Tag 133 – Knack
13. November – 0 km von in Barcelona
Hauptprogrammpunkte heute: Die langsam abklingende Infektion und dadurch bedingte Verlängerung der Nachtruhe sowie die Sangrada Familia von innen und oben.
Was mich ja unter anderem sehr fasziniert, wie die da in luftiger Höhe die Kräne aufgebaut haben und das hält. Wie haben die die da hoch bekommen auf die Höhe der oberen Abschlüsse der kleineren Türme?
Die Aussicht von oben auf die Stadt und auf die laufenden Bauarbeiten war nicht von schlechten Eltern.
Hoch ging’s mit dem Aufzug, runter wurde gelaufen. Im Gänsemarsch. Viel Mehr Platz gabs da auch nicht.
Weiter runter ging’s über eine Treppe ohne Mittelsäule. Da konnte ich von oben nach unten durchgucken. Das war, gelinde gesagt ein wenig seltsam.
Dann nach Innen. Der Audioguide hat sich definitiv gelohnt. Man erfährt viel, was einem sonst sicherlich nicht auffallen würde.
Die Fenster sind einfach unglaublich und leuchten die ganze Kirche farbig aus.
Decke und Säulen können sich ebenfalls sehen lassen.
Danach Tapas Essen und zurück zum Hotel, gemütlich den Abend ausklingen lasen. Zumindest war das der Plan. Zum Zimmer 614, Schlüsselkarte davor gehalten, grüne Lampe leuchtet, Türklinke drücken. Geht etwas schwer und ich drücke stärker. Dann geht sie mit einem Knack runter und bleibt in dieser Stellung stehen. Natürlich ist die Tür nicht auf.
Also runter zur Rezeption. Die Situation kurz erklärt und um Hilfe geben. Die Rezeptionistin nimmt sich die Generalkarte aber hat mit der natürlich ebensowenig Erfolg wie ich. Wir diskutieren ein wenig und einigen uns darauf, dass das Zimmer aufgemacht wird. Noch heute. Da das Hotel eine Sauna hat einigen wir uns auch darauf, dass es einen Saunabesuch gibt während sie sich um die Öffnung der Türe bemüht.
Nach dem ersten Saunagang auf die Terasse und an der Bar einen Gin-Tonic bestellt. Aufs Zimmer schreiben lassen. Bei 614 blickt der Barkeeper auf und sagt etwas von: Aaah. The blocked door mit einer Bewegung einer runterdrückenden Türklinke. Ich war etwas erstaunt, dass das schon durch’s ganze Hotel ist mit dem Malheur, aber es stellt sich dann raus, dass die Rezeptionistin ihn wohl auch um Hilfe gebeten hatte, er aber nichts ausrichten konnte.
Da mittilerweile schone eine gute Stunde rum ist, denke ich, ich geh mal gucken. Da hab ich aber geguckt.
Mittlerweile war der Schlüsseldienst da und versuchte das Schloss aufzubekommen. Das wohl schon eine halbe Stunde lang und ziemlich erfolglos. Die Rezeptionistin war auch dabei und war sich sicher, sie bekämen die Türe auf. Ich sage so: Kein Problem, hätte grade oben auf der Terasse einen Gin & Tonic bestellt und ich wäre oben. Natürlich war ich, kam ja grade aus der Sauna, noch im Bademantel und Hotelschlappen. Die Rezeptionistin guckte mich von oben bis unten an und vergewisserte sich dann: Oben? Auf der Terrasse? Draussen? Sie hatte einen Blick drauf, aus dem sich ganz deutlich schliessen lässt, dass Spanier Mitte November bei 15 Grad im Bademantel wohl eher nicht auf der Dachterasse sitzen. Ich hab die Gedankenblase über ihrem Kopf förmlich gesehen: Die Irren Deutschen.
Wie auch immer. Der Gin & Tonic (mit Hendrick’s, ohne Tanqueray aber dafür mit Gurke), war gut. Danach also nochmal runter gucken. Und dann hab ich gleich nochmal geguckt. Die Türe war immer noch nicht auf und verwaist.
Auf dem Weg zurück zum Aufzug steigt der Schlüsseldienstler aus dem Aufzug aus. Mit zwei Gasflaschen in der Hand und einem freundlichen Hola auf den Lippen. Gedacht habe ich: Oha. Schweres Geschütz. Mein Blick war wohl aber eher in etwa so wie der von der Rezeptionistin vorher. Zu dem Zeitpunkt dachte ich noch an den Betrieb eines Schweissbrenners oder ähnlich.
Was macht man also, wenn man mitten in der Nacht im Hotel nicht ins Zimmer kommt: Also zur Bar nach unten noch was trinken.
Just in dem Moment gibt der Nachtportier grünes Licht für die offene Tür. Da war die Freude gross. Ich hatte aber zu dem Zeitpunkt noch keine Ahnung, wie richtig ich mit schweres Geschütz gelegen hatte. Der Schlüsseldienstler hatte nämlich die Gasflaschen nicht etwa dazu genutzt, um etwas aufzubrennen, sondern er hat die Türe damit aufgerammt. Das sowohl erfolgreich als auch mit entsprechenden Schäden am Türrahmen.
An der Türe war noch deutlich der Abdruck der Gasflasche zu sehen.
Soviel steht fest: In dem Hotel bricht man nicht mal so eben in ein Zimmer ein.
Bei all dem Zinnober auf dem Gang, inklusive des Aufkommens der Tür war das alles bestimmt nicht leise. Ich frage mich, was der Gast neben dem Zimmer wohl gedacht hat, der das ‚Bitte nicht stören‘ Zeichen aktiviert hatte….