24. Juli – 384.7 km von Jurilovka nach Brasov
Meine beiden Gastgeber (nochmal ganz, ganz grosses Lob) haben mir für die Tourplanung durch Rumänien geholfen und mir tolle Tipps gegeben. So bin ich heute ein wenig mehr gefahren, als geplant. Wie so oft auf dieser Tour: Erstens kommt es anders, und zweitens als man denkt. Wobei über 7 Stunden im Sattel schon anstrengend sind. Noch 😉
Heute Morgen kurz vor der Abfahrt ist mir aufgefallen, dass die Pferdekarren hier Nummernschilder haben. Sicher sinnvoll bei Geschwindigkeitsübertretungen. Muss ja alles seine Ordnung haben. Oder für den Fall, dass jemand ein auf einem 3 m hoch geschichteten Heuballenhaufen auf dem Pferdekarren sitzt, und nicht angeschnallt und mit dem Smartphone spielend das Pferd lenkt. Leider war ich zu langsam, um ein Foto davon zu machen. Aber an der Situation war aus meiner Sicht so einiges ungewöhnlich.
Und apropos Pferdekarren: Es ist ja nur konsqeuent, dass die Pferde hier oft an der Strasse im Vorgarten angeleint stehen und grasen. Ein wenig wie bei Pipi Langstrumpf. Wo sollten sie auch sonst hin? So kann man sich auch den Rasenmäher sparen. Und ich habs auch endlich geschafft, mal ein Bild von einem „Für Pferdekarren Einfahrt verboten“-Schild zu machen.
Auf dem Weg nach Brasov, hab ich auch mal eine Flussfähre benutzt. War das ein Schauspiel, einen Reisebus und ca. 30-40 PKW auf diese Fähre zu bekommen. Erstmal dauerte es gefühlte Ewigkeiten bis das Ding leer war. Dann musste man an die Fähre ranfahren, an einem Kassenhäuschen die Fahrt bezahlen, fast wie an der Mautstation. Weiter fahren durfte man aber erst, wenn man auch den Kassenbeleg in der Hand hielt. Anschliessend wurde man von einem resuluten älteren Herrn an seinen Platz gewiesen. Soweit so gut. Hätte auch gut und flüssig funktioniert, wenn das Rangieren nicht wäre. Hossa. Was haben die da veranstaltet. Nicht wenige brauchten mehr als einen Anlauf um den PKW in angemessenem knappen Abstand zum Nachbarfahrzeug zu bekommen.
Früher hiess es immer, wenn irgendwas weit weg ist, das ist ja echt in den Karpaten. Und jetzt sind die Karpaten gar nicht mehr weit weg. Ich bin mitten drin. Und sogar durch die Walachei bin ich gefahren. Laut Wiktionary ein Synonym für „abglegene, zivilisationsarme Gegend“. Stimmt. Nix los da. Plattes Land. Und zieht ganz schön. Hätte mich ein paar Mal fast vom Mopped geweht. Nicht mal Bäume oder sonstwie Schatten da, um mal ein Notiz oder Trink-Päuschen zu machen. Nur Felder, Felder und nochmal Felder. Und hier und da ein paar Pferdeäpfel auf der Strasse. Und – ich trau meinen Augen nicht: Ein paar Ölförderpumpen.
Auf dem Weg hab ich dann in der Walachei eine Strasse gefunden, da konnte ich einfach nicht dran vorbei fahren. Richtig grobe Kiesel. Toll!
Je mehr es Richtung Brasov ging, desto hügeliger wurde es. Sind quasi Vorkarparten. Und auch scheinbar war hier mehr Geld. Die Städte wirkten reicher, die Strassenränder ordentlicher, die Häuser gepflegter. Und hier und da guckt da eine Kirche raus, die einen staunen lässt.
Eigentlich wollte ich ja der Empfehlung folgen, und erst nach Brasov zum Übernachten anhalten. Aber das wäre ja dann noch länger und ich habe beschlossen, dass Brasov für heute reicht.
Das Restaurant, in dem ich eigentlich essen wollte, war durch Hochzeit ausgebucht. Also musste ich doch durch Brasov laufen, mir etwas anderes zum Essen suchen. Und da sieht man mal wieder: Man weiss nie, wofür es gut ist. Hat sich nämlich gelohnt. Die Stadt wirkt auf den Fotos ein wenig wie Freizeitpark. Und fühlt sich sogar ein bisschen so an.