Motorrad-Reisen und -Touren

Schlagwort Archiv: Motorrad

Tag 81 – Single Track Roads extrem

22. September – 112.1 km von Foyers nach Inverness und zurück

Kurze Rundtour heute nach Inverness. Auf wunderbaren kleinen Strassen durch die Highlands hin und am Loch Ness zurück.

ZweispurigIch dachte ja, ich hätte hier schon schmale Strassen gesehen. Aber es ging noch schmaler. Immerhin. Es waren zwei Spuren da. Eine für jede Spur am PKW. Heute gabs dann auch nur sehr wenige Passing Places für den Gegenverkehr. Nur gut, dass ich keinen Rückwärtsgang am Mopped hab.

Unterwegs am Loch Farr vorbei. Das hat sich bei Königswetter einfach so vors Mopped geworfen. Ich stelle fest, dass ich unfassbares Glück mit dem Wetter habe. Es gibt Leute, die wohnen hier schon eine Weile und haben Loch Farr, Ullapool und Knocken Crag noch nie ein einer einzigen Woche bei schönem Wetter gesehen. Es hat im Grunde genommen noch nicht geregnet, seit ich hier bin und es fängt wohl erst am Samstag bei der Abfahrt an. Mal sehen, ob ich das auch noch wegdiskutiert bekomme.

Angler auf Loch Farr Stilleben mit Baum am Loch Farr Loch Farr

Pickled EggsSlices LemonsIn Inverness in einen grossen Supermarkt. Ich könnt ja stundenlang da drin bleiben und mir die Produkte anschauen, die man in anderen Ländern so hat. Oder nicht hat. Hier gibts so ziemlich alles in Dosen. Aber keine Sauerkirschen. Vanillezucker wohl so gar nicht. Den muss man von Deutschland importieren.

Immerhin habe ich ein paar landestypische Dinge einkaufen können und hoffe, dass ich das alles mitbekomme.

Last but not least: Endlich ein paar Fotos vom Loch Ness. Trotz Meerzugang Süsswasser. Ich habs probiert.

Und ich kann nichts dafür. Das Gras ist so grün.

Schaafe am Loch Ness Loch Ness

 

 

 

Tag 79 – Ullapool

20. September – 286.9 km von Foyers nach Knockan Crag und zurück

So langsam geht das komische Gefühl weg, das ich vor nicht einsehbaren Linkskurven habe. Ganz manchmal denke ich in der Dämmerung noch Oje, da kommt mir einer entgegen und ich bin auf der falschen Spur. Aber auch das wird weniger.

InvernessInverness macht an manchen Stellen den Eindruck eines lebendig gewordenen Miss Marple Films. Ich hätte mich nicht gewundert, wenn sie plötzlich aus einem der Häuschen rausgesprungen wäre.

Bei unseren Motorradtreffen habe ich die Engländer immer für Heizer gehalten. Aber jetzt weiss ich, dass die einfach nur normal fahren. Ist ja auch kein Wunder. Wer es gewohnt ist, auf einspurigen Strassen mit Gegenverkehr mit fast 100 km/h zu fahren, der langweilt sich bei einer gut ausgebauten Landstrasse. Ich habe übrigens gefragt: Wenn in Ortschaften die Geschwindigkeit nicht explizit runter geregelt ist,  dann gelten 60 mp/h, also 97 km/h. Ich finde das nicht ungefährlich. Nur um nochmal auf die Sache mit den Steckdosen im Badezimmer zurück zu kommen.

Die Hitzewelle hat mich heute voll erwischt. Ich schwitze mir bei über 18°C den Wolf und fange an, die Heatwaves zu begreifen, von denen die Leute hier reden, wenn es über 20°C werden. Komischwerweise fühlen sich hier 14 oder 18 Grad auch richtig warm an solange kein Wind geht.

Aber es ist genau das richtige Wetter um gefühlt zum Ende der Welt zu einem Geologiepark zu fahren um ein wenig über die Enstehungsgeschichte der Erde zu erfahren.

Ansonsten heute wieder Fototag. Gibt auch genug. Die meisten Bilder sind nicht weit voneinander entstanden. 20 – 30 km sind hier landschaftlich schon eine Weltreise. Die Farben sind übrigens wirklich so. Da war kein Photoshop im Spiel.

 

 

 

Tag 78 – Applecross

19. September – 350.4 km von Foyers nach Applecross und zurück

Passing PlaceGestern dachte ich ja zuerst, Schottland wäre ja ganz nett anzuschauen. Aber die Strassen seien nicht so der Hit. Aber da war ich auch noch nicht von den Hauptstrassen runter. Was hab ich mich getäuscht.

Nicht für AnfängerStrassen gibt es hier. Unfassbar toll. Grade die Schleife oben im Nordwesten auf der Karte gehört seit heute absolut zu meinen Lieblingsstrassen: Einspurig mit regelmässigen Passing Places an denen zwei Fahrzeuge nebeneinander passen. Bis auf über 500m Höhe in wenigen Kilometern mit spektakulären Aussichten. Die reinste Achterbahn mit Steigungen und Gefällen, die sich abwechseln. Es wird vor Hidden Dips und Blind Summits gewarnt. Nicht umsonst wird auch davor gewarnt,  dass die Strasse nicht für Anfänger geeignet sei. Aber bin ich ja glücklicherweise auch nicht.

Eigentlich finde ich es sackgefährlich, so eine Strasse in beide Richtungen befahrbar zu machen. Aber das ist wohl hier kein Problem.

Steckdosen im Badezimmer dagegen sind so gefährlich, dass sie verboten sind.

Summa summarum ein rundum gelungener Tag und ich sage meiner Gastgeberin an dieser Stelle ein dickes Dankeschön 🙂

 

[Edit, 20.9.216, km korrigiert]

 

Tag 77 – Highlands

18. September – 489.3 km von Newcastle nach Foyers

Der Linksverkehr ist erstmal sehr gewöhnungsbedürftig. Ich fühle mich ein wenig wie ein Fahranfänger und im allerersten Kreisverkehr erschrecke ich ganz ordentlich, als mir ein Fahrzeug aus der ‚falschen‘ Richtung entgegenkommt. Aber man gewöhnt sich schnell dran. Am erstaunlichsten fand ich, dass es nach ein paar Kilometern schon ganz von selbst und ohne Nachdenken an einer Kreuzung erst nach rechts, und dann erst nach links zu gucke. Nur an komplizierten Kreuzungssituationen bin ich zunächst noch etwas verloren. Aber auch das legt sich. Ebenso gewöhne nich ich wieder schnell an Geschwindigkeiten und Entfernungen, die in Miles (per hour) und Yards gemessen werden.

Schottische GrenzeDie Schottische Grenze ist tatsächlich eine Grenze und mir wird erstmal bewusst, dass das mit Grossbritannien, England, Schottland und Wales viel näher am Konstrukt der EU mit den einzelnen Ländern als an einem Land mit Bundesländern ist. Jetzt kann ich mich über den Brexit gleich noch mehr amüsieren.

In Schottland ist das Gras grünerIrgendwie ist das Gras in Schottland auch grüner, als das in England. Aber das mag natürlich täuschen. Liegt bestimmt nur am Licht.

Schottischer HofDie Schotten sind mir gleich sympathisch. In einer Kolonne hinter einem langsamen LKW passiert mir etwas, das habe ich noch nie erlebt: Autos in der Kolonne ziehen auf meiner Spur zur Seite, damit ich trotz des Gegenverkehrs überholen kann.

Und dann in die Highlands. Die Vegatation ist ein wenig wie am Nordkapp. Flechten und Gräser, wenig Bäume. Ab und an ein Hof. Viel Wind. Nur hügeliger ist es. Aber sehr, sehr hübsch anzuschauen. Ich mag das.

Highlands

[Edit 19.9.2016: Rechtschreibkorrekturen]

Tag 76 – Eine Seefahrt die ist lustig

17. September – 386 km von Berne nach Ijmuiden

Heute gehts per Fähre vom Festland Richtung Großbritannien und danach nach Schottland in die Highlands zum Loch Ness. Eigentlich wollte ich die Tour ja komplett auf dem Landweg machen. Aber da der Abstecher nach Schottland quasi ‚on top‘ ist (liegt ja auf dem Weg), kann ich das mit meinem Gewissen sehr gut vereinbaren, dafür nicht selbst zu fahren. Wäre ja auch schlecht möglich. UK ist halt doch eine Insel.

Damit es auch garantiert keine Chance gibt, dass ich die Fähre nach Newcastle verpasse, entscheide ich mich für Autobahn. Eine Stunde Reserve habe ist im Gepäck. Von daher war das Aufregendste heute der Stau, der mich trotz stauverkürzender Massnahmen fast 40 Minuten gekostet hat. Dazu die Umleitung in den Niederlanden, die mir weitere 10 Minuten Verzögerung verpasst. Aber es hat gereicht und ich bin just in time.

Lästig ist die Erkältung, die ich mir eingefangen habe. Hoffe mal, dass die bald wieder weg ist.

Princess SeawaysPrincess SeawaysDie Fähre hatte ich mit http://www.directferries.de/ gebucht. War ja ein wenig skeptisch, ob das so alles funktioniert, aber war TipTop. Einwandfrei und keine Probleme. Das Schiff ist um Klassen besser, als das, was ich letztes Jahr nach Sardinien hatte. Das fängt schon bei der Auffahrt auf die Fähre an und geht beim Einchecken weiter.

Abendessen hatte ich gleich mit gebucht. Weil ich eh nichts Besseres zu tun hatte, habe ich mich durchs Buffet gefuttert. So schlimm kann die Erkältung nicht sein. Essen hat super geschmeckt und war wesentlich besser, als ich erwartet hätte. Sogar richtig gut. Nur der Nachtisch, der kam aus der Retorte. Aber das hat dem Ganzen keinen Abbruch getan.

Der einzige kleine Wehrmutstropfen: Ich hab ‚den Säugling‘ in der Kabine nebenan. Und er macht sich lautstark bemerkbar, so dass ich jedes Quäken und Füssestrampeln durch die dünne Kabinenwand hören kann. Mal sehen, wie gut meine Ohrstöpsel sind und ob ich genügend Schlaf bekomme, um die Erkältung in Schach zu halten.

Dafür habe ich die Zweierkabine für mich alleine. Auch nett.

Tag 75 – Halbzeit

0 km mit dem Mopped, immer noch in Berne

Heute ist der Tag, an dem die Hälfte der Reise noch vor mir liegt. Bei all dem, was ich schon erlebt habe, kommt mir das unglaublich vor. Ein wenig Statistik:

  • Über 15’000 km
  • Fast zwei Sätze Reifen aufgebraucht
  • Unzählige Fast-Unfälle durch unvorsichtige Auto- und LKW-Fahrer
  • 1 mal Reifen platt
  • 1 Fast-Demolage des Moppeds durch Unwetter
  • 1 defektes Navi
  • 0 sonstige Defekte am Mopped
  • 1 mal Inspektion in der nördlichsten BMW Werkstatt der Welt
  • Temperaturen von 5 – 38 °C
  • Viele tolle Übernachtungsmöglichkeiten
  • Ein paar so richtig schlechte Übernachtungen
  • 1 neues Lieblingsrestaurant/Pension in Norwegen (link zu Trasti und Trine)
  • 1 neuen Lieblingscampingplatz in Litauen (Link zum Post)
  • 1 neue Lieblingsstelle zum ‚wild‘ Campen in Finnland
  • Keine schlechten Erfahrungen mit Kriminalität oder anderen Menschen, die mir Böses wollen
  • Nichts, was ich an Equipment vergessen hätte oder vermissen würde
  • 25 Grenzübertritte
  • 22 verschiedene Länder
  • Über 5’509 Fotos
  • Davon über 1’000, die ich mir als Favoriten für die Tour gemerkt habe
  • 1 Lieblingsfoto (Bild)
  • 344 GB GoPro Videos
  • Jede Menge Eindrücke, die mir mein Leben lang in Erinnerung bleiben werden
  • Wieder einmal die Erkenntnis, dass die Welt schön ist

Tag 74 – Entspannen im Arboretum

15. September – 0 km mit dem Mopped

Heute war Entspannen angesagt. Einfach mal nichts tun und Natur geniessen.

Bin seit 12 Jahren das erste Mal wieder im Arboretum Neuenkoop und nachhaltig beeindruckt. Hier wurde echt was auf die Beine gestellt und ich komme aus dem Schwärmen gar nicht mehr raus.  Da kann man die Seele baumeln lassen und einfach nur geniessen.

Erstaunlich, wie viele exotische Pflanzen in Deutschland wachsen. Da sind einige dabei, von denen hätte ich im Leben nicht gedacht, dass sie die hiesigen Winter übestehen. Ist aber wie beim Snowboard-Unterricht: Geländewahl ist das A und O des Erfolgs.

Fun-Fact des Tages: Die Kastanie ist gar kein einheimischer Baum. Er wurde von den Eiszeiten hier ausgelöscht und erst nach 1492 wieder eingeführt. Wer hätte das gedacht?

Wer übrigens einen Job sucht: Hier wird Hilfe gebraucht. Einfach mal dort melden.

Tag 73 – Deutschland

14. September – 317,9 km von Harrislee nach Berne

Am Morgen die ‚Überraschung‘: Die Fernbedienung der GoPro ist wieder tot und lässt sich auch am Rechner nicht zum Leben erwecken. Na das hat ja nicht lange gedauert. Das Gute: Beim Anschliessen ans externe 2A Ladegerät erschrikt sie sich und fängt an zu laden. Also den Support nochmal angemailt. Weil ich ja weiss, dass die etwas unter Last sind gleich hinterher telefoniert damit ich die Chance auf einen Austausch habe, solange ich in Deutschland unterwegs bin und einigermassen fixe Stationen habe. Und siehe da: Wird auf Garantie ausgetauscht. Zumindest sagen sie das. Ob das jetzt wirklich klappt, da lasse ich mich mal überraschen.

Deutschland zeigt sich erstmal von seiner besten Seite mit leeren Landstrassen die richtig Spass machen. Die Strecke ist wieder unter Vermeidung von Autobahnen geplant und führt mich durch Hamburg. Gute Idee, dachte ich erst. Kann ich mir die Stadt zumindest vom Mopped aus angucken. Aber ich hatte total verdrängt, wie furchtbar das für mich ist, mich durch eine Stadt im Stadtverkehr zu quälen. Dass es 31°C im Schatten ist, macht die Sache nicht besser. Daher lieber doch auf die Autobahn und schnellstmögilch da durch. So kühlt wenigstens der Fahrtwind ein wenig. Nach Hamburg gehts wieder richtig schön weiter.

An einem Waldweg mache ich Pause als auf der anderen Strassenseite ein Pferd von seiner ‚Reiterin‘ am Halfter durch den Wald geführt wird. Offensichtlich errege ich die Aufmerksamkeit des Pferdes. Es will unbedingt die Strasse überqueren, um zu sehen, was denn da so auf zwei Rädern steht. Die beiden kommen rüber, das Pferd überzeugt sich davon, dass das Mopped weder ess- noch besteigbar ist und die beiden ziehen über die Strasse wieder von dannen. Sowas ist mir auch noch nicht passiert.

Und wieder eine Supermarkterfahrung mit nicht tagestauglichen Packungen gemacht. Bei Lidl gibt es nicht ‚1 Eis‘. Man muss immer eine ganze Packung kaufen. Dafür gibts Erdnüsse und zu meinem Eis bin ich dann beim Edeka gleich gegenüber gekommen 🙂

 

Tag 67 – Fahren

8. September – 450 km von Arvidsjaur nach Östersund

Heute ist wieder Strecke machen angesagt. Am 14./15. will ich in Oldenburg sein. Eigentlich wollte ich nur 350 km, aber in Strömsund war nur ein ‚Hotel‘ als Erweiterungsgeschäft eines Seniorenwohnheims oder Campingplätze ohne Rentiere in SchwedenWLAN zu bekommen. Also gleich mal 100 km weiter. Dann hab ich die auch schon.

Nett, dass mich Schweden auch gleich mit Rentieren beglückt. Ich hatte sie schon vermisst 😉

Schotter in SchwedenUnd das Navi schickt mich kurvenreich bei Königswetter und perfekten Temperaturen auf 28 km Schotter und dann nochmal zwei kürzere Stücke im Laufe des Tages. Die konnte ich einfach nicht auslassen. Das war zu verlockend. Strecke hin oder her.

Weil ansonsten kommt zwar die ein oder ander Krümmung in der Strasse, im Wesentlichen geht es aber geradeaus. Wenn die Strasse nach Westen abbiegt in die tiefstehende Sonne. Da ist nicht viel mit Gucken und man bekommt Zeit über Gott und die Welt zu meditieren. Verkehr ist natürlich auch keiner, wenn man man mal von ein paar Autos in der Stunde absieht.

Dabei kommt mir auch eine bessere Struktur für das Menü hier in den Sinn, was auch gleich schon umgesetzt wurde.

Und fast am Ende wirft mir Schweden noch einen See mit Steg vor die Füsse an dem ich eine Pause einlegen musste. Ich konnte nicht anders.

Russfjärden, SchwedenVon GoPro habe ich übrigens immer noch keine Antwort auf meine Supportanfrage erhalten. Die angekündigten 1-2 Werktage wurden so schnell mal zu vier. Bin gespannt, ob da noch was kommt. Immerhin bekomme ich so Übung, die Kamera während des Fahrens zu bedienen. Und just heute flattert mir die Ankündigung der neuen Garmin VIRB® Ultra 30 in die Mailbox. Die braucht keine Fernbedienung und hat Sprachsteuerung. Mal sehen, ob sich GoPro noch rührt.