Motorrad-Reisen und -Touren

Schlagwort Archiv: Portugal

Tag 126 – Kilometer fressen

6. November – 431.7 km von Ponte de Sor nach Sevilla

Motto des Tages: Auf schnellstem Wege, aber nicht über Autobahn und nicht über Los zum Reifenwechsel nach Sevilla. Reifenwechsel ist morgen Nachmittag und so hab ich Vormittags noch Zeit, mir ein wenig die Stadt anzuschauen.

Auf dem Weg komme ich sowohl in Portugal, als auch in Spanien an diversen, für mich sehr nach Protz und Southfork Ranch aussehenden ‚Einfahrten‘ vorbei

Farm Einfahrt in Portugal

Ich blicke zuerst nicht, was das soll. So einen wirklichen Zweck (ausser protzen und schick ausschauen) scheinen die Dinger nicht zu haben.  Später komme ich dann dahinter, als ich an einem vorbei fahre, das scheinbar einsam, verlassen und ohne Haus am Rand eines Olivenhains steht. Von der Strasse aus kann man tatsächlich nichts sehen und ich vermute, dass sich diese Einfahrten mal entwickelt haben, damit man überhaupt die Einfahrt zum Haus findet falls das Haus sehr weit ins Gelände gebaut ist.

Ansonsten gibts in Portugal massig von der Strasse aus sichtbare und weggehende nicht gepflasterte Wege. Mich juckt es schon sehr, mal zu gucken wo die hin gehen. Zugunsten von Strecke und Reifenwechsel verzichte ich aber auf Experimente.

Später in Spanien mal wieder: Rien ne va plus.  Dumm nur, dass hier die die Verbindungsstrasse zwischen meinem Standort und der Strasse nach Sevilla gesperrt ist. Ich überlege kurz und entscheide mich dann, dass ich ja zu einer der Fincas will, die da an der Strasse stehen. Nützt aber auch nichts. Nach ein paar Kilometern faucht und raucht die Strasse vom neuen Teerbelag und ich möchte nicht derjenige sein, der vor allen Arbeitern die ersten Spuren in den noch heissen Teer zieht. Also mal wieder grossräumige Umfahrung angesagt. Dieses Wort könnte das Motto für die  ganze Tour sein. Die Schweiz habe ich in gewissem Sinne ja auch grossräumig umfahren.

Strassensperre in Spanien

Tag 125 – Digitaler Hausputz

5. November – Mopped steht immer noch im Hof der Pension in Ponte de Sor

Na immerhin habe ich den zerdetschten Koffer wieder soweit grade gebogen, dass ich ihn einigermassen wieder zu bekomme. Dicht ist der bestimmt nicht mehr. Aber egal. Das ist jetzt halt so. Ich hab geändert, was ich ändern kann, lasse, was ich nicht mehr ändern kann und bin weise genug, das eine vom anderen zu unterscheiden. Frei nach dem Gelassenheitsgebet.

Im Übrigen war heute digitaler Hausputz angesagt. Mal viele Dinge gemacht, für die sonst die Zeit einfach zu schade ist.

Ausserdem das Video vom 25.10. mal geschnitten. Das stand auch schon länger auf meiner Liste. Naja. Seit dem 25.10. halt 😉

Und wieder um eine Erfahrung reicher. Für die Portugiesen scheint der Koriander wie für die Litauer der Kümmel. Er ist einfach überall drin. Beides, um das mal vorsichtig auszudrücken, eher nicht so meine Favoriten. Aber heute hatte ich was, da schmeckte der Koriander sogar. Ich hab’s aufgegessen bis zum Schluss. Eine Art Semmelknödel, aber länglich mit viel Koriander. Das passte gut zusammen und zeigt mal wieder: Probieren geht über Studieren.

 

 

Tag 124 – Werbung für Heidenau Reifen

4. November – 0 km mit dem Mopped

DAS hatte ich nicht gebucht. Nachdem ich jetzt über einen Monat von Regen jeglicher Art verschont geblieben bin und ja gen Süden fahre, wo es weniger regnet, habe ich aufgehört, die Wettervorhersage genauer anzuschauen. Auch wegen der Temperaturen nicht. Wird ja eh immer wärmer. Oder so.

Tja. So kann man sich täuschen. Als ich das Fenster aufmache regnet es. Und zwar so richtig. Das fiele in der Schweiz schon unter sehr starker Schauer. Nur sind wir hier nicht in der Schweiz sondern in Portugal, genauer gesagt Ponte de Sor. Und scheinbar hat Schauer hier eine andere Bedeutung als bei uns. Hier bedeutet das: Es regnet auch mal ne Stunde nicht.

Normalerweise fände ich Regen bei 20°C nicht so schlimm. Wird die Kombi auch mal wieder sauber.

Nachdem ich jetzt aber eine Woche lang versucht habe, neue Reifen zu bekommen,  sind sie jetzt so runter, dass fahren auf den glitschigen Strassen ein Kamikaze-Unternehmen wäre. Plötzlich bekommen neue Reifen eine noch höhere Prio als eh schon. Weil: Ich stecke fest. Morgen soll es nochmal so werden. Ab Sonntag ist dann wieder trocken. Ich hätte ja mit Vielem gerechnet, aber nicht dass ich Südeuropa wegen Regens feststecke. Das klingt genau so idiotisch wie es ist.

Auch meine Gastgeber, von der Casa da Fonte, die sich wirklich ins Zeug gelegt haben, konnten nichts erreichen. Frühester Termin hier im Ort wäre Montag gewesen, womit ich dann nicht nur das Wochenende sondern auch wahrscheinlich den Montag hier wäre. Es ginge also dann erst Dienstag weiter und das für Tarifa, Gibraltar und dann nach Barcelona bis Freitag. Das ist dann doch ein wenig sehr viel Strecke für wenige Tage.

Aber es gibt auch gute Nachrichten. Wenn man jemanden kennt, der jemanden kennt, der jemanden kennt, dann geht vieles. Lange Rede, kurzer Sinn: Über die Bündner bin ich über Reifenwerk Heidenau an deren Spanien-Distributor Rodamoto gelangt. Und die haben das Unmögliche möglich gemacht: Ich habe am Montag einen Termin in Sevilla. Dahin komme ich bei trockenem Wetter grade noch so. So bekomme ich dann auch mal einen Heidenau K60 Scout auf die Felgen. Den wollte ich eh schon lange mal probieren. Und ich finde das den Hammer in Sachen Kundenservice. Ich meine, wo geht man über den Reifenhersteller, um eine Garage zu finden, die einem die Reifen wechseln kann. Normalerweise ist der Weg andersrum. Von daher bin ich mir nicht zu schade, hier die Werbetrommel für Heidenau zu rühren. Ganz, ganz grosses Lob!

Das Lob geht ebenso an alle anderen, die mitgeholfen haben. So viel Unterstützung und Hilfsbereitschaft von Menschen die ich vor einer Woche noch nichtmal gekannt habe finde ich einfach unglaublich toll.

Apfelsinen in Ponte de Sor

Die Gelegenheit habe ich dann heute mal genutzt, um Fotos zu sichten und sortieren, Lesezeichen auszumisten und sonstige Dinge zu tun, die man mal tun müsste, aber dafür normalerweise die Zeit zu schade ist. Und bin in einer Regenpause durch Ponte de Sor gelaufen.  So als Mittel-Nordeuropäer finde ich das nach wie vor sehr erstaunlich, dass hier Zitronen, Apfelsinen und Oliven in Vorgärten wachsen wie bei uns andere Ziergewächse. Natürlich ist mir klar, dass die hier wachsen, aber verblüfft bin ich trotzdem.

Die Regenpause hält genau so lange, bis ich aus dem Supermarkt komme. Dabei entdecke ich eine weitere Selbstverständlichkeit, die man erst wahrnimmt, wenn sie fehlt: Regenrinnen. Offensichtlich gibt es hier so wenig Regen, dass man es nicht für notwendig erachtet, Regenrinnen an die Dächer zu montieren. Die Folge: Der Regen läuft das Dach runter und fällt dahin wo er dann halt hinfällt. Und das ist passenderweise genau dahin, wo man lang läuft, wenn man zu Fuss geht. Es dauert also nicht lange und ich bin pitschnass. Warmer Regen zwar, aber nass ist nass.

Dafür habe ich dann heute Abend nochmal die Gelegenheit, portugiesische Leckereien im Restaurant nebenan zu probieren. Gestern war’s schon nicht schlecht. Spannend dürfte die Speisenauswahl werden. Google Translate hat nämlich zumindest bei französischen und portugiesischen Speisekarten eine unterirdische Übersetzungsquote. Und hier ist die Speisekarte handgeschrieben. Das wird Essen nach dem Motto: Ich hätte gerne das was die da haben. Weil die übersetzbaren Speisen hatte ich gestern schon 😉

Tag 123 – Endspurt

3. November – 341.7 km von El Barco de Ávila nach Ponte de Sor

Abgesehen davon, dass ich heute morgen erst spät losgekommen bin, treibt mich das weiter schwindende Profil meiner Reifen in Richtung nächster Reifenwechsel. Ausserdem habe ich jetzt nur noch knapp ne Woche für den Rest der Iberischen Halbinsel. Daher gabs den Sprung über die Grenze nach Portugal.

Man merkt eindeutig, dass hier Süden ist. Das Thermometer sinkt kaum noch unter 15°C, meist so um die 20. Sogar wenn die Sonne schon untergegangen ist. Die Wegebegleitgrün-Kakteen werden immer häufiger, grosse Dattelpalmen und Orangen mit Früchten säumen die Strassen. Und die ersten Olivenhaine tauchen auf.

Olivenhain bei Pozuelo de Zarzón, Estremadura, Spanien

Mit der Pension hatte ich mal wieder Glück. Scheinbar kann man bei booking.com blind buchen, was eine Bewertung über 9 hat. Die Gastgeber sprechen sogar englisch und haben mir zwei Adressen in der Nähe gegeben, wo ich ggfs. neue Reifen herbekommen kann. Mal sehen, ob das morgen noch klappt. Meine bisherigen Versuche in Spanien an neue Reifen zu kommen sind seit einer Woche kläglich gescheitert weil meine englischen Mails, vermutlich wegen Sprachproblemen, unbeantwortet blieben. Anrufen bringt unter diesen Umständen auch rein gar nichts. Da ich ja nun naturgemäss unterwegs bin, ist das Finden der richtigen Werkstatt an dem Ort, an de ich übermorgen sein werde, ein bewegliches Ziel. Und das geht halt nur per Mail oder Telefon. Immerhin haben ich jetzt dank den Bündnern die Kontaktdaten von Heidenau Spanien,  die englisch sprechen. Nur leider einen Tag zu spät.

Eigentlich soll’s dann morgen zur letzten Bratwurst vor Amerika gehen, zum westlichsten Punkt von Festlandeuropa, Cabo da Roca. Die haben allerdings (was für ein miserables Timing), morgen den letzten Tag der Saison 2016. Na wenn sich das mal nicht mit meinen Reifen beisst. Egal. Ich fahr trotzdem hin. Norden und Westen hätte ich dann schon in der Tasche.

Spannend fand ich auch, mal Portugiesisch zu hören. Bisher dachte ich fälschlicherweise, dass Portugiesisch und Spanisch nah beieinander lägen. Weit gefehlt. Vom Klang her zumindest erinnert mich Portugiesisch eher an eine slawische Sprache. Zumindest hatte ich den Eindruck vom laufenden Fernseher im Restaurant heute Abend. Ob das natürlich Portugiesisch war, kann ich nicht beurteilen. Hab ja kein Wort verstanden. Aber es ging zumindest um einheimische Themen.