Tag 50 – An die russische Grenze
22. August – 276.4 km von Valga nach Narva
50 Tage und fast 10’000 km. Das heisst: Ich liege gut im Plan. 30´000 km habe ich für die 150 Tage insgesamt geschätzt. Das heisst auch: Ein Drittel ist schon rum. Oder: Zwei Drittel liegen noch vor mir. Die bisherige Zeit ist wie im Fluge, bzw. wie in der Fahrt vergangen. Zürich liegt schon so lange hinter mir, dass es wie Ewigkeiten scheint. Oder die Menge der Erlebnisse ist einfach so gross, dass das quasi aus dem Speicher schon hinten rausgerutscht ist.
Zeit für ein weiteres Ausrüstungs-Resümee in Sachen Elektronik
- Akkus: Je mehr, desto besser. Gebraucht habe ich zwar bisher fast nur meinen Anker 20’000 mAh Akku zzgl Ladegerät, aber bei ein oder zwei Nächten im Zelt kann Power nicht schaden
- iPhone: Schweizer Taschenmesse in Sachen Elektronik. Kann fast alles. Nicht alles immer gut, aber so, dass man weiterkommt. Insbesondere für die Navigation hat es mir mehr als einmal „den Arsch geretttet“. Das 5s, das ich mit hab, reicht vollkommen
- Mac Book Air 13″: Unabdingbar, leicht und stabil. Wie sollte ich sonst die Posts schreiben? :). Ausserdem ganz nützlich, falls es dann doch mal länger dauert und man im Zelt bei Regen fest sitzt um Filme zu gucken oder die Steuern zu machen …
- GoPro Hero 4 Black: Hab schon das ein oder andere Video damit gezaubert. Nicht unbedingt notwendig, aber ich glaube, ich bin dankbar, wenn ich das Videomaterial später habe.
- BMW Navigator V: Man kann auch ohne, aber deutlich bequemer ist mit. Insbesondere für die Aufzeichnung von Tracks für die Karten, die eingangs dargestellt werden sowie das Finden von kurvenreichen Strecken. Bei Regen macht der sich auch besser, als das iPhone.
- Panasonic Lumix DMC-TZ61: Kompaktkamera mit 30fach Zoom. Unabdingbar. Viele tolle Erinnerungen damit gemacht und sie macht klasse Bilder, wie man sehen kann. Könnte für meinen Geschmack noch was kleiner sein, aber der 30fach-Zoom braucht halt Platz. Ist schon ein Wunder, dass der in dem kleinen Ding überhaupt untergekommen ist.
Heute morgen überlege ich noch, ob ich ‚kurvenreiche‘ oder ’schnellste‘ Strecke wähle. Gestern tendietre ich noch zu ’schnellste‘, um kein Risiko einzugehen. Denn mein Zeitfenster für Russland ist nur 3 Tage. So lange geht mein Visum. Beim nächsten Mal würde ich das etwas länger machen. Da zwischen den beiden Varianten nicht so viel Unterschied ist und ein wenig Abwechslung nicht schaden kann, wähle ich ‚kurvenreich‘.
Als ich eine kurze Pause mache, um einen weiteren Lost Place auf Zelloloid zu bannen, routet das Navi so rum und bittet mich, statt des Kreisverkehrs in 50 km, doch bitte in ein paar km auf ‚ungepflasterte Strasse“ abzubiegen. Dieser Bitte komme ich gerne nach.
Was das Navi nicht weiss: Die Schotterstrecke wird wohl grade aufgefrischt. Phase I davon ist, die Strasse erstmal in einen halben Kartoffelacker umzuwandeln, um das Ganze dann hinterher wieder platt zu machen. Ich hatte die Strasse wohl im Zustand zwischen Phase I und II erwischt. Anspruchsvoller, aber jede Menge Fahrspass.
Danach kommt tatsächlich eine kurvenreiche Strecke. Und zwar Kurven, wie wir sie kennen. Keine estnischen Kurven, in denen auf 50 runter reguliert wird, obwohl man sie mit 130 nehmen könnte. Könnte. Bin ja kein Heizer. Die empfohlenen 40 km/h ignoriere ich aber und fahre mit gemütlichen 80 wo 90 erlaubt wären. Also alles im Rahmen.
Gegen Nachmittag mal eingekauft und für unsere westlichen Augen doch eine sehr seltsame Auswahl an ungekühlten Lebensmitteln entdeckt.
Je weiter ich nach Nordosten komme, desto grösser wird die Seen- und Wälderdichte und geringer die Verkehrsdichte. Ab und an kommt mir mal ein Auto entgegen. Wenn es mal zwei hintereinander sind, ist das schon ein Ereignis.
Ein weiteres Umrouten in einer Pause führt mich mitten im Niemandsland mal wieder an einer Kirche vorbei, die hier neben halb verlassenen Häusern ein wenig verloren aussieht aber noch ganz gut in Schuss zu sein scheint.
Im weiteren Verlauf des Tages wundere ich mich, dass scheinbar doch noch eine ganze Menge von meinem Finnisch übrig geblieben ist. Estnisch ist dem Finnnischen sehr ähnlich und ich kann viel mehr lesen und verstehen, als ich gedacht hätte. Überhaupt sieht das hier schon sehr nach Finnland aus und fühlt sich auch so an.
Nun sitze ich also quasi direkt vor der Grenze und morgen soll’s früh raus gehen. Nach Auskunft der Rezeption kann der Grenzübertritt zwei Stunden dauern — oder auch zehn. Daher lieber mal mehr Zeit, früh raus und ohne Frühstück los. Frühstücken kann ich dann ja immer noch in der Warteschlange an der Grenze. Bis St. Petersburg sind es laut Google Maps 2.5 Stunden Fahrzeit. Da brauche ich auch noch etwas Zeit für.