3. August – 193.1 km von Budapest nach Silač
Heute gabs mal ein wenig Kultur. Dafür ging’s in die slowakischen Karpaten nach Hronsek zur Besichtigung einer Artikularkirche.
Die Abfahrt aus Budapest gestaltete sich recht ereignislos wenn man mal davon absieht, dass ich erst an der Tankstelle gemerkt hab, dass die slowakische Karte auf dem iPhone Navi noch fehlt und das Ding partout WLAN für den Download haben will. Also nochmal kurz zurück ins Hotel und sicherheitshalber neben der Slowakei auch gleich die Tschechische Republik geladen. Die Karten.
An dieser Stelle Reminder an mich selbst: Länderübertritts-Liste vor Abfahrt prüfen. Nicht erst danach.
Kurz vor der Grenze dann noch die letzten 1’000er loswerden. Tanken hat nicht gereicht, also noch zu nem Penny rein, den es hier auch gibt. Immer mit dem Taschenrechner mitgerechnet, damit’s an der Kasse auch schön aufgeht. Ich habe selten so Probleme gehabt, knappe 10 € loszuwerden. Meine Beute:
- 4 Liter Wasser
- 3 Päckchen Asia-Nudelsuppe unbekannter Geschmacksrichtungen
- 1 Päckchen Trocken-Gulaschsuppe
- 1 Päckchen Trocken-Carbonara
- 5 Brötchen
- 1 ungarischer Käase
- 1 Päckchen Erdnüsse, 500g
- 1 Flasche OFF Anti-Mücken-Spray
- 12 Müsli-, Schoko- etc-Riegel unterschiedlichster Machart
- 1 Streichkäse mit Salami
Soweit so gut. Aber dann musste das ja noch alles aufs Mopped. Wer mich kennt, weiss, dass ich gut packen kann. Was nicht passt, wird passend gemacht. Ging also.
Dann Grenze zur Slowakei. Nachdem ich jetzt in den vergangenen Wochen diverse Stunden vor Grenzen zugebracht habe, fand ich das tatsächlich wieder ungewöhnlich und entspannend, dass ich einfach so durchfahren konnte. Schengen sei Dank. Keine Grenzwächter, keine Sorgen, dass dann doch noch irgendwelche Papiere fehlen. Einfach durch. Und Euro gibts in der Slowakei auch. Womit sich dann auch mal endlich mein „Wo bekomme ich nach der Grenze bloss möglichst bald lokales Geld her“-Problem gelöst hat. Willkommen zurück in Europa.
Zur Mittagspause dann an einer ruhigen Strasse halt gemacht und mit meiner Beute vollgefuttert. Kam mir so ein bisschen vor wie ein Eichhörnchen, dass sich zurück zieht, damit ihm die anderen nichts wegfressen. Das Mopped ist übrigens immer noch sackdreckig. Sieht auf dem Bild nur so sauber aus. Alles Perspektive.
Die Holzkirche von Hronsek ist tatsächlich spannend. Mittlerweile sogar UNESCO Weltkulturerbe. Gebaut 1725-26. Das war damals so ein „Katholiken schikanieren Protestanten“-Ding. Die Kirche musste ausserhalb des Ortes, ausschliesslich aus Holz also ohne Metallnägel, ohne Turm, innerhalb eines Jahres und ohne direkten Zugang zur Strasse errichtet werden. Tja. Da sieht man mal, man weiss nie wofür es gut ist. Das Ding steht heute noch. Und Römer mit einer alten topgepflegten GS waren sogar auch da mit denen ich ein Schwätzchen halten konnte. So langsam treff ich tatsächlich auch mal wieder Moppedfahrer.
Wenn ich mir die Bilder von heute aus der Slowakei so anschaue, sieht das doch alles sehr nach Feriendorf aus. Ist auch wirklich hübsch hier. Und das meine ich tatsächlich so. Und wo ein grosses 0.5l Bier 1.20 € in der Kneipe kostet, das Land ist einem doch gleich auf Anhieb sympathisch.
Velofahrer gibt es hier wie Sand am Meer. Man könnte meinen, es wäre der nationale Tag des Sports, so viele Leute wie hier joggen, Velo fahren oder Inlinern. Die Slowaken scheinen da ein eher aktives Völkchen zu sein.
Was ich allerdings noch nicht rausbekommen habe: Hier gibts an vielen Laternen- und Strommasten angebrachte Lautsprecher. Im Internet wird darüber berichtet, dass die Dinger zu Zeiten des Kalten Krieges für Propagandadurchsagen, Radioprogramme oder Musikbeschallung genutzt wurden. Manche von den Dingern sahen aber recht aktuell aus und der Kalte Krieg ist ja schon ein Weilchen her. Sachdienliche Hinweise werden demzufolge gerne entgegengenommen.