Motorrad-Reisen und -Touren

Schlagwort Archiv: Finnland

Tag 59 – Norwegen

31. August – 326.4 km von Ivalo nach Skaidi

Heute morgen habe ich bemerkt, dass ich seit Längerem mal wieder das Mopped abgestellt habe, ohne das Bremsscheibenschloss zu benutzen. Bei so wenigen Leuten, wie es hier gibt, schien mir das wohl überflüssig. Ist Ofen am Rastplatzerwartungsgemäss auch nichts passiert. Bei der Abfahrt entdecke ich aber an der Tankstelle/Rastplatz noch einen Ofen, den ich da so nicht erwartet hätte. Aber macht Sinn, wenn hier bald der Winter einbricht.

Messer im finnischen SupermarktDann erstmal so schnell wie möglich Vorräte auffüllen und wie jedes Mal in finnischen Supermärkten: Es ist fast unmöglich, Lebensmittel in Packungsgrössen zu finden, die ich aufessen kann, bevor sie schlecht werden. Die Packungsgrössen hier sind tendentiell eher gross.  Auch das, was sich ansonsten im freien Verkauf befindet, macht auf mich erstmal einen befremdlichen Eindruck. Habs geprüft. Sind echte Messer. Und die sind scharf.  Immerhin hängen sie so hoch, dass Kinder nicht rankommen und auch in Kassennähe.

Nach dem Supermarkt komme ich nicht weit, als sich mal wieder eine Fototapete vor mir auftut.

Ivalojoki IvalojokiJe weiter ich nach Norden komme, desto herbstlicher wird es. Mitunter wird der Bewuchs auch schon sehr mickrig. Als ich mal wieder von der Teerstrasse abbiege und im Wald lande komme ich mir fast so vor, wie plötzlich auf einem anderen Planeten gelandet.

Spärliches Gewächs

Und dann gehts Ruck-Zug schon nach Norwegen rein und ich verlasse fürs Erste Lappland. Bin bestimmt nicht das letzte Mal da gewesen.

In Norwegen erscheinen die ersten Berge am Horizont. Die Landschaft wird weniger flach und noch herbstlicher. Das erste Hinweisschild zum Nordkapp taucht auf.

Wegweiser NordkappDer Wind frischt deutlich auf und letztlich sinkt die Temperatur auf nur noch 10°C. Ich bin dankbar, dass ich mir für heute ein Hotel gegönnt habe. Mit Sauna. Denn passend zur Ankunft im Hotel fängt es an zu regnen. Ich hoffe mal, dass das morgen auf hört.

 

Tag 58 – Meditatives Fahren

30. August – 292.7 km von Rovaniemi nach Ivalo

Ich bin gerne in Lappland. Fühle mich wohl hier und kann auch nicht so recht erklären warum.

Morgens gehts weiter Richtung Norden. Witzigerweise wieder Richtung Inari. Aber kurz vor Inari bekomme ich für günstiges Geld ein Aitta und steuere daher Ivalo an.

Wolken im SeeKurz hinter Rovaniemi entdecke ich einen Baumlehrpfad an einem See — wo sonst — und werfe einmal einen Blick hinein. Sehr schön gemacht. Auf Baumlehrpfad - Arboretumpuistoeinem Steeg wird man durch das sumpfige Gelände an verschiedenen Baumarten vorbei geführt. Schilder informieren auf Finnisch und Englisch über die Gewächse. Was mir gefällt: Nicht nur trockenes Wissenschafts-Gelaber, sondern auch darüber, wie die Pflanzen traditionell und heutzutage genutzt wreden gibt es. Man bekommt dadurch einen ganz anderen Bezug zu den Gewächsen, die uns tagtäglich begegnen.

 

Birkenbeschrieb

 

Birken im Lappländischen HerbstBaumgrenze in LapplandApropos Birke: Die Bäume weiter im Norden werden merklich kleiner und zierlicher. Böse Zungen würden sagen mickriger. Und als ich über einen Hügel von 350 m Höhe über Meeresspiegel fahre habe ich entweder genau zufällig ein ehemals gerodetes Gebiet gefunden oder das ist tatsächlich schon die halbe Baumgrenze. Ich tippe eher auf letzteres, nachdem ich Wikipedia befragt habe.

Die Birken hier oben haben sich auch eindeutig schon entschieden, dass der Herbst angefangen hat.

Es scheint auch so, als würde sich Lappland für den Winter vorbereiten. Überall stehen schon die Pfähle rechts und links der Strasse, die bei Schneefall die Strassenränder markieren. Kann natürlich auch sein, dass die noch gar nicht weggeräumt wurden. So lange geht der Sommer hier ja auch nicht.

Es scheint auch so, als wird das Land entschleunigend auf mich. Plötzlich sind mir die erlaubten 100 km/h einfach zu schnell und ich reduziere auf 80. Da kann man besser gucken. Und plötzlich komme ich in den Modus, den ich vom letzten Mal schon kannte: Eine Art meditatives Fahren. Fast ohne jeglichen Verkehr über mehr oder minder gerade Strassen einfach nur fahren und gucken. Belohnt wird das dann auch glatt durch ein paar Rentier-Sichtungen.

Rentier-BulleRentiere mit Jungen

Fast vor Tagesziel komme ich an einer offensichtlich im Winter stark frequentierten Schneemobil-Route vorbei und ich frage mich allen Ernstes, ob man da im Sommer mit dem Mopped durch darf. Die Trassen sehen spannend zu fahren aus und wenn man mit dem Schneemobil im Winter durch darf, warum dann also nicht im Sommer mit dem Mopped? Sachdienliche Hinweise werden gerne entgegen genommen!

Schneemobilverkehrsschilder im Wald[Edit: 2016-09-02 Die Elche sind Rentiere]

Tag 57 – Nördlicher Polarkreis

29. August – 231.1 km von Kuusamo nach Rovaniemi

Gestern hatte ich mal fast alles aus den Moppedkoffern ausgeräumt, um mal durchtrocknen zu lassen. Dementsprechend dauerte das Einräumen heute etwas länger. Aber dafür hoffe ich, dass jetzt wasserdicht verpackt ist, was wasserdicht sein muss. Der rechte Koffer läuft immer noch voll. Das hab ich auch mit Tape nicht in den Griff bekommen. Nur gut, dass ich noch nicht wirklich viel Regen hatte.

Entgegen aller Befürchtungen bzw. Erfahrungen hält sich das mit den Mücken auch sehr in Grenzen. Ich hab das schon schlimmer erlebt. Mein in Ungarn gekauftes Mückenmittelchen habe ich bisher nur zweimal gebraucht. Und es hilft.

IMG_4135Eine Besonderheit hier in Finnland, die mich sehr verwundert hat als ich das erste Mal hier war, sind die Geschirr-Abtrocken-Gewohnheiten. Geschirr wird nämlich nicht abgetrocknet, sondern fein säuberlich zum Abtropfen in den Küchenschrank gestellt. Das Wasser wird normalerweise unten aufgefangen, in Richung Spüle befördert und kann dort abtropfen. Erstmal gewöhnungsbedürftig. Aber für jemanden wie mich, der lieber spült als abtrocknet, ein Segen. Und sehr praktisch. Muss man sich nur erstmal dran gewöhnen. Und wenn man genau überlegt, gibt es eigentlich keinen Grund, das nicht so zu machen.

P1050136Damit ich nicht in Stress komme und den Werkstatttermin am 5.9. einhalte, müsste ich so am 1.9. am Nordkapp sein. Die optimale Route dahin führt scheinbar von Kuusamo auf jeden Fall über Rovaniemi. Eigentlich wollte ich mir den Weihnachtsmann-Rummel ersparen, aber nachdem ich schonmal durch muss, kann ich auch nochmal einen Blick reinwerfen. Es hat sich seit damals nicht viel geändert. Nur ein wenig mehr dazu gebaut wurde. Das Ding wächst und wächst. Glücklicherweise war ich heute fast alleine da mit ein paar Japanern und ein paar deutschen Reisebussen. Rovniemi wurde als Heimat des Weihnachtsmannes promoted, weil es direkt am Polarkreis liegt. Und das sehr erfolgreich. Es kommen jedes Jahr zig-Tausende von Briefen an den Weihnachtsmann an. Und es reicht vollkommen wenn man als Adresse draufschreibt: Weihnachtsmann, Lappland, Finnland. Kommt an.

IMG_4259Unterwegs gabs dann Rentiere en masse. Das ist nicht wie bei uns, wo man mit ein wenig ‚Glück‘ mal ein Tierchen auf der Fahrbahn sieht, wenn das Schild Wildwechsel kommt. Hier meinen die das so. Ich hatte heute unzählige Begegnungen mit Rentieren auf der Strasse.  Ich find das ja immer noch putzig, wie die so die Beine wegschmeissen beim Rennen.

Zur ‚Strafe‘ habe ich dafür heute Abend traditionell Lappländisches Ren mit Kartoffelpü und Preiselberen gegessen.

Das Wetter hat auch mitgespielt. Bis 16°C und sonnig mit Wolkenformationen, da bleibt einem die Luft weg. Einige davon kann man im Video ganz gut sehen.

 

Tag 56 – Rentiere

28. August – 277.5 km von Vuokatti nach Kuusamo

Als ich heute morgen aus dem Fenster gucke, bin ich guter Dinge. Die Sonne scheint. Es hängen ein paar Wölkchen dekorativ herum und der See, der gestern noch ganz trist aussah, hat deutlich an Charme gewonnen. Aber ich lasse mir Zeit heute. Erstens weil das Häuschen echt schnuckelig ist, zweitens weil ich Urlaub habe und drittens: Es ist Sonntag!

382223Als ich dann die Nase um 11 das erste Mal zur Türe rausstrecke und ganz normal in kurzer Hose raus bin, denke ich mir so: Hui. Das ist aber frisch. Mein gefühltes Frisch deckt sich mit dem gemessenem Frisch am Thermometer, an dem ich vorbeikomme: 8°C. Also erstmal warm anziehen. Es ist noch keine Zeit für Regenkombi, aber für lange Unterwäsche alle Male.

Meine Entscheidung für die kommende Nacht geht dann schnell nochmal in Richtung Mökki statt Zelt. Zumal in die Gegend in die ich will, heute morgen 0°C waren. Das ist ein sehr guter Grund für Mökki. Als das Navi dann irgendwas von „im Kreisverkehr in 221 km geradeaus“ erzählt , weiss ich, dass ich nun auch in der Gegend der langen Strassen angekommen bin. Ausser ein paar Pausen an diversen Seen passiert auch erstmal nicht viel.

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Aber dann entdecke ich wieder Verkehrsschilder mitten im Wald oder die aufgehobenen 40 direkt vor dem See. Winter-Schneemobil-Land hat angefangen.

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Nicht nur das. Auch Rentier-Land hat angefangen. Und kaum kommt das Schild, tauchen die auch schon gleich an allen möglichen und unmöglichen P1050082Stellen auf. Vorzugsweise da, wo sie nicht sein sollen. Einmal seh ich sie von vorne auf der gegenüberliegenden Fahrbahn antraben und rechts ist gleich eine Parkbucht. Meine Chance, ein paar schöne Fotos zu bekommen. Aber ich bin zu langsam mit den dicken Handschuhen oder die Rentiere sind zu schnell. Bevor ich noch irgendwas kameraartiges rausbekomme, sind sie schon an mir vorbei. Mist, denke ich aber sehe im Rückspiegel, dass sie sich das Spiel mit mir ganz gemütlich von der Fahrbahn aus anschauen. Ich also weiter Kamera rauspuhlen. Das müssen sie gemerkt haben und traben rechts in die Senke neben ‚ihrer‘ Fahrbahn. Das kann’s doch jetzt nicht sein und ich gucke, ob sie wieder rauskommen. Wie als wollten sie mir sagen: ‚Du bekommst uns doch nicht“ stellen sie sich jetzt wieder auf die Strasse und eins fängt an in aller Öffentlichkeit und unbeeindruckt vom Ort des Geschehens zu urinieren. Sieht lustig aus, wie es breitbeinig da steht. Und dann ab in den Wald. Und da hatte ich die Kamera endlich soweit.

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Das Mökki von heute ist mitten im Wald, direkt am See, hat Steg und Boot und natürlich eine Sauna. Und da gehts jetzt rein.

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[Edit 2016-08-28 Fehlende Bilder ergänzt und Rechtschreibkorrekturen]

Tag 55 – Nichts los in Finnland

27. August – 271.2 km von N62°48’37.4″ O030°34’43.1″ nach Vuokatti

Heute morgen alles wieder einpacken und aufs Mopped und dreimal kontrolliert, dass wirklich keine Reste mehr da sind und ich alles mitgenommen habe, was mich mitgebracht habe. Das gilt auch und insbesondere für meinen Müll. Ich wünschte, so etwas wie das Jedermannsrecht würde es bei uns auch geben.

P1050020Und dann: Strasse gesperrt. Noch 1.5 km und dann ist Ende. Und das gilt ausdrücklich auch für Moppeds. Wobei ich mich frage: Bei der niedrigen  PKW-Frequenz sowieso, dürfte die Anzahl der Moppeds gegen 0 gehen, die ausser mir da durch wollen. Das Navi will mich erstmal ganz zurück und auf die Teerstrasse schicken. Ich entdecke aber eine nicht geteerte Alternative und ignoriere das „Bitte wenden“ Gemeckere. Und siehe da: Irgendwann entdeckt Ilse auch die von mir gewählte Strecke.

Aber dann. Teer. Geradeaus. Ohne Verkehr. Langweilig. Stundenlang sehe ich kein andereres Fahrzeug. Aber dafür gibt’s Wind.  Wenn der Wind nicht gewesen wäre, ich wäre sicherlich auf der Stelle eingeschlafen. Aber die Böhen haben mir immer mal wieder eine Schreck-10tel-Sekunde beschert um auf der Strasse zu bleiben. Da war ich wieder wach.

Lebensmittel brauchte ich noch. Erster Supermarkt laut Navi: 20 km. Also hin. Leider „out of business“. Google spuckt mir bei der Suche nach Supermarkt ausschliesslich Lidls aus. Ich denke, kann ja wohl nicht. Aber besser ein Lidl der am Samstag noch auf hat als ein Nicht-Lidl, der zu hat. Entfernung: 50 km. Die Entfernungen hier sind definitiv anders als wir das so gewohnt sind. Glücklicherweise gibt es gleich neben dem Lidl auch noch einheimische Supermärkte, die ich bevorzuge.

Beim Einkaufen merke ich, dass es auch in anderen Ländern ein Fehler ist, mit leerem Magen einzukaufen. Aber da konnte ich heute mal nichts für. Die Vorräte waren einfach alle. Hätte ja schlecht meine Wäsche essen können. Ich kaufe also auch einiges von dem, wo mein Magen ganz laut ruft „Kauf das. Ich will das“. Aber sei’s drum :). Das Eis, den Joghurt und den Pulla verzehre ich an Ort und Stelle. Hab ja gar keinen Platz und das würde auch nicht halten. ?

P1050027Es gibt nicht nur Elch-Schilder, sondern hier fangen auch die Rentier-Schilder an. Gibts bei uns eigentlich auch verschiedene Schilder für verschiedenes gehörnte Viehzeug?

Schöne Bilder sind übrigens scheinbar eine Domäne der nicht geteerten Strassen. Heute morgen war’s Wetter zu schlecht für schöne Bilder und heute Nachmittag gabs nichts. Das machte die Fahrerei nochmal extra anstrengend. Nicht mal was zum Gucken.

Dafür gönne ich mir heute ein Ferienhäuschen mit Sauna, Kamin und Kochgelegenheit. Jetzt knistert das Holz im Kamin, die Sauna hat Ihren Dienst schon verrichtet ich bin satt und sogar das Internet ist 1a.

Tag 54 – Schöne Bilder

26. August – 179.7 km von Parikkala nach N62°48’37.4″ O030°34’43.1″

Der erste komplette Tag in Finnland. Ich lasse mir Zeit mit dem Aufbruch. Und dann präsentiert sich das Land gleich von seiner besten Seite.

Die ersten Elch-Schilder tauchen auf. Aber Elche oder Rentiere noch keine.

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Und Seen, Seen, Seen. Ich komme nicht so recht weiter, weil ich alle paar Kilometer anhalte, um Fotos zu machen.

Irgendwann mittendrin schaffe ich es, Kontakt zu einer Motorradwerkstatt in Tromsø passend auf dem Weg für den 40’000 km Service zu bekommen. Norwegen war wegen der Preise nicht so meine erste Wahl, aber die nördlichste Werkstatt in Finnland hätte erst zu spät einen Termin gehabt. Also muss es die erste in Norwegen sein.

Heute dann auch den 10’000sten km gefahren für die Tour. Eigentlich wollte ich ja ein Foto vom Tageskilometerzähler machen, aber das Ding springt frech auf 0 zurück, statt auf 10’000. Gut zu wissen. Oben auf einem der Bilder sieht man den Stand noch bei 9’975.

P1040933Abends steuere ich auf einen Campingplatz in Kivilahti zu. Aber stattdessen wird mir plötzlich unterwegs der perfekte Platz für die Nacht mitten im Nirgendwo vor die Reifen geworfen. Am See, mit Grilli-Kioski, Zeltplatz und sogar Plumpsklo. Bin mir erst nicht ganz sicher, ob das nicht Privatgelände ist, aber Schild im Grilli-Kioski sagt eindeutig: ‚Allgemeingut. Benimm dich entsprechend.‘ P1040935

Ich habe noch eingedosten Fleischkäse aus Ravensburg, ein paar Spaghetti und Knoblauch und Olivenöl. Das gibt ne schöne Spaghetti aglio e olio mit Fleischbeilage. Der Rest des Fleischkäse reicht fürs Frühstück noch und damit sind dann meine Vorräte fürs Erste aufgebraucht.

Das Schöne hier oben im Norden ist: Sonnenuntergänge dauern richtig lange. Die Sonne lässt sich Zeit beim Eintauchen in den See. Aber dafür beschert sie mir ein paar sehr schöne Momente und Bilder.

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Tag 53 – Finnland

25. August – 324.7 km von St. Petersburg nach Parikkala

Die Abfahrt von und durch St. Petersburg zeigt mir nochmal ein paar schöne Ecken. Ansonsten ist ziemlich viel Verkehr und ich bin froh, als ich aus der Stadt raus bin und es wieder rollt.

IMG_4116Es wird auch merklich kühler auf dem Land. In einer Umziehpause am Strassenrand hält hinter mir ein russischer LKW. Der Fahrer steigt aus und kommt auf mich zu. Er hält mich für einen Tschechen, wegen des CH auf dem Koffer. Ich schaffe ihm aber klarzumachen, dass CH für die Schweiz steht. Daraufhin erzählt er mir auf Russisch, er hätte auch ein Mopped, eine Jawa aus dem Jahre 1958. Zumindest denke ich mir das, als er mir 1958 auf den Seitenkoffer mit der Hand malt. Dann schüttelt er mir die Hand, wünscht mir gute Reise und fährt von Dannen. Erstaunlich, wie Kommunikation funktionieren kann, obwohl sie scheinbar so gar nicht funktioniert.

In den Nachfolgenden Pausen muss ich immer mehr anziehen, bis ich schliesslich mit Fleece-Pulli und voller Regenmontur da stehe. Der Regen lässt auch nicht lange auf sich warten. Hält sich aber in Grenzen.

Die Grenze auf russischer Seite sieht erstaunlich aufgeräumt und neu aus. Im Vergleich zur Einreise geht das auch recht einfach: Zollkontrolle, Passkontrolle, Taschenkontrolle fertig. Ich frage mich allerdings, was die bei der Taschenkontrolle sehen wollte. Musste die beiden Packtaschen oben aufmachen. Sie hat reingeguckt, genickt und mich fahren lassen. Ich hätte wer weiss was in den Koffern und unten in den Taschen haben können.

Auf finnischer Seite dann Passkontrolle. Fertig. Die sind da echt tiefenentspannt. Musste absteigen, dann in ein Gebäude, durch Abfertigungsanlagen wie am Flughafen und dann auf der anderen Seite des Gebäudes wieder raus zum Mopped. Sonstige Absperrungen waren da keine. Hab keine Ahnung wie die Beamten da mitbekommen haben, ob ich überhaupt da durch gegangen bin.

In Finnland dann sind die Strassen deutlich besser, das Gras grüner und der Himmel blauer. Ich fühle mich wieder mehr wie daheim. Finnland ist ja seit Jahren schon eines meiner Lieblingsländer. Und wer mal hier war, weiss warum.

IMG_4125Im Supermarkt merke ich, dass mein Finnisch doch nicht so eingerostet ist, wie ich dachte. Zumindest der passive. Für viele der Worte fällt mir die Bedeutung wieder ein. Und auch die Produkte, die ich von damals noch kenne, gibt es noch. Wer mal hier ist: Diese Wurst nicht kaufen – ausser man hat einen Hund.

Dann schickt mich das Navi auf die Via Karelia. Die ist im südlichen Teil fast schon eine Achterbahn. Nach Hügeln kommen Senken in denen es auch dann gleich in die Kurve geht. Geteert zwar, aber leider nass. Egal. Hat trotzdem Spass gemacht. Dann geht es auf haufenweise Schotter immer mal wieder von der Teerstrasse runter. Mein Navi weiss, was ich will. Und Abends sieht mein Mopped einmal mehr aus wie durch den Schlamm gezogen.