Motorrad-Reisen und -Touren

Schlagwort Archiv: Heidenau K60 Scout

Tag 137 – Italien

17. November – 282.9 km von Peyrolles-en-Provence nach Pigna

Gleiches Spiel, gleiches Glück. 380 km auf kurvenreichen Strecken ist ein wenig viel für entspanntes Fahren. Aber trotdzem erstmal die Kurven eingestellt, auf kürzere Zeit umstellen kann ich später immer noch. Gesagt, getan. Und nicht bereut. Der Morgentau hängt noch in den Wiesen und Spinnweben sind wie Perlenketten in den Bäumen und Gräsern aufgespannt.

Morgentau in Spinnweben bei Bois du Défens Vieux, Gréoux-les-Bains, Frankreich Morgentau in Spinnweben bei Bois du Défens Vieux, Gréoux-les-Bains, Frankreich Morgentau in Spinnweben bei Bois du Défens Vieux, Gréoux-les-Bains, Frankreich

Im weiteren Verlauf komme ich auch in Deutschland/Provence vorbei. Heisst natürlich hier auf französisch „Allemagne“. Aber war da, gibts wirklich und ist nicht erfunden.

Allemagne-en-Provence, Provence-Alpes-Côte d'Azur, Frankreich

Die Tour geht weiter über den Gorges du Verdon und der D952 mit nochmal besseren Kurven und traumhaften Aussichten die zum Pausieren und Fotografieren einladen. Was mir zwei Erkenntnisse beschert: 1. Ich komme mal wieder nicht so richtig vorwärts. 2. Ist die Schlucht auf meiner Fahrbahnseite fahre ich deutlich unentspannter als wenn sie auf der anderen Seite ist. Dabei macht das Vorhandensein von Mäuerchen, Leitplanken oder Mauern auch nochmal einen Unterschied. Oft gehts nämlich rechts runter. Ohne wenn und aber. Direkt in die Tiefe. Faktisch ziemlich egal. Gefühlt aber dann doch nicht.

Mopped-Pause bei Moustiers-Ste.-Marie, Provence-Alpes-Côte d'Azur, Frankreich Ausblick bei Moustiers-Ste.-Marie, Provence-Alpes-Côte d'Azur, Frankreich Lac de Sainte Croix, Provence-Alpes-Côte d'Azur, Frankreich

Dabei frage mich mich mehr als einmal, warum um alles in der Welt sind die Franzosen auf die Idee gekommen da eine Strasse hin zu bauen. Und wie haben die das gemacht? Nicht dass mich das stört, ganz im Gegenteil. Die Strecke ist spitze. Aber wundern tut’s mich trotzdem.

Strassenbaukunst bei Rougon, Provence-Alpes-Côte d'Azur, Frankreich

Der Fluss unten in der Schlucht dürfte geschätzt auf ein paar hundert Metern ü. M. liegen. Die Warnung vor plötzlichem Hochwasser, auch bei schönem Wetter, auf 1025 m ü. M. scheint mir daher ein wenig übertrieben. Aber nun. Besser zu viel gewarnt, als zu wenig.

Hochwassergefahr auf 1025 m ü. M.

Weiter geht’s Richtung Küste. Ich habe wie üblich auf Autobahn vermeiden stehen. Allerdings scheinen mir 40 km Stadtverkehr im Stau wenig erstrebenswert. Das Gröbste habe ich wohl umgangen, weil ich von Norden kam. Scheinbar ist ganz West-Nizza eine einzige Baustelle.  Abzweigungen sind nicht mehr da sind wo sie mal waren und Einfahrten sind verboten, wo sie laut Navi erlaubt sind. Eigentlich ist das aber eh egal, weil man sowieso fast nur steht und nicht vorwärts kommt. So kapituliere ich und begebe mich auf dem schnellstmöglichen Wege auf ein Stück Autobahn, um das Schlimmste zu umgehen.

Stau um Nizza

An dieser Stelle auch nochmal ein grosses Lob an die Heidenau K60 Scout. Ein Riesenspass. Ich könnt mich dran gewöhnen. Sie fahren sich nicht nur gut, sie sind auch noch günstiger und halten deutlich länger als die Conti TKC 80. Ich habe jetzt etwas über 2’000 km drauf und die Dinge sehen noch fast aus wie neu. Bin mal gespannt, wie lange sie dann letztlich halten werden.

 

 

Tag 124 – Werbung für Heidenau Reifen

4. November – 0 km mit dem Mopped

DAS hatte ich nicht gebucht. Nachdem ich jetzt über einen Monat von Regen jeglicher Art verschont geblieben bin und ja gen Süden fahre, wo es weniger regnet, habe ich aufgehört, die Wettervorhersage genauer anzuschauen. Auch wegen der Temperaturen nicht. Wird ja eh immer wärmer. Oder so.

Tja. So kann man sich täuschen. Als ich das Fenster aufmache regnet es. Und zwar so richtig. Das fiele in der Schweiz schon unter sehr starker Schauer. Nur sind wir hier nicht in der Schweiz sondern in Portugal, genauer gesagt Ponte de Sor. Und scheinbar hat Schauer hier eine andere Bedeutung als bei uns. Hier bedeutet das: Es regnet auch mal ne Stunde nicht.

Normalerweise fände ich Regen bei 20°C nicht so schlimm. Wird die Kombi auch mal wieder sauber.

Nachdem ich jetzt aber eine Woche lang versucht habe, neue Reifen zu bekommen,  sind sie jetzt so runter, dass fahren auf den glitschigen Strassen ein Kamikaze-Unternehmen wäre. Plötzlich bekommen neue Reifen eine noch höhere Prio als eh schon. Weil: Ich stecke fest. Morgen soll es nochmal so werden. Ab Sonntag ist dann wieder trocken. Ich hätte ja mit Vielem gerechnet, aber nicht dass ich Südeuropa wegen Regens feststecke. Das klingt genau so idiotisch wie es ist.

Auch meine Gastgeber, von der Casa da Fonte, die sich wirklich ins Zeug gelegt haben, konnten nichts erreichen. Frühester Termin hier im Ort wäre Montag gewesen, womit ich dann nicht nur das Wochenende sondern auch wahrscheinlich den Montag hier wäre. Es ginge also dann erst Dienstag weiter und das für Tarifa, Gibraltar und dann nach Barcelona bis Freitag. Das ist dann doch ein wenig sehr viel Strecke für wenige Tage.

Aber es gibt auch gute Nachrichten. Wenn man jemanden kennt, der jemanden kennt, der jemanden kennt, dann geht vieles. Lange Rede, kurzer Sinn: Über die Bündner bin ich über Reifenwerk Heidenau an deren Spanien-Distributor Rodamoto gelangt. Und die haben das Unmögliche möglich gemacht: Ich habe am Montag einen Termin in Sevilla. Dahin komme ich bei trockenem Wetter grade noch so. So bekomme ich dann auch mal einen Heidenau K60 Scout auf die Felgen. Den wollte ich eh schon lange mal probieren. Und ich finde das den Hammer in Sachen Kundenservice. Ich meine, wo geht man über den Reifenhersteller, um eine Garage zu finden, die einem die Reifen wechseln kann. Normalerweise ist der Weg andersrum. Von daher bin ich mir nicht zu schade, hier die Werbetrommel für Heidenau zu rühren. Ganz, ganz grosses Lob!

Das Lob geht ebenso an alle anderen, die mitgeholfen haben. So viel Unterstützung und Hilfsbereitschaft von Menschen die ich vor einer Woche noch nichtmal gekannt habe finde ich einfach unglaublich toll.

Apfelsinen in Ponte de Sor

Die Gelegenheit habe ich dann heute mal genutzt, um Fotos zu sichten und sortieren, Lesezeichen auszumisten und sonstige Dinge zu tun, die man mal tun müsste, aber dafür normalerweise die Zeit zu schade ist. Und bin in einer Regenpause durch Ponte de Sor gelaufen.  So als Mittel-Nordeuropäer finde ich das nach wie vor sehr erstaunlich, dass hier Zitronen, Apfelsinen und Oliven in Vorgärten wachsen wie bei uns andere Ziergewächse. Natürlich ist mir klar, dass die hier wachsen, aber verblüfft bin ich trotzdem.

Die Regenpause hält genau so lange, bis ich aus dem Supermarkt komme. Dabei entdecke ich eine weitere Selbstverständlichkeit, die man erst wahrnimmt, wenn sie fehlt: Regenrinnen. Offensichtlich gibt es hier so wenig Regen, dass man es nicht für notwendig erachtet, Regenrinnen an die Dächer zu montieren. Die Folge: Der Regen läuft das Dach runter und fällt dahin wo er dann halt hinfällt. Und das ist passenderweise genau dahin, wo man lang läuft, wenn man zu Fuss geht. Es dauert also nicht lange und ich bin pitschnass. Warmer Regen zwar, aber nass ist nass.

Dafür habe ich dann heute Abend nochmal die Gelegenheit, portugiesische Leckereien im Restaurant nebenan zu probieren. Gestern war’s schon nicht schlecht. Spannend dürfte die Speisenauswahl werden. Google Translate hat nämlich zumindest bei französischen und portugiesischen Speisekarten eine unterirdische Übersetzungsquote. Und hier ist die Speisekarte handgeschrieben. Das wird Essen nach dem Motto: Ich hätte gerne das was die da haben. Weil die übersetzbaren Speisen hatte ich gestern schon 😉