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Tag 121 – Unverhofft kommt oft

1. November – 409.1 km von Pamplona nach Segovia

Eigentlich wollte ich ja heute Richtung Porto. Und eigentlich war Segovia so gar nicht auf der Liste. Sandige Waldewge auch nicht. Aber wie schon so oft: Erstens kommt es anders, und zweitens als man denkt.

Unterwegs überschlage ich den weiteren Reiseplan, soweit vorhanden, und plane um. Ich entscheide mich für Südportugal statt Nordportugal. Ausserdem für Strecke machen zugunsten von schöne Strecke gucken. Lieber am südlichsten Punkt der Reise ein wenig ausharren, als Portugal gucken und dann unten Hektik. Auf Hektik kann ich grad so gar nicht.

Hübsches Haus am StrassenrandDie ersten paar hundert Kilometer fangen erstmal kalt an. Es ist dunstig und viel mehr als 12°C ist nicht drin. So nach und nach ziehe ich Schicht um Schicht an. Auf Dauer wird das doch was frisch. Irgendwann gehts ziemlich konstant auf 1’000 m auf langen, graden, langweiligen Nationalstrassen. Aber wenigstens wird es wärmer und das Thermometer geht bis 22°C rauf.  Ausser ein paar hübschen Häusern am Strassenrand wird auch nicht wirklich was geboten.

Dann gibts doch mal Abwechslung. Auf einer Strecke von ein paar Kilometern gibts Kurven. Und auch gleich was zu sehen.

Felsen, Somolinos, Kastilien-La Mancha, Spanien

Felsen, Somolinos, Kastilien-La Mancha, Spanien

Waldweg bei Cantalejo, Kastilien-León, SpanienIrgendwann Nachmittags plagt mich dann ein menschliches Bedürfnis an einer Stelle wo es links in den Wald rein geht. Der Weg sieht ausreichend abgeschirmt aus. Also rein. Das Navi findet das wohl auch gut und fängt an umzurouten und findet tatsächlich eine Strecke, die da weiter führt. Ich lasse mich natürlich nicht zweimal bitten. Wenn das Navi sagt: Fahr da weiter und es ist kein gepflasterter Weg, dann fahr ich weiter.

Das hat sich gelohnt. Schöne, einsame Strecke. Sandige Waldwege. So sandig, dass die Dicke zwar ins Schlingern kommt, aber nie so richtig schlimm.
Waldweg bei Cantalejo, Kastilien-León, Spanien

Der Ausgang aus dem Wald geht auf einen Schotterweg, der mich dann auch mit einer tollen Aussicht belohnt.

Aussicht bei Rebollo, Kastilien-León, Spanien

Und weiter gehts mit wundervollen Herbstfarben. Und alles nur weil ich mal pinkeln musste. Da sieht man mal wieder. Man weiss nie, wofür es gut ist.

Herbst bei Rebollo, Kastilien-León, Spanien

Herbst bei Herbst bei Rebollo, Kastilien-León, Spanien

Letztlich lande ich in Segovia fast zur ursprünglich vom Navi vorausgesagten Zeit, zuzüglich die Waldstrecke. Das hat’s bisher auch noch nicht gegeben. Sonst war ich immer länger unterwegs.

Die Stadt überrascht mich. Von der Ferne noch sehe ich die Sonne hinter der Kathedrale von Segovia  untergehen und denk mir so: Wow, das hat was. Bei der Stadteinfahrt begrüsst mich erstmal das Aquädukt von Segovia mit der dahinter untergehenden Sonne. Auch das hat was. Durchaus.

Viadukt von Segovia

Da ich wie üblich die Unterkunft nach Preis bzw. Bewertung gebucht hatte und die Lage mir normalerweise egal ist, war ich dann doch etwas überrascht, als das Hotel direkt im Zentrum neben der Kirche ist. Da konnte ich mir einen kurzen Rundgang doch nicht verkneifen. Auch das hatte was.

Kathedrale von Segovia Plaza Mayor, Segovia, Spanien Altstadtgasse in Segovia, Spanien

Tag 119 – Pferde-Spa

Der Tag fängt gut an. Es geht weiter durch sehr schmale Strässchen und zwar ne ganze Weile lang. Manchmal hab ich das Gefühl, durch eine lebendig gewordene Milka-Werbung zu fahren.Milka WerbungAls die Strassen wieder etwas breiter werden entdecke ich einen schönen Pausen-Parkplatz. Weitab vom Trubel des Verkehrs, mittem im Nirgendwo. Als ich grade die Kamera zücke, um von den wunderbaren leeren Strassen bei Licq-Athérey (Aquitanien, noch Frankreich) ein Bild zu machen, tPause im Nirgendwoaucht in meinem Rücken ein Rudel spanischer Wohnmobile auf. Das bleibt mitten auf der Strasse stehen, da wo auf dem Bild noch nichts ist ausser Strasse. Ein paar kleinere Fahrzeuge haben sich auch noch in das Rudel verlaufen und geniessen dessen Schutz. Aus dem Wohnmobil des Rudelführers höre ich, wie eine Frau auf den Rudelführerfahrzeugfahrer einredet. So langsam setzt sich der ganze Tross wieder in Bewegung und nimmt nach und nach die enge Kehre auf den Parkplatz. Ich gebe  zu, ich habe Spass diesem Schauspiel beizuwohnen, wie insgesamt fünf 8m-Wohnmobile im Schneckentempo diese Kehre nehmen. Das geht in der Regel nicht ohne Rangieren ab. Und während die letzten noch mit der Lenkung kämpfen, haben die ersten schon parkiert und schnattern auf spanisch aufeinander ein. Ich verstehe natürlich kein Wort, aber so wie das abging, hat das Rudel sich verlaufen. Als ich abfahre, wird immer noch diskutiert.

Dann geht’s weiter Richtung spanische Grenze. Morgen früh ist 50’000er Inspektion. Die 50’000 habe ich dann auch passend heute vollgemacht.

Pferde auf Schotter kurz vor Port del LarrauKurz vor der Passhöhe ist ein Parkplatz, vom dem eine Schotterstrasse abgeht. Eingehende Prüfung ergab keine Verbotsschilder, also hab ich mal geguckt, was da so ist. Diesmal waren’s keine Kühe, sondern Pferde. Aber da ich nun eindeutig eher in deren Territorium eindringe als andersrum, gehen wir vorsichtig miteinander um, verstehen uns gut und geniessen zusammen die Aussicht. Bis ich ein wenig weiter auf eines treffe, dass es sich offensichtlich gut gehen lässt. Ich konnte nicht anders, ich musste das einfach aufnehmen und vertonen.

Nachdem wir alle unseren Spass hatten, überliess ich die Pferde wieder ihrer Erholung und es ging weiter Richtung Passhöhe zum Port del Larrau.

Port de LarrauIch hab jetzt in den Pyrenäen den ein oder anderen Pass gesehen. Aber der Larrau schiesst den Vogel ab. Die Anfahrt von französischer Seite macht monstermässig Spass, die Aussicht ist bei strahlendem Wetter und 23°C der Hammer und ich komm aus dem Grinsen nicht mehr raus. Oben hat man eine fast 270° Rundumsicht auf die umliegenden Berge – von oben.

Das wissen auch die anderen gefühlten 500 anderen Leute mit ihren Autos und Wohnmobilen, die da oben stehen. Ein Betrieb wie auf dem Rummelplatz. Aber es ist auch Sonntag.

Port de LarrauWeiterfahren auf die spanische Seite lässt mir dann gleich nochmal den Mund offen stehen und ich muss schon wieder anhalten um Fotos zu machen. Reihenfolge: Blick nach vorne, Blick nach unten, Blick nach hinten. Alles von der gleichen Position aus aufgenommen.

Port del Larrau - Blick nach VornePort del Larrau - Blick nach untenPort del Larrau - Blick nach hintenUnd ich hatte schon Bedenken, ob ich nicht vielleicht Schnee hätte, wenn es über die Pyrenäen geht. Aber wenn es Ende Oktober etwas gibt, worüber ich mir dieses Jahr hier keine Sorgen machen muss, dann ist das Schnee. Nicht mal über Regen. Seit Wochen hatte ich keinen Regen, nichtmal am Tag des Erdrutschs, der uns vorgestern die unfreiwillige Pause verschafft hat. Da war ich in Prades und es war so ein wenig neblig. Mehr nicht.

Weiter geht’s dann Richtung Pamplona mit Tankpause in Aribe. Und danach legt die Strasse nochmal richtig zu. Aber sowas von. Unglaublich tolle Kurven und ich habe Megaspass.

Pamplona selbst ist dann wie ausgestorben. Bestimmt weil Sonntag ist. Auf jeden Fall komme ich ganz ohne jeden Stau zum Hotel und das ist auch gut so.

 

Tag 113 – Offen fahren bei km 20’000

24. Oktober – 203.4 km von Toulouse nach Prades

Es wird deutlich wärmer im Süden. Heute hatte ich 26 Grad max. So warm wird’s zwar nicht mehr die kommenden Tage, aber immer noch sehr angenehmes Moppedwetter. Was mich heute dazu ‚gezwungen‘ hat eine Schicht nach der anderen in die Taschen zu packen und zum Schluss sogar alle Lüftungen der Kombi aufzumachen. Der perfekte Tag um die 20’000 km voll zu machen.

Und auch ansonsten liess sich Frankreich nicht lumpen und bietet mir bei Sonnenschein einen Bilderbuch-Herbsttag mit Moppedstrecken wie gemalt.

Herbst im Forêt de NavarreHerbst im Forêt de NavarreBach bei Counozouls Herbst bei CounozoulsForêt de Navarre Aunat Mittlerweile bin ich in den Pyrenäen angekommen. Was die Franzosen hier so in die Berge gebaut haben, da muss man schon viel Phantasie haben, um sich vorzustellen, dass man da überhaupt bauen kann und das auch noch hält. Aber es hält wohl und das schon eine ganze Weile.

Mosset Sainte-Colombe-sur-GuetteHeute morgen hatte ich geguckt von wo sich die Pyrenäen am besten tourmässig starten lassen und bin auf Prades gestossen. Dort mal geschaut und bin bei einer 9.3-Bewertung mit 185 Bewertungen auf booking.com hängengeblieben, die zudem noch einen günstigen Preis hatte. 9.3 hatte ich bisher fast noch nie gesehen, und wenn, dann unbezahlbar. Also mehr oder minder blind gebucht und mit der Domain de la Tannerie den Jackpot gezogen. Bisher unterkunftstechnisch das Highlight der Tour. Ich überlege, ob ich nicht einfach noch ne Nacht ranhänge und von hier aus Touren starte und morgen den Tag geniesse.

Domaine de la Tannerie Domaine de la Tannerie Domaine de la Tannerie Domaine de la Tannerie Domaine de la Tannerie Ansonsten ist Prades ein knuffiges kleines Städchen und scheinbar wie so vieles hier auch schon ziemlich alt. Und abends ziemlich tot. Was allerdings den Bildmotiven keinen Abruch tut.

Prades bei Nacht Prades bei Nacht

Tag 109 – Projekt Herbstflucht

20. Oktober – 348.8 km von Egliseneuve d’Entraigues nach Toulouse

Das Hotel gestern war wieder eine sehr angenehme Überraschung. Kurzfristig eine Stunde vorher gebucht, wie die meisten Tage. Weiss ja nie so recht wo ich wann bin bzw. weiss es dann, wenn ich da bin. War mitten im Regionalen Naturpark Volcans d’Auvergne, liebevoll eingerichtet,  sehr gutes Essen und Wein natürlich. Herbstlaub auf TreppeFrankreich, das merkt man im Supermarkt schon, ist ein Weinland. Habe selten in einem normalen Supermarkt so eine grosse Weinauswahl gesehen.

Projekt Herbstflucht ist aber noch nicht abgeschlossen. Der Herbst bleibt zwar hinter mir her, aber so richtig abgehängt habe ich ihn noch nicht.

Morgens bin ich auf 1’000 m bei 5°C losgefahren, das hätte sich kühl anfühlen sollen, war es aber seltsamerweise nicht. Danach gings hoch bis auf 1’600 m. Unterwegs fängt meine Dicke ab 2°C hektisch an zu blinken und warnt mich vor der Temperatur. Als hätte ich nicht selbst gemerkt, dass es kühler wird. Oben auf dem Col du Pas de Peyrol angekommen, habe ich den Beweis, dass es wirklich kalt ist. Sieht hübsch aus. Aber auf der Strasse muss ich das nicht haben.

Eisblumen auf dem Col du Pas de PeyrolDanach gehts aber wieder runter bis ich auf 300m moppelige 14°C habe. Direkt nach dem Col taucht ein grossartiges herbstliches Bergpanorama auf und ich kann nicht anders, als nochmal Pause zu machen.

BergpanoramaDie weitere Strecke geht bis 50 km vor Toulouse durch schmale Ministrassen die mich einmal mehr begeistern. Diese Gegend Frankreichs rutscht auf meine Liste der Lieblingsstrecken jetzt recht weit hoch. Nachteil der Sache: Sowohl das Navi als auch mein Gefühl täuschen sich gewaltig, wie viel mehr Zeit man braucht, um darauf zu fahren.

Interessante Erkenntnis: Jedesmal wenn ich von der Route abweiche und das Navi neu rechnet, findet es neue kurvenreiche Strecken und die Fahrt wird immer länger. Aber der Spass ist es wert. Trotzdem wird irgendwann auf schnellste Strecke umgestellt. Irgendwann will ich ja auch ankommen.

Es wird übrigens auch in Frankreich gebaut wie blöde. Mehr als einmal stehe ich vor einem Schild Route barée und nachdem ich das ein oder andere Mal trotzdem reingefahren bin, weiss ich, dass wenn die Franzosen sagen barée, dann ist da auch kein Durchkommen. Nichtmal mit der Enduro.

TKC 80 nach TourtagUnd die Reifen sind jetzt bis zum Rand eingeweit. 2014 war ich das erste Mal mit den Grobstollen mit der Hechlinger Seealpen-Tour auf der Strasse unterwegs. Die Tour ist sehr zu empfehlen, übrigens. Damals fragte ich den Tourguide, wie weit man die denn auf der Strasse fahren könne. Ehrlicherweise habe ich seine Antwort bis zum Rand natürlich akzeptiert, aber bei mir gedacht, dass müssen ja Irre sein, die die Maschine so fahren. Tja. Jetzt weiss ich dass man da nicht irre sein muss. Ein bisschen Kurventechnik und das geht ganz entspannt.

 

Tag 108 – Auvergne

19. Oktober – 192.9 km von Lapalisse nach Egliseneuve d’Entraigues

Dafür, dass es gestern Abend so ein Hickhack mit der Buchung gab (das Hotel konnte meine Buchung bei booking.com nicht finden), kommt heute morgen die ‚Quittung‘. Das Abendessen und der Wein waren plötzlich inklusive und kosteten nichts extra. Das nenn ich Service!

Aber aus dem bis in den Abend fahren wurde mangels Sonne nichts. Die Sonne liess sich auch nicht blicken, je weiter ich nach Süden kam. Zwischendurch schielte sie zwar mal durch die Wolken, aber dachte sich dann wohl: ‚Bäh. Heute nicht‘. Und so bleibt es weiter wolkig bei zunächst nicht ganz so üblen 11-12°C.

Trotzdem laufen mir ein paar richtig schön gefärbte Bäume über den Weg und müssen per Kamera eingefangen werden. Eine Burg ist auch dabei. Im Hintergrund kann man die Kette von Vulkanen erkennen.

Burg Murol

Dummerweise haben die Berge das so an sich, dass es hoch geht. Hoch bedeutet aber auch frisch. Frisch heisst, auf 1’100 m waren es dann mal grade noch 6°C. Und viel wärmer wurde es nicht. Ich wollte ja unbedingt Vulkane anschauen.  Aber aus Vulkanen wurde nichts.

Vulcania wäre was gewesen, ich hatte aber nicht damit gerechnet, dass man dafür schonmal einen halben Tag einrechnen sollte. Also wieder ab und zu einem echten erloschenen Vulkan, zum Puy de Dôme. Das ist der, der auf der Volvic Flasche drauf ist. Den gibts wirklich und Volvic ist eine Stadt hier in der Gegend. Da mir Volvic neben Evian am besten schmeckt, schien das eine gute Wahl. Aber leider war die Strasse dort hoch gesperrt und man kommt nur mit der Zahnradbahn rauf.

Puy de DômeDa die Wetterlage eher mässig und daher die Sicht ebenso mässig war, das Ding halb in den Wolken hing und die Bahn nur im Halbstundentakt geht, begnüge ich mit einem Blick von unten und beschliesse, den Rest des Tags noch ein paar Strassen in der Auvergne zu geniessen. Fahrerisch war’s so noch ein richtig toller Tag. Die Auvergne bekommt auf meiner virtuellen Lieblingsliste ein paar Extra-Punkte.

Unterwegs merke ich, wie sich die Bremsen ein wenig komisch anhören und mir schwant Übles. Aber die Bremsbeläge sind gut und können bis zur nächsten Inspektion in 1’000 km warten. Dann müssen sie aber runter.

Abends suche ich mir kurzfristig ein Hotel und werde mal wieder angenehm überrascht. Recht günstig und da es ausserhalb der Saison genau das Menü gibt, erspart es mir die Qual der Wahl. Ausser bei der vierseitigen Weinkarte. Ich entscheide mich wieder für einen lokalen Wein. Sowohl das Essen, als auch der Wein munden vorzüglich und es ergibt sich sogar noch ein nettes Gespräch mit den anderen beiden Gästen. Und sogar das Internet ist richtig schnell.

Alles in allem wieder ein schöner Frankreich-Tag. Ich könnt mich dran gewöhnen 🙂

Herbstlaub unterhalb Burg MurolHerbstlaubHerbstlaub

 

 

 

 

 

 

 

 

Tag 107 – Single Track Roads auf Französisch

18. Oktober – 365.1 km von Romilly Sur Seine nach Lapalisse

Heute Morgen erstmal Navi Richtung Zentralmassiv eingestellt und geschaut, was der Tag so bringt. Viel hatte ich nicht erwartet weil die Geländeansicht der Karte sagt, dass es wohl recht flach sei in Mittelfrankreich. Deswegen will ich ja zum Zentralmassiv. Aber weit gefehlt. Heute war sicherlich einer der Tage mit den meisten fahrerischen und optischen Highlights am Stück.

Ein grosses Lob an die Programmierer, die den Algorithmus für das Finden von kurvenreichen Strecken im Navi geschrieben haben. Heute waren die nicht nur kurvig, sondern auch klein, mit holprigem Strassenbelag, teils vom Ackerbau verdreckt und allerlei sonstigen Hindernissen gespickt. Und das fast den ganzen Tag. Ein Traum. Ich komm aus dem Grinsen gar nicht mehr raus.

Pause am FeldDiesen Strassentyp kenne ich schon aus Schottland als Single Track Roads. Nur dort gibts Ausweichstellen für den Gegenverkehr. Die haben sich die Franzosen gespart. Fährt man halt über den Acker. Geht auch.

Die Route führt durch nicht enden wollende Felder, die mit kleinen oder grösseren Dörfern verbunden scheinen. Die sind einfach hübsch anzuschauen. Geradezu endzückend. Und das ist so gemeint.

In einem dieser etwas grösseren Dörfer fahre ich an eine Aldi (Nord) vorbei. Da ich Wasser und ein paar Lebensmittel brauche, denke ich: Warum nicht? Mal gucken wie der hier so ist. Und man soll es nicht glauben: Aldi Nord ist echt schick hier. Weit weg vom Grabbel-Aldi-Nord, wie ich den noch kenne. Auch die Angestellten sind freundlich. Die Kassiererin an der Kasse wünscht mir sogar noch gute Reise. Draussen auf dem Parkplatz habe ich dann gleich noch zwei Freundlichkeits-Begegnungen. Eine davon rettet mir das halbe Baguette vor dem Abhandenkommen. Das war durchgebrochen und baumelte nur noch an einem Zipfel. Erstaunlich wie viel man mit ein wenig Freundlichkeit und einem Lächeln bewirken kann. Meine sowieso schon gute Laune steigt noch weiter an. Oh. Und die paar Sachen, die ich gekauft habe, sind sogar noch guter Qualität und schmecken. Sogar das Baguette (obwohl es vom Bäcker sicherlich noch besser gewesen wäre).

Morgennebel MorgennebelAm Morgen war’s noch nebelig und danach gibt die Herbstsonne alles, um das Laub in bestem Licht erscheinen zu lassen. Es macht fast ein wenig den Anschein, als würden die Blätter vor dem Exodus nochmal alles geben wollen.

AbendglühenAbendsonne bricht durch BäumeIch überlege ernsthaft, ob ich nicht die nächsten Tage, sofern sonnig, ebenfalls bis Abends fahre. Das Licht ist einfach grandios und wenn man sich bewegt, sieht man mehr.

Tag 105+106 Ardennen

16. + 17. Oktober – 454.7 km von Altrich nach Romilly Sur Seine

So langsam bekomme ich das Gefühl, dass mir die Zeit wegrennt. Anfangs schienen 5 Monate unendlich lang und jetzt sind nur noch 6 Wochen übrig. Also ab gen Süden, noch ein wenig Wärme tanken.

In Luxemburg bin ich verwirrt. Gestern habe ich gelernt, dass offizielle Landessprache Französisch ist. Aber scheinbar haben’s die Luxemburger nicht so extrem damit wie die Franzosen. Die Schilder an der Strasse sind bunt gemischt in Deutsch und Französisch.

Belgien erkennt man daran, dass die Strassen gleich schlechter werden. Störte mich aber so gar nicht. Im Vergleich zu Luxemburg oder Deutschland wirkts hier aber unaufgeräumt. Baustile sind phantasievoll gemischt und in grösseren Dörfern wird mit Werbetafeln an Gebäuden nicht gegeizt. Auch eine Methode, weniger renovieren zu müssen.

Auf dem Weg wollte ich unbedingt durch die Ardennen. Das hat sichg gelohnt. Die Dörfer werden eindeutig hübscher und es gibt eine recht durchgängige Bebauung mit Natursteinhäusern. Das macht schon gleich was her. Das Auge isst man ja schliesslich mit.

Französiche ArdennenWeiter dann nach Frankreich und hier bin ich gleich nochmal verwirrt. Das erste Mal fühle ich mich in Frankreich ein wenig wie zu Hause. Mir gefällt’s viel besser als sonst. Das kann nicht nur am Strassenbelag liegen, der meiner Meinung nach für Moppeds ziemlich oben an der Liste der Strassenbeläge in Europa ist.

Im Grossen und Ganzen hatte ich fast keinen Regen. Manchmal war die Strasse aber nass. Das zusammen mit Laub ist trotz meines Lieblingsstrassenbelags keine gute Kombination. Das ist die Kehrseite des Herbsts. Das bunte tolle bunte Laub fällt halt irgendwann auch runter.

Herbstliche StrasseIm Laufe des Tages gibts in Frankreich aber nicht nur Herbst. Hier und da bleibt einem der Mund offen stehen, einfach weil’s so schön ist. Am Liebsten hätte ich da hingesetzt und die Herbstsonne genossen. Immerhin habe ich mich bis 16°C hochgekämpft. Ich hoffe das geht so weiter.

Monthermé an der Maas

Tag 104 – Vulkaneifel

15. Oktober – 259.8 km von Marl nach Altrich

Auf dem Weg nach Süden gehts noch bei der Familie an der Mosel vorbei. Liegt ja auch auf dem Weg.

Herbstlaub in der EifelEigentlich wollte ich ja die komplette Strecke über Landstrasse machen. Aber ich hab mal wieder den Ballungsraum unterschätzt. Bei der Inspektion der Route merke ich, dass die im Rhein-Ruhr-Gebiet ausschliesslich durch Städte und Dörfer geht. Das ist mir dann ein bisschen zu viel Entschleunigung und ich entscheide mich dafür, bis kurz hinter Köln auf der Autobahn zu fahren und dann Richtung Eifel abzubiegen.

EifelkurvenWar die richtige Entscheidung. Die Vulkaneifel erweist sich als tolle Moppedstrecke, der Herbst hat hier schon voll zugeschlagen und bietet mir eine farbenfrohe Kulisse.

Gegen sieben wirds dann aber schon empfindlich kalt und ich bin froh, als ich ankomme und mich am Kaminofen wärmen kann.

 

Tag 61 – Herbst

2. September – 235.5 km von Skarsvåg nach Alta

Am Morgen Nieselregen und 8°C. Das hatte ich nicht gebucht. Aber zumindest erwartet. So ist das halt hier oben. Die meiste Zeit ists bewölkt und es regnet. Und Wind gibts meistens auch noch gratis dazu.

Bei der Rückfahrt durch den Tunnel kommt mir der Tunnel dann auch gar nicht mehr kalt vor. Immerhin 9°C hats da drin, das ist ja schon fast warm, verglichen mit den Aussentemperaturen.

Ich habe mir mal den Spass gemacht, und meine 2009 angefertige Einkaufsliste mit heutigen Preisen zu vergleichen. Berücksichtigt sind nur die Produkte, die ich heute wieder finden konnte und es gilt immer noch: Das ist natürlich alles andere als repräsentativ.

BezeichnungNOK 2009EUR 2009NOK 2016EUR 2016EUR 2016 zu 2009
Liter Super bleifrei13,691,5515,811,70+9,87%
Dose Carlsberg 0.5l26,502,9928,903,11+4,11%
Flasche Cola 0.5l13,901,5714,951,61+2,57%
Tafel Haselnussschokolade, 200g26,002,9339,904,30+46,69%
Tüte kleine Möhren, verzehrfertig 200g21,002,3729,903,22+35,90%
Krabben-Schmierkäse17,902,0228,903,11+54,11%
Butter16,901,9129,883,22+68,51%
 135,8915,34188,2420,28+32,18%

Mich fasziniert das Wasser dieser Fjorde. Glasklar und grünlich-türkis. Das gemischt mit den Schieferfelsenformationen, aus denen die Gebirge hier herum bestehen, macht das schon einen besonderen Eindruck.

Schieferfelsen am PorsangerfjordSchieferfelsen am PorsangerfjordFür den Abend habe ich mir ein Zimmer auf einer Huskyfarm gesucht. Bei Trasti & Triene. Die Entscheidung fiel nicht zuletzt durch die Website obwohl ich auch überlegt hatte, ob ich nicht ins Stadtzentrum gehen soll. Hab mich aber dann für die Huskyfarm entschieden, weil’s näher dran ist am echten Norwegen.

Komme grade vom Essen und mir fällt nur eins ein: Wow! Ich sag’s mal so: Ich mag eigentlich keinen Blumenkohl und kein Wurzelgemüse(püree). Eins hab ich aber gelernt: In ner guten Küche schmeckt alles, auch das was man sonst nicht mag. Und ich hab zweimal Nachschlag nehmen müssen, weils so lecker war. Inklusive Blumenkohl und Gemüsepürree. Und dabei noch nett mit zwei Australiern Tisch-Small-Talk gehabt. Grosse Empfehlung für das Haus und die Zimmer sind für norwegische Verhältnisse sogar bezahlbar.

Und wenn ich Glück habe, gibts sogar heute Polarlichter. Zumindest gabs gestern welche, sagte der Koch. Da war ich aber noch am Nordkapp eingenebelt.

Herbst in KvalsundAuf dem Weg hierher wurde es dann aber noch empfindlich kühl. 4°C und Nieselregen nebst Wind. Auf Englisch heisst das so schön: crisp. Beim herbstlichen Fototermin mit Wald treffe ich zwei Radfahrer aus Sachsen und wir kommen ins Gespräch. Die beiden haben noch ne Ecke vor sich. Ich bewundere die Leute, die sich hier durch die Kälte mit Muskelkraft und dem Zelt durchschlagen. Das nenn ich Sportsgeist. Ich für meinen Teil war froh, als ich dann ne heisse Dusche nehmen konnte.

Am Montag ist mein Inspektionstermin in Tromsø. Ich habe so das Gefühl, dass das die nördlichste BMW Werkstatt der Welt ist. Zumindest hab ich keine gefunden, die weiter nördlich also auch früher auf meiner Route wäre.

[Edit 2016-09-02 Einkaufsliste ergänzt]