. Gleich vor dem/den Regierungsgebäuden haben sie beim Strassenbau Ausgrabungen gemacht und ziemlich gut hergerichtet. Begehbar und zusätzlich mit Glaskuppeln überdacht. Sieht echt schick aus.
Die Dame ganz unten ist die Heilige Sofia. Die scheinbar der Stadt Ihren Namen gegeben hat, aber dann doch ir.